Die Frage nach der Zukunft der Arbeit erscheint seit Kurzem unter einem neuen Licht. Genauer gesagt hat sich in diese Fragestellung ein bisher wenig berücksichtigter Aspekt gedrängt – der Infektionsschutz auf dem Arbeitsplatz. Neben Kriterien, wie sie etwa im neuen „The Future Of Work“-Report von bene zusammengefasst sind, – digitale Transformation, Führungskompetenz, Zusammenarbeit und Zweck der Arbeit – hat sich ein Umstand lauthals zu Wort gemeldet, der nach einem Umfeld verlangt, in dem die Gefahr der Ansteckung mit Krankheitserregern minimiert ist. Gleichwohl spielen in dieser neuen Perspektive die digitalen Werkzeuge eine wichtige Rolle. Was derzeit im größten Büro-Experiment der Welt geübt wird, kann zu Erkenntnissen führen, die die Art der Zusammenarbeit neu definieren.
In Zukunft wird je nach Branche und Aufgabe mehr Arbeit von zu Hause aus erledigt werden. Gut so. Dennoch werden Büros wohl nicht gänzlich abgeschafft, sondern müssen umgestaltet werden. Dabei stehen Unternehmen vor neuen, bisher ungekannten Herausforderungen, ihre Räumlichkeiten so zu strukturieren, dass Schreibtische, Meetingräume, Druckerstationen oder die Office-Küche nicht zu Infektionsherden mutieren. Das deutsche Robert-Koch-Institut empfiehlt diesbezüglich unter anderem die physische Abtrennung und Gliederung von Räumen, um die Ausbreitung von Viren einzudämmen. Dadurch kann die Infektion zwischen Teammitgliedern unterbunden und im Fall einer Erkrankung die komplette Schließung eines Betriebs verhindert werden. Gleichzeitig müssen Kontakte im Arbeitsalltag nach wie vor möglich sein. Büromöbelspezialisten wie etwa PREFORM haben für diesen Spagat eine ganze Reihe von Stellwänden oder Tischaufsatzwänden im Angebot, mit denen Arbeitsplätze relativ schnell und kostengünstig umgebaut werden können. Durch den Einsatz von Glas- oder Plexiglasscheiben bleibt der visuelle Kontakt gewahrt. Diese Einbauten eignen sich besonders auch für Bereiche mit hoher Mitarbeiterfrequenz oder Kundenverkehr. Um Mitarbeiter*innen zu schützen, können sie auch in Besprechungsräumen installiert werden.
Die Oberflächen der Abtrennungen müssen gewisse Anforderungen erfüllen. So hat eine Studie der Universität Greifswald herausgefunden, dass Coronaviren auf einer Aluminiumfläche eine Überlebensdauer von nur zwei bis acht Stunden haben. Hingegen sind es auf Holz vier und auf manchen Plastik-Arten sogar bis zu acht Tagen. Büroakustikspezialist PREFORM bietet neben Aluminiumflächen auch antimikrobielle Stoffe an, die durch den Einsatz von Silberionen die Ansiedlung und Vermehrung von Mikroorganismen verringern. Der Vorteil von glatten Materialien – also auch Glas – ist, dass sie unkompliziert und schnell mit Desinfektionsmittel gereinigt werden können. Bauliche Anpassungen sind das eine, das andere die Veränderung des proxemischen Verhaltens der Menschen in Bezug auf den Körperabstand. Dieses kulturspezifische Distanzverhalten kann mit Sicherheit nicht so einfach und schnell angepasst werden. Es wird rationalem, relativ kurzfristig erlerntem oder vielmehr vorgeschriebenem Verhalten entgegenwirken. Des Weiteren begibt man sich mit der Frage nach einer Kennzeichnung von immunen und nicht-immunen Menschen – was die Arbeitseinsatzplanung erleichtern und sicherer machen würde – auf sehr gefährliches Terrain. Ob entsprechende Apps, wie sie in Asien eingesetzt werden, auch in Europa möglich wären, bleibt fragwürdig. Für die Zukunft von internationalen Reisen wird derzeit eine Art Corona-Pass auf dem Handy oder in einem Fitness-Tracker diskutiert.
