In Rankweil (Vorarlberg) wurden die österreichweit ersten vier E-Busse präsentiert, die ab Ende Februar im Linienbetrieb über Land unterwegs sein werden. Sie verstärken die Busflotte im Oberland und kommen auf den Linien zwischen Bludenz, Feldkirch bis nach Götzis zum Einsatz.
Laut Bundesministerin für Klimaschutz und Mobilität Leonore Gewessler (Grüne) will die öffentliche Hand im Hinblick auf eine CO2-freie Mobilität eine Vorreiterrolle einnehmen und so rasch wie möglich die Beschaffung von emissionsfrei betriebenen Fahrzeugen zum Standard machen. Die entsprechenden Förderungen auf Länder- und Bundesebene für Elektrobusse inklusive Infrastruktur, E-Ladestationen und Flottenumstellungen werden deshalb auch im Jahr 2020 fortgeführt. Nach der Clean Vehicle Richtlinie müssen öffentliche Beschaffungen für Busse nach dem 2. August 2021 strenge Klimaschutz-Kriterien erfüllen. Das bedeutet Mehrkosten. Es soll allerdings ein System geschaffen werden, das diese Kosten zumindest abfedert.
„Diese Busse zeigen, dass Elektromobilität alltagstauglich wird. Einer der wesentlichen Hebel zur Erreichung der österreichischen Klimaziele ist die strategische Neuausrichtung des Verkehrs. Das Ziel ist, den tatsächlichen CO2-Ausstoß im Verkehr laufend zu reduzieren“, sagte Gewessler
Die E-Busse sollen in Zukunft mit Ökostrom betrieben werden. Dadurch erhofft man sich eine CO2-Einsparung von bis zu 90 % im Vergleich zu einem modernen Dieselbus (EURO VI) über die gesamte Lebensdauer des Fahrzeuges gerechnet. Dabei gilt es zu bedenken, dass Dieselbusse im Überlandverkehr sehr viel weniger Sprit brauchen und damit auch weniger CO2 ausstoßen als in der Stadt. Bereits im Jahr 2014 wurde von der Verkehrsverbund Vorarlberg GmbH (VVG) ein erster Testbetrieb mit einem rein elektrisch angetriebenen Linienbus durchgeführt. Die Linienverkehrsverbindungen des Landes wurden auf Eignung für den Einsatz von Elektro-Linienbussen untersucht und im Jahr 2017 entsprechende Anforderungen an potenzielle Fahrzeuge definiert. Gemeinsam mit der ÖBB-Postbus GmbH und dem Land Vorarlberg engagiert sich die VVG seit Anfang 2018 in einem konkreten Beschaffungsprojekt für Elektro-Linienbusse, die für ausgewählte Linienverkehrsverbindungen innerhalb des Verkehrsverbund Vorarlberg (VVV) eingesetzt werden können. Ein auf E-Busse spezialisierter Fahrzeugbauer, der den Auftrag für die Lieferung von vier E-Bussen erhalten hatte, konnte den Vertrag 2018 nicht erfüllen, sodass der Auftrag neu ausgeschrieben werden musste. Das französische Unternehmen Iveco gewann diese Ausschreibung.
Die vier E-Busse, die ab Ende Februar unterwegs sein werden, erzielen eine Reichweite von 290 Kilometern, wie Mobilitätslandesrat Johannes Rauch (Grüne) näher erläuterte: „Zudem sind die vier E-Busse zwölf Meter lang. Das gibt es bisher in ganz Europa nicht.“ Außerdem mache es den Bahnhof Rankweil zu einer modernen Mobilitätsdrehscheibe: „Vom Zug geht es direkt weiter zum E-Bus, zum Fahrrad oder zum Elektro-Leih-Auto.“ Michaela Huber, Vorstandsmitglied der ÖBB-Personenverkehr AG und Postbus Aufsichtsratsvorsitzende betont naturgemäß die Rolle der ÖBB: „Wir nehmen gemeinsam mit ÖBB Postbus unsere Verantwortung als der klimafreundliche Mobilitätspartner im ländlichen Raum wahr. Die neuen E-Busse sind wegen ihrer Reichweite von bis zu 290 Kilometern und ihrer schnellen Ladezeit optimale Fahrzeuge für die Strecken im Oberen Rheintal.“
Nach ersten Tests und der Erstellung eines Anforderungsprofils werden mit dem Einsatz der E-Busse in einem reellen Betrieb weitere Erfahrungen gesammelt: „Auf diese Weise sind wir gerüstet für die anstehende Herausforderung, unsere Busflotte verstärkt durch emissionsfrei betriebene Fahrzeuge umzurüsten,“ betonte VVV-Geschäftsführer Christian Hillbrand. Für den Verkehrsverbund und das Land ist dies ein wichtiger Schritt, um der 2019 verabschiedeten Clean Vehicle Richtlinie nachkommen zu können. Bis Ende 2025 müssen mindestens 45 % aller von öffentlichen Unternehmen neu beschafften Busse „saubere Straßenfahrzeuge“ sein. Davon muss die Hälfte im Betrieb komplett emissionsfrei sein. Beim Thema E-Busse sieht Hillbrand vor allem zwei große Herausforderungen: Reichweite und Hersteller. Erstens sei die Reichweite der Busse sowohl in alpinen Lagen als auch im dichten urbanen Verkehr wie im unteren Rheintal ohne zusätzliche Infrastruktur noch zu knapp. Zweitens gäbe es nur sehr wenige Hersteller, die in der Lage seien Fahrzeuge in der notwendigen Serienreife und Stückzahl zu liefern. Mit der Umsetzung der EU-Richtlinie sei ein Lieferengpass mit Lieferverzögerungen von mehr als einem Jahr sowie überproportionale Preissteigerungen zu erwarten. „Wenn die ersten vier Fahrzeuge jetzt einen erfolgreichen Betrieb vorweisen mit Heizung im Winter und Klimaanlage im Sommer sollte einer weiteren Bestellung und somit einem weiteren Ausbau der Elektrifizierung im ÖPNV nichts mehr im Wege stehen. Bei einem Preis von ca. 580.000 Euro pro E-Bus wird aber die öffentliche Hand zukünftig noch mehr gefordert sein, zusätzliche Mittel für den Ausbau des ÖPNV ebenso wie für eine technisch und betrieblich beherrschbare Umstellung auf saubere Antriebsarten zur Verfügung zu stellen,“ sagte Hillbrand. Zum Vergleich: Ein Euro-6-Dieselbus kostet um die 220.000 Euro.