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Die freie Form des Metalls – Xavier Lust

von Markus Schraml
Eagle, Xavier Lust

Seit über 20 Jahren beschäftigt sich Xavier Lust mit der Bearbeitung von Metall. In dieser Zeit wurden die Formen, die der belgische Designer daraus zustande brachte, immer aufwendiger und ausgefallener. Schon sein T-Chair (1999) ließ mit seinem auf Hochglanz polierten Aluminium die zukünftige Entwicklung erahnen. Bei dieser vergleichsweise konventionellen Form blieb es aber nicht, schon 2004 machte Lust mit dem ausufernden Archiduchaise Chair auf sich aufmerksam und legte damit eine Positionierung fest, die sich zwischen Design und Kunst verorten lässt. Die Limitierung auf 20 Stück spricht für Letzteres. Wieder kommt auf Hochglanz poliertes Aluminium zum Einsatz, es gibt aber auch eine Alternative aus weißem Hochglanzlack.

Xavier Lust wendet sich in der Folge immer mehr organischen, verzerrten Formen zu und arbeitet dabei auch mit anderen Materialien – wie etwa Glas (siehe Graph-Schreibtisch für FIAM Italia). Der ikonische S-Table für MDF Italia wiederum besteht aus dem Verbundmaterial Cristalplant (Version 2004 / 2007). 2014 entsteht eine Variante aus satiniertem Bronzeguss. Ab diesem Jahr widmet sich Lust auch der Möbelkategorie Konsole. Zunächst entwirft er das Hybridmöbel (Sitz & Konsole) „Oudjat“ (2014 / 2015) aus brüniertem und satiniertem Messing (ebenfalls limitiert auf 12 Stück). Für die Konsole „Concave“ (2014, Lust greift hier auf eine Idee aus 2008 zurück) kehrt der Designer wieder zum Aluminium zurück (mit Patina-Finish, später gibt es auch eine Variante aus Messing). Unter dem Namen „Deep Dive“ (2021) interpretiert Lust diese gestalterische Idee noch einmal neu. Die an die Wand „gelehnte“ Konsole erhält hier einen zusätzlichen Schwung und eine breitere Oberfläche, was sie eleganter und auch praktischer macht. Nicht, dass ein auf 20 Stück limitiertes Objekt praktisch sein müsste.

Das formal außergewöhnlichste Konsolen-Objekt von Xavier Lust trägt den Namen „Eagle“ (2020) und stellt eine weitere Station in der unaufhörlichen Suche des Designers nach dem experimentellen Einsatz von Metall dar. Es ist eine Weiterentwicklung der „Console Bijou“ (2019, Messing). Wie ein Adler im Flug zieht dieses Metallband mühelos seine Wellen. Der Strich des Schöpfers auf dem Skizzenblock ist dabei noch deutlich zu spüren. Das mit scheinbarer Leichtigkeit fließende Design steht in starkem Kontrast zur Komplexität der Technik der Herstellung, die eine perfekte Balance des Materials verlangt, um stabil zu sein.

„Eagle“ entfaltet ohne Zweifel eine starke visuelle Wirkung in jedem Raum. Das Objekt besteht aus Edelstahl mit drei verschiedenen Finishes. Einerseits ist die gesamte Oberfläche satiniert, die Innenfläche der Rundungen zeigt eine schwarze Patina und die kleine Rundung der „Tischplatte“ ist verspiegelt poliert, was an den Glanz im Auge eines Adlers erinnern soll. Durch das schräge Gesamtbild scheint sich diese Konsole nach vorne bewegen zu wollen. Der Vorwärtsdrang ist allerdings in einem Moment der Zeit eingefroren.

Der Designer

Bevor Xavier Lust (*1969) sein Studio in Brüssel eröffnete, studierte er Interieurdesign am Institut Saint-Lux. Ab dem Jahr 2000 arbeitete Lust für MDF Italia und danach für einige der führenden Designunternehmen der Welt – wie Driade, De Padova, Cerruti Baleri, Fiam oder Extremis. Seine Designsprache lebt von visueller Spannung und organischen Formen, die durch einen innovativen (De)formationsprozess metallischer Oberflächen zustande kommen. Der Belgier kreiert unglaubliche Objekte, die als herausragendstes Merkmal eine Illusion von Bewegung vermitteln. Seine Arbeit wurde mit Dutzenden Preisen ausgezeichnet, darunter auch der Compasso d’Oro. Lust war mit seinen Objekten in über 50 Ausstellungen vertreten.


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