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Superscape 2020 im Zeichen der Mischnutzung

von redaktion
Superscape 2020

MIXED-USE lautet das Motto des diesjährigen Superscape Innovationspreises für Architektur und Stadtentwicklung. Für den von JP Immobilien und der WBV-GPA Wohnbauvereinigung für Privatangestellte ausgelobten Preis wurden 153 Konzeptskizzen von Teilnehmer*innen aus 31 Ländern eingereicht. Nun wurde die Shortlist bekannt gegeben, auf die es insgesamt sechs Konzepte geschafft haben.

Das Thema „Mischnutzung“ könnte kaum aktueller sein und eröffnet sehr differenzierte Möglichkeiten als Teil einer nachhaltigen, lebenswerten und also zukunftsfähigen Stadtentwicklung. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Produktion im urbanen Raum. Die Einreicher*innen – Absolventinnen eines Studiengangs der Architektur, Landschaftsarchitektur, Raumplanung oder Design einer Universität, Fachhochschule oder Akademie – waren aufgerufen „innovative Potenziale und Problemlösungen der Architektur und Stadtplanung auszuloten sowie visionäre Zukunftsblicke und gestalterische Experimente zu wagen, die auf Herausforderungen des städtischen Raums im Jahr 2050 eingehen.“

Die Jury des Superscape 2020 (Angelika Fitz, Claudia Nutz und Andreas Rumpfhuber) wählte folgende Projekte auf die Shortlist:

Milla Koivulehto, Josef Steckermeier und Thomas Benedikt Spitzer aus Biel in der Schweiz beschäftigten sich in ihrem Vorschlag „Metamorphose“ mit Siedlungsstrukturen der Zwischenstadt. Welche Potenziale in Bezug auf Wohn- und Lebensformen von morgen birgt Suburbia und mit welchen Konzepten kann eine ganzheitliche, nachhaltige Entwicklung bewerkstelligt werden? Klara Jörg aus Wien erforscht in ihrem Projekt Communal Power Plant die Möglichkeiten erneuerbarer Energieproduktion in ehemaligen europäischen Kohlestädten. Als konkretes Beispiel wird ein Wegesystem (Solar- und Hydropfad) durch die ehemaligen Arbeiterviertel von Puertollano (Spanien) vorgeschlagen. Die Maßnahmen sollen die Selbstversorgung mit erneuerbaren Energien gewährleisten.

Eva Herunter, ebenfalls aus Wien, denkt mit „Die anderen Räume“ über Stadt als Ökosystem nach. In dieser Vision besteht die Stadt der Zukunft aus Experimentierfreudigkeit, Anpassungsfähigkeit und vor allem Zusammenarbeit. Dabei geht es darum aus Bestehendem nachhaltig Neues zu erschaffen. Mit „Wiener Null: Wiens terrestrische Zonen“ erzählen Natascha Peinsipp und Felix Steinhoff vom asphalt-kollektiv die Geschichte einer radikalen Transformation Wiens, indem der Umgang mit der Ressource Boden demokratisiert wird. In dieser Vorstellung entsteht als Reaktion auf den Klimawandel eine sukzessive Erneuerung der Stadt. Es gibt ein Netzwerk aus sowohl Zonen ohne klare Bestimmung als auch funktionale, unterschiedlich nutzbare Bereiche. Wichtig dabei ist, dass der Mensch nicht mehr als zentral, sondern als abhängig gesehen wird. Menschen-, Maschinen-, Tier- und Pflanzenwelt überlagern sich.

Working Gardens“ von Andrea Bit, Maciej Wieczorkowski (Dividual office, Rotterdam) hinterfragen die Legitimität von Office Parks im Zeitalter der sich schnell wandelnden Arbeitsbedingungen. Dabei werden eintönige Typologien der Gegenwart mit hedonistischen Aspekten verknüpft. Daraus entsteht ein Gegenentwurf zum Paradigma der Effizienz. Gary Yeow, Amy Peacock und Saen Craig aus Glasgow schlagen mit „Mutualism in the City“ eine Alternative zum traditionellen Konzept von Stadt mit einer zentralen Stadtmitte vor. Und zwar ein polyzentrisches Modell, in dem Ressourcen und Bevölkerung auf die Bezirke verteilt werden und umgekehrt der Stadtkern renaturiert wird. So sollen sich lebenswertere, gesündere und auch erfolgreichere Städte entwickeln lassen.

Im Rahmen des Superscape wird auch der „Zusatzpreis Wien – Founders Lab“ vergeben. Die Sieger dieses Preises, der in Kooperation mit der Wirtschaftsagentur Wien ausgeschrieben wurde, stehen bereits fest. Es sind Vanessa Braun und Daniel Löschenbrand, die Gründer*innen des Projekts „Stadtbauernhof“. Die Jury wählte diese Arbeit aus 25 Einreichungen zum Sieger. Der Stadtbauernhof folgt dem Prinzip eines materiell geschlossenen Kreislaufes, in dem gearbeitet, produziert und gewohnt wird. Braun und Löschenbrand sehen in einem Bauernhof den Archetyp der „Mischnutzung“. Kurze, wirtschaftliche Kreisläufe stärken die Resilienz von Nachbarschaften. Dieses Konzept greift aktuelle Themen wie „partizipative Stadtökologie, das Intensivieren lokaler Netzwerke, die Aktivierung diverser städtischer Komponenten, produzierendes Grün sowie urbane Lebensmittelproduktion“ auf. Im Founders Lab – Creative Industries, einem neuen berufsbegleitenden Lern- und Workshopformat, werden die Teilnehmer*innen zwei Monate lang professionell begleitet. Sie werden individuell von Expert*innen und Trainer*innen aus der Kreativwirtschaft gecoacht und im Netzwerk der Wiener Kreativwirtschaft verankert.

 

Superscape 2020

Der „Zusatzpreis Wien – Founders Lab“ geht an Vanessa Braun und Daniel Löschenbrand, die Gründer des Projekts „Stadtbauernhof“. © Vanessa Braun, Daniel Löschenbrand

 

Die Shortlist-Teilnehmer*innen sind nun eingeladen, ihre Ansätze in der zweiten Wettbewerbsphase bis 31. August 2020 vertiefend auszuarbeiten. Im Zuge eines zweiten Jurymeetings Anfang September wird dann das Gewinnerprojekt ausgewählt. Im Rahmen einer Preisverleihung, die für Oktober 2020 geplant ist, wird der mit 10.000 Euro dotierte Preis offiziell übergeben. Die weiteren Teilnehmer*innen der Shortlist erhalten jeweils eine Aufwandsentschädigung von 2.000 Euro.


 

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