Tipps für das Homeoffice
Während in so mancher Unternehmensleitung bereits überlegt wird, wie sich Büros zielführend umgestalten lassen, werden aktuelle Arbeitsaufgaben (soweit möglich) noch in den Homeoffices erledigt. Einschläge Büromöbelhersteller bieten auf ihren Websites nicht nur Rat, sondern auch spezielle Angebote für die schnelle Um- oder Aufrüstung der privaten vier Wände zum Heim-Büro. So offeriert etwa neudoerfler noch bis 30. Juni 2020 Aktionspakete unter dem Slogan „Homeoffice 4you!“. Interessierte können sich zwischen den Paketen MOVE, RELAX oder PURE entscheiden (Lieferung ab 6 Werktagen, bis zur Wohnungstüre). Büromöbelproduzent hali hat für das Homeoffice drei verschiedene, so genannte Starterpakete im Angebot: Basic, Ergonomic (mit elektrisch höhenverstellbarem Sitz-Stehtisch) oder Chic. Alle Pakete umfassen einen Arbeitstisch, einen ergonomischen Bürostuhl sowie einen Schrank. Der Hersteller verspricht sechs Arbeitstage nach der Bestellung, die Möglichkeit der Abholung in Eferding oder die Lieferung nach Hause. Office-Möbelhersteller blaha bietet die Fertigung und Lieferung des „persönlichen Home Workspace“ innerhalb von neun Werktagen an.
Viele Hersteller von Büro-Ausstattungen haben in Zeiten der Krise auch Tipps für die Arbeit zu Hause online parat. So gibt bene Ratschläge etwa zum richtigen Sitzen – nämlich dynamisch – oder zur Abtrennung des Arbeitsplatzes im Privatbereich. Eine strikte Grenzlinie zwischen Arbeit und privat empfiehlt auch Steelcase. Um nicht in einen ständigen „Arbeitsmodus“ zu verfallen oder umgekehrt die Ablenkungen im Privaten nicht überhandnehmen zu lassen. Wichtig sei auch die Aufrechterhaltung der Kommunikation mit den Kollegen*innen. So können diese etwa informiert werden, wenn man nicht am PC sitzt oder der eigene Kalender zugänglich gemacht werden. Gruppenchats sollten eingerichtet und zwanglose Verabredungen zum Kaffee über Video-App eingeplant werden. Informelle Gespräche sind in dieser Zeit besonders wichtig. Für Besprechungen sollte auf jeden Fall Videotelefonie verwendet werden, Telefonkonferenzen verleiten dazu, abzuschweifen. Diesbezüglich ein Tipp der formfaktor-Redaktion: Wer sich über Video austauschen möchte, sollte sich Alternativen zu Skype überlegen. Apps wie Viber, Cisco Webex, GoToMeeting oder Google Hangouts sind zuverlässiger und besser als der Platzhirsch. Das gehypte Zoom machte jüngst Schlagzeilen aufgrund mangelnder Datensicherheit und wird von einigen Firmen und Instituten nicht mehr verwendet.
Auch wenn ein Laptop nicht viel Platz benötigt, sollte der Arbeitsbereich zu Hause doch einen gewissen Raum einnehmen – die eigene Arbeit hat im Leben der meisten Menschen einen wichtigen Stellenwert und dies sollte auch räumlich zum Ausdruck kommen. Der deutsche Büromöbelhersteller Wilkhahn schlägt bei Platzmangel vor, den Esstisch in einen Schreibtisch zu verwandeln, indem eine große Schreibunterlage aufgelegt wird. Das würde nicht nur die Oberfläche schützen, sondern auch deutlich signalisieren – jetzt ist dieser Tisch ein Arbeitsplatz. Auch Klapptische können Abhilfe schaffen und genau dort aufgestellt werden, wo die Bedingungen für konzentriertes Arbeiten in der Wohnung am besten sind. Das sind womöglich zu verschiedenen Tageszeiten unterschiedliche Orte. Und zusammengeklappt ist der Platzbedarf dieser Tisch-Kategorie zu vernachlässigen. Office-Spezialist sedus hat eine feine Liste mit „10 Tipps für ein erfolgreiches Home-Office“ zusammengestellt.
Niemand weiß genau, wann und wie wir aus der Coronavirus-Krise wieder herauskommen. Was wird sich dann geändert haben? Wie beeinflussen die gemachten Erfahrungen den zwischenmenschlichen Umgang und damit auch die Arbeit? Manche werden vielleicht aus dem Homeoffice gar nicht mehr ins Büro zurück wollen. Andere wiederum sind froh, die (auch die Partnerschaft) belastende Situation hinter sich lassen und auf den „externen“ Arbeitsplatz zurückkehren zu können. Dort wird sich die Lage aber sicherlich auch verändert haben. Das Interieur wird im Nach-COVID-19-Status nicht wiederzuerkennen sein. Und die Office-Trendforscher*innen werden ihre Prognosen und Visionen über die Zukunft der Arbeit kräftig überdenken müssen.
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