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Die Architekten von morgen – EUmies Awards Young Talent 2023

von Markus Schraml
EUmies Award Young Talent 23

Die Gewinner des Preises der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur – Mies van der Rohe Award in der Kategorie Young Talent 2023 sind Laura Hurley (Universität Cork, Irland), Dinko Jelecevic (Universität Graz) und María de la O Molina Pérez-Tomé (Madrid). Zudem wurde der Young Talent Open 2023-Preis an Shaha Raphael (Architectural Association of London) vergeben.

Die Präsentation der Gewinner-Projekte fand während des EUmies Awards Young Talent 2023 „The Laboratory of Education“ im Palazzo Michiel in Venedig statt.

Laura Hurley von der School of Engineering and Architecture (University of Cork) thematisiert mit ihrem Projekt „Peripheral Cartographies“ die Dringlichkeit der Erhaltung fragiler Inselküstenumgebungen. Dieses auf Inisbofin (oder Inis Bó Finne) angesiedelte Projekt schlägt alternative Arten von Karten und Methoden der Praxis der Kartografie vor und definiert sie. Das Ganze soll eine postkoloniale Neubeschreibung der Insel sein, eine Gegenkartierung, die eng mit den Kartografien von Tim Robinson verknüpft ist.

Laura Hurley will die Kartografie-Geschichte von Inisbofin in Irland neu schreiben. © Laura Hurley

Während der britischen Eroberung Irlands kam es zu einer bewussten Ausgrenzung der Menschen und einer „Veränderung“ der Landschaft. Der Blick der Eroberer auf Irland und seine Menschen negierte die Vielfältigkeit des Landes. Es wurde als wild und ungeordnet wahrgenommen, ein Zustand, der durch Eindämmung und Spaltung „zivilisiert“ werden müsste. Die Landschaft wurde im Ordnance Survey von 1830 als homogen und langweilig dargestellt, was zu einer Erosion von Kultur und Identität beitrug. Das Projekt von Laura Hurley lehnt diese Erzählungen entschieden ab und nimmt die Besonderheiten und Wildheit auf, indem es versucht, die Vielfalt dieser reichen Landschaften auf Inisbofin wiederherzustellen.

Dinko Jelecevic von der Fakultät für Architektur (Universität Graz) beschäftigt sich in „Valter“ mit einer Festung und einem Nationaldenkmal in Sarajevo (Bosnien-Herzegowina), dem Vraca-Komplex. Das Designprojekt schlägt eine Revitalisierung der vielschichtigen historischen Stätte durch eine adaptive Wiederverwendungsmethode vor. Das Gelände, das im 20. Jahrhundert in vier verschiedenen Epochen als Festung, Hinrichtungsstätte, Gedenkstätte und Militärstützpunkt genutzt wurde, soll letztlich die Form und Funktion eines Forums für die Öffentlichkeit annehmen – das Vraca Forum Sarajevo.

Dinko Jelecevic taucht mit „Valter“ tief in die Geschichte seiner Stadt Sarajevo ein. © Dinko Jelecevic

Der Komplex befindet sich derzeit in einem Zustand der Vernachlässigung und des Verfalls. Der Standort zeichnet sich durch seine besondere geostrategische Lage an der Grenze zwischen zwei Konfliktgebieten aus. Politisch gesehen, weist er auf ein unerwünschtes Erbe hin. Es ist ein Ort mehrerer struktureller Auseinandersetzungen. Das Projekt „Valter“zielt darauf ab, die Oberflächenstrukturen zu erforschen, räumliche Elemente mit historischen Ereignissen zu kontextualisieren und eine neue Ebene anzubieten, die mit ihrer Forum-Typologie eine Plattform für das Verständnis der umstrittenen Vergangenheit und für die Schaffung einer partizipativen Gesellschaft der Zukunft bieten könnte.

María de la O Molina Pérez-Tomé von der Fakultät für Architektur der Polytechnischen Universität Madrid hat ihr Projekt „Eden Archipelago“ im Retiro-Park angesiedelt, wo sie ein Gewächshaus für Zierpflanzung und verschiedene Unterstände vorfand. Das Hauptziel des Projekts besteht darin von der Typologie rechteckiger Gewächshäuser auf dem Boden wegzukommen und eine Struktur zu entwickeln, in der Pflanzen untergebracht sind, die mit dem Wasser des alten Bewässerungssystems Aflaj versorgt werden.

Neben der Umwandlung in einen Ort der Kontemplation und Erholung wird auch die Wiederherstellung dieses Hangs mit einem Gefälle von bis zu 20 Metern durchgeführt, der sich über eine Fläche von 4 Hektar erstreckt. Die Wasserzirkulation im Kanalsystem findet in konstanter Höhe statt und wird alle 40 Meter mit Durchflussreglern und Pfeilern gewährleistet. Eine Herausforderung war es auch, eine Konstruktion zu finden, die als Gewächshaus-Infrastruktur auf der Grundlage einer bereits vorhandenen Anbaufläche dienen kann. Dies wird mit jeweils zwei Betonpfeilern und einer hängenden Struktur auf dem Dach, die an die unterschiedlichen Geländeverhältnisse angepasst werden kann, gelöst.

Den Young Talent Open-Preis 2023 gewinnt Shaha Raphael mit ihrem Projekt im Libanon. „Earth Bound – Terre d’Origine“ befasst sich mit dem Beq’aa-Tal und schlägt vor, die Menschen im Bekaa-Gebiet auf säkulare Weise wieder miteinander zu verbinden, indem die Struktur des Landes selbst als das verbindende Merkmal identifiziert wird, das es wiederzuentdecken gilt. Das Projekt schlägt einen ausgesprochen lokalen Ansatz für den Umgang mit Material vor, nimmt lokale Traditionen auf und untersucht innovative Methoden der Tonformung und Erdarbeiten vor Ort. Es ist ein Versuch, die Grenze zwischen städtischem und geologischem Gefüge zu verwischen, was darauf hindeutet, dass die Menschen in einer Zeit des Aufruhrs möglicherweise in der Lage sein könnten, ihren Platz im Staat zu überdenken, indem sie ihren Platz in der Landschaft verstehen.


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