Home Architecture Der urbane Stadt-Mix – Open House Wien 2019

Der urbane Stadt-Mix – Open House Wien 2019

von Markus Schraml
Open House Wien 2019

Die Anforderungen an tragfähige Konzepte für eine nachhaltige Stadtentwicklung sind heute anspruchsvoller denn je. Immer mehr Menschen ziehen in die Städte und Prognosen weisen für 2050 einen weltweiten Anteil von zwei Drittel Stadtbewohner*innen aus. Wien gehört zu den lebenswertesten Städten auf diesem Globus und führt regelmäßig Bestenlisten an. Das liegt zum einen an der hohen Sicherheit, gut ausgebautem öffentlichen Verkehr, vielen Grünanlagen im Stadtzentrum und an einer Wohnbautradition, die die horrenden Preissteigerungen bei Mieten ein Stück weit auffängt. Dass Städte gut funktionieren, wenn sie Vielfalt zulassen und Wohnen und Arbeiten kleinteilig verbinden, davon ist Iris Kaltenegger überzeugt. Gemeinsam mit Ulla Unzeitig organisiert sie heuer zum sechsten Mal das Open House Wien, eine Veranstaltung, die Interessierte dazu einlädt, die Architektur der Stadt näher kennenzulernen und Gebäude zu betreten, die normalerweise verschlossen sind.

Die Architektinnen Kaltenegger und Unzeitig setzen im aktuellen Programm auf Vielfalt und haben 69 sehr unterschiedliche, doch allesamt architektonisch wertvolle Bauwerke ausgewählt, die am Wochenende 14. und 15. September besucht werden können. An die 250 Volonteers führen kostenlos durch Tresorräume, Wohnanlagen, Büros, Schulen, Fabriken oder Kirchen. Ein Schwerpunkt im Jahr 2019 ist der Wiener Gemeindebau, der seinen 100. Geburtstag feiert. Von den Wiener*innen als eine Selbstverständlichkeit betrachtet, wird dieses Konzept des sozialen Wohnbaus, das in seiner ursprünglichen Form Wohnen, Services, Geschäfte und Betriebe vereinte, international immer mehr bestaunt und als Blaupause für eine Lösung der aktuellen Wohnungskrise betrachtet. Iris Kaltenegger sieht in den Wiener Gemeindebauten ein Vorbild für einen urbanen Mix, wie er nun wieder notwendig ist, um eine resiliente Stadt zu formen. Deshalb gibt es heuer erstmals einen Gemeindebau-Trail, wo hinter die Kulissen von Schöpfwerk, Sigmund-Freud-Hof, Wohnsiedlung Schmelz (Marschbau, die erste Anlage), Sandleiten-Hof (die größte), Reumannhof und Karl-Seitz-Hof geblickt werden kann. Auch Gespräche mit Bewohner*innen sollen möglich sein. Die moderne Variante für einen lebenswerten Stadt-Mix kann im Sonnwendviertel beim Hauptbahnhof erlebt werden. „Unser Anliegen ist heuer den urbanen Mix einer Stadt zu zeigen. Wir haben aber auch wie immer alle Epochen, alle Funktionen berücksichtigt und wir versuchen, das flächendeckend in ganz Wien zu zeigen. Ich glaube, heuer ist ganz schön zu sehen, wie eine Stadt zusammenspielt. Wir haben zum Beispiel das Thema Wohnen im Sonnwendviertel verankert. Dort haben wir relativ viele Gebäude, wo man verschiedene Durchmischungen, verschiedene Baugruppen sieht. Es sind also die Gebäude an sich schon etwas Besonderes, aber hinzukommt hier auch die städtebauliche Komponente. Dieses städtebauliche Konzept arbeitet mit Quartiershäusern, mit autofreien Zonen etc. Das heißt, wenn man dorthin geht, sieht man wirklich ein neues Stück Stadt entstehen“, erklärt Iris Kaltenegger

Ein Thema, das für die zukünftigen Megametropolen in höchstem Maße relevant ist, sind Begrünungen. Dabei geht es nicht um Parks und Alleen, sondern um Dachbegrünungen und Natur direkt an den Gebäudefassaden. Ein schönes Beispiel dafür, wie Dach- und Hofbegrünungen in einem Wiener Gründerzeitbau zu bewerkstelligen sind, ist grünstattgrau. Dadurch wird nicht nur das Mikroklima verbessert, sondern auch die Energieeffizienz, Staubbindung, Lärmschutz und natürlich Artenvielfalt. Und das Ganze hat auch ökonomische Vorteile durch Materialschutz und Betriebskosteneinsparungen. Ulla Unzeitig: „Wir haben versucht, Beispiele für Begrünungen auszuwählen, die auch die Unterschiedlichkeit zeigen. Wir haben etwa die Fassadenbegrünung der MA48 dabei. Grundsätzlich steckt dahinter sehr viel Planungsarbeit und die Umsetzung ist nicht leicht. Vorort wird erklärt, wie der Jahreszyklus einer begrünten Fassade funktioniert. Das ist sehr speziell und da habe ich, ehrlich gesagt, auch selber sehr viel gelernt. Dann die Dachterrasse von grünstattgrau – die gibt es schon seit 30 Jahren – und man kann sich davon überzeugen, dass auch eine intensive Begrünung über lange Zeiträume funktioniert. Da wird nix undicht. Ein Projekt mit eher experimentellem Charakter haben wir in Ottakring. Im BRG 16 am Schuhmeierplatz wurde ein Klassenzimmer begrünt, eine Pergola und Ähnliches. Und dort wird erforscht, wie sich Begrünung im Innenraum auswirkt. Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie begleitet dieses Projekt.“

Das Open House Wien 2019 findet am 14. und 15. September statt. Einige Gebäude können an beiden Tagen besucht werden, andere nur am Samstag oder Sonntag. Nähere Informationen zur Veranstaltung und zu den Gebäuden gibt es auf der Website von Open House. Übrigens – es werden noch Volunteers gesucht.

 

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