Der Kern- und Knackpunkt bei internationalen Designwettbewerben ist die Art und Weise, wie Einreichungen bewertet werden. Der direkte Kontakt von Juroren*innen und Produkten ist dabei essenziell. Seit Jahren verläuft der Beurteilungsprozess des deutschen Red Dot Awards in beispielhafter Form ab. In einer mehrtägigen Jury Session werden alle Produkte intensiv getestet und diskutiert. Es geht darum, herauszufinden, welche Objekte aus dem Feld herausstechen und durch ihre hervorragende Gestaltungsqualität überzeugen können.
Die 40-köpfige Jury des Red Dot Award: Product Design 2020 kam Anfang März im Ruhrgebiet zusammen, um die mehr als 6.500 eingereichten Produkte (ein neuer Höchstwert) zu beurteilen und zu prämieren. Die teilnehmenden Designer*innen und Unternehmen stammten aus 60 Ländern. Juror Simon Husslein kann der Herkulesaufgabe nur Positives abgewinnen: „Wir haben fantastische Produkte hier entdeckt. Wenn man durch die Reihen geht und Objekte aller Art sieht, ist die Menge wirklich überwältigend. Darunter gibt es einige erstklassige Produkte, die hervorstechen und es macht unglaublich viel Spaß, diese zu identifizieren und auszuzeichnen.“
Für die Bewertung dieser großen Anzahl an Produkten sind mehrere Tage notwendig. Einerseits für die intensive Prüfung der Einreichungen, andererseits für die ausgiebige Diskussion zwischen den Juroren*innen, den Auszeichnungen werden immer als Gruppenentscheidungen vergeben. Die Beurteilungskriterien umfassten neben der Ästhetik auch die ausgewählten Materialien, die Verarbeitung, die Oberflächenstruktur, die Ergonomie und die Funktionalität. Jurorin Adriana Monk, Gründerin des Designstudios Monk Design, testete unter anderem die eingereichten Autos und Motorräder auf dem Flughafen in Essen/Mülheim: „Als echte Produktdesignerin bin ich stets der Meinung, dass man sowohl die Form als auch die Funktionalität begutachten muss. Die Tatsache, dass wir die Fahrzeuge fahren können, ist unheimlich wichtig, denn es gibt uns die Möglichkeit, das Auto wirklich zu fühlen.“
Die Jury vergab die höchste Auszeichnung des Wettbewerbs an gerade einmal 76 Produkte. Der Red Dot: Best of the Best ging damit an nur 1,2 % der Einreichungen. Darüber hinaus wurden 1.644 Entwürfe mit dem Red Dot prämiert. Prof. Dr. Peter Zec, Initiator und CEO von Red Dot gratuliert den Sieger*innen und sagt: „Zu beobachten, wie die Juroren die Produkte im Detail ausprobieren und dabei teilweise in hitzige Diskussionen verfallen, ist stets beeindruckend. Sie für sich zu gewinnen, ist kein leichtes Unterfangen. Daher kann ich voller Überzeugung sagen, dass die ausgezeichneten Produkte von erstklassiger Qualität sind.“
Erstmalig hatten Teilnehmer*innen in diesem Jahr die Möglichkeit, ihre Produkte in den Metakategorien „Smart Products“ und „Innovative Products“ anzumelden. Von Acer über Braun, FUJIFILM, hansgrohe oder Honda bis hin zu Philips und Robert Bosch Hausgeräte präsentierten hochkarätige Marken ihre Entwürfe. Insbesondere Apple positionierte sich in den neuen Metakategorien als führend: Das US-amerikanische Unternehmen erhielt die Auszeichnung Red Dot: Best of the Best gleich vier Mal – für das iPhone 11 Pro, die AirPods Pro, den Mac Pro und das Pro Display XDR. Ebenfalls ausgezeichnet wurde die smarte Schließlösung „Linus®“, hergestellt von Yale, Design: Fuseproject. Das Produkt bietet ein neues Sicherheitsgefühl und überzeugt durch seine modern-schlichte Formensprache. Über eine App können Türen ver- und entriegelt sowie Gästen schlüsselfreier Zugang gewährt werden. Außerdem kann man nachvollziehen, wer ein- und ausgeht. Die automatische Entriegelungsfunktion sorgt dafür, dass sich die Tür bei Annäherung des Users / der Userin öffnet. Auch der Transportroboter „gita“ wurde von der Jury mit einem Red Dot: Best of the Best in der Metakategorie „Innovative Products“ prämiert. Der Lastentrolley von Piaggio Fast Forward trägt zum Beispiel das Gepäck oder die Büromaterialien seines Nutzers / seiner Nutzerin und folgt ihm / ihr dabei auf Schritt und Tritt. Mittels 360-Grad-Kamera und Sensoren scannt er die Umgebung und kann dadurch sämtliche Hindernisse umfahren.
Der „rote Punkt“ ist ein international anerkanntes Qualitätssiegel. Das hohe Renommee dieser Auszeichnung rührt vom intensiven Bewertungsprozess her. Schmückt der Red Dot ein Produkt, ist dies eine wichtige Orientierungshilfe für Konsumenten*innen, um im Massen-Dschungel der Erzeugnisse die richtige Wahl zu treffen. Die ausgezeichneten Produkte werden ab 22. Juni 2020 in der Online-Ausstellung auf der Red Dot-Website publiziert. Sie bietet detaillierte Beschreibungen, Bildmaterial und weiterführende Informationen zu Designern und Herstellern. Ab diesem Tag werden die Siegerprodukte auch im Red Dot Design Museum Essen zu sehen sein. Das Red Dot Design Yearbook 2020/2021 erscheint im Juli 2020.
[the_ad id=“7866″]