Home Craftsmanship Wiederbelebung aus den 1940er-Jahren – Rocking Horse von Fritz Hansen

Wiederbelebung aus den 1940er-Jahren – Rocking Horse von Fritz Hansen

von Markus Schraml
Rocking Horse, Fritz Hansen

Was ursprünglich nur als Exempel für die Handwerkskunst des dänischen Möbelherstellers Fritz Hansen gedacht war, wird nun – über 75 Jahre später – in den Markt eingeführt. Bis es zu dem verkäuflichen, organisch geformten Schaukelpferd kam, dauerte es fast drei Jahre. Am Beginn stand die Entdeckung des „Rocking Horse“ in einem alten Möbelkatalog aus dem Jahr 1946. Damals diente es der Veranschaulichung der handwerklichen Möglichkeiten des Unternehmens und ging nie in Produktion. „Die Entdeckung dieser alten Fotos in unseren Archiven glich dem Finden einer verborgenen Schatztruhe. Es war ein inspirierender Fund, der uns erneut an unsere Liebe zum Handwerk und unser Erbe erinnerte“, sagt Ida Leisner, Kuratorin und Forscherin bei Fritz Hansen.

Für das Design- und Produktentwicklungsteam war es eine große Herausforderung, aus nur zwei alten Fotos das Schaukelpferd nachzubilden. Offensichtlich war, dass die Schaukelfunktion des Holzpferdes im Gegensatz zur herkömmlichen Machart mit zwei gebogenen Holzstücken direkt in den Körper des Pferdes integriert ist. Die daraus entstehende skulpturale Qualität verlangt nach einer außerordentlichen handwerklichen Könnerschaft. Im Lauf des Entwicklungsprozesses fertigte das Team insgesamt 12 Modelle an, verfeinerte Form sowie Größe und fügte Schichten hinzu, um mittels industrieller Laminierungstechnik die ideale Form herauszuarbeiten. Ziel war es, einen möglichst abstrakten, skulpturalen Ausdruck zu erreichen, ohne dabei die Essenz der Pferde-Silhouette zu verlieren.

„Wir haben uns bei der Ermittlung der Krümmung des Stücks von jahrhundertealten Techniken inspirieren lassen, die bei der Herstellung von Musikinstrumenten wie Celli und Violinen verwendet werden“, erläutert Fritz Hansens Designentwickler Mads-Ulrik Husum, der das Projekt leitete. „Als wir begannen, das Schaukelpferd als Musikinstrument zu betrachten, konnten wir uns dem Design aus einer neuen Perspektive nähern und für die perfekte Krümmung Kreise und Linien verwenden. Sobald wir uns dieser Methode bedienten, waren viele unserer Probleme gelöst.“

Das Schaukelpferd in der heutigen Form ist eine Hommage an die Geschichte des Handwerks und ein Spielzeug für Kinder. Für gefahrloses Spielen war es obligatorisch, nur natürliche Materialien zu verwenden. Der Körper des Pferdes besteht aus druckgeformtem Furnier – dem gleichen Material, aus dem Arne Jacobsen seine berühmten Stapelstühle konstruiert hat. Für den Schwanz des Schaukelpferdes wird Flaggleine (Seile zum Setzen von Segeln) verwendet, jenes Material, das auch bei den PK25 und PK4 Stühlen von Poul Kjærholm zum Einsatz kommt. Die Ohren schließlich werden aus Lederresten aus den Produktionsanlagen von Fritz Hansen hergestellt.

Von der Entdeckung der Bilder über den Nachbau bis zur Markteinführung dauerte es fast drei Jahre. © Fritz Hansen

Was mit dem originalen Schaukelpferd passiert ist, weiß bis dato niemand. Damals wurde wohl nur ein einziges Exemplar hergestellt. Auch das machte die Entwicklung einer zeitgenössischen Nachempfindung für das Team von Fritz Hansen besonders reizvoll. Das Ergebnis ist ein freundliches Kinderspielzeug, das gleichzeitig die Handwerkskunst der Dänen beispielhaft vor Augen führt.



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