Mit dem Holzbaupreis Tirol werden Gebäude ausgezeichnet, in denen der Werkstoff Holz auf vorbildliche Weise zum Einsatz kommt. Aus den 158 Einreichungen des Wettbewerbs 2023 wählte die 4-köpfige Jury 34 Nominierungen, von denen schließlich sechs eine Auszeichnung erhielten. Ausgeschrieben wurde der Preis von proHolz Tirol sowie der Kammer der ZiviltechikerInnen | Arch+Ing Tirol und Vorarlberg. In den Kategorien Wohnbau, Öffentliche Bauten, Gewerbliche Bauten, Weiterbauen und Export wurde zudem sechs Anerkennungen ausgesprochen.
In der Kategorie „Gewerbliche Bauten“ wurde das Bürogebäude ASI Reisen des Snøhetta Studio Innsbruck ausgezeichnet. Den Architekten ging es bei diesem Projekt um eine Symbiose von Natur und Mensch. Die Jury überzeugte hier vor allem die konsequente Durcharbeitung auf allen Ebenen. Der Holzbau verfügt über eine innen „holzsichtige“ Wand und Deckenausbildung. Die Struktur für die begrünte Fassade wurde unabhängig davorgesetzt und umrahmt das Haus. So wird sich das äußere Erscheinungsbild mit der Zeit verändern. Des Weiteren betonte die Jury die Qualität der Haptik, der Akustik sowie die ganzheitliche Umsetzung.
Bauholz aus dem eigenen Wald
Eine weitere Auszeichnung in der Kategorie „Gewerbliche Bauten“ erhielt „Anna Katharina“ in Fieberbrunn. Eckert Architekten beschäftigten sich dafür mit dem Thema Kreislaufwirtschaft und setzten Holz aus dem eigenen Wald der Bauherrin Katharina Trixl ein. Es wurde bauteilgerecht im Wald ausgesucht, nach den Vorgaben des Zimmermeisters im Sägewerk geschnitten und vor Ort getrocknet. Die Decke wurde als Holz-Beton-Verbund-Variante mit Schubkerven ausgeführt. Die Tragkonstruktion mit versteckten Überzügen (Planung: Hannes Rettenwander), die Schwalbenschwanzverbindungen der innen liegenden Schalung und die als Viertelkreis aus den Baumstämmen herausgeschnittenen Balkonverkleidungsbrüstungen zeigen, wie durchdacht und dem Baustoff Holz entsprechend dieses Wohngebäude ausgeführt ist, urteilte die Jury.
Holzbau und BIM
In der Kategorie „Export“ geht die Auszeichnung an Sweco Architects, die in der schwedischen Stadt Växjö Bahnhof und Rathaus Stadshus umgesetzt haben. Für Statik und Tragwerksplanung zeichnete Binderholz Bausysteme verantwortlich. Die Holzkonstruktion hat ein elegantes, steil abfallendes Dach. In den Außenflächen des Gebäudes dominiert Glas, während in den Innenräumen Holz überwiegt. Das Gebäude besticht durch ein klares Engineering der Holzkonstruktion. Für die Gesamtabwicklung kamen ein 3D-Modell, BIM (Building Information Modeling) sowie Produktionsmodellierung zum Einsatz.
Mehrgeschossiger Wohnungsbau aus Holz
Helen & Hard erhalten für ihr Projekt „Vindmøllebakken“ im norwegischen Stavanger ebenfalls eine Auszeichnung in der Kategorie „Export“. Statik und Tragwerksplanung besorgte SJB Kempter Fitze, für den Holzbau zeichnete das österreichische Unternehmen Holzbau Saurer verantwortlich. Vier Stadthäuser, acht Wohnungen und vierzig Wohngemeinschaften bilden, um einen ruhigen Innenhof angeordnet, einen vollständig aus Holz konstruierten Gebäudekomplex. Die privaten Wohnbereiche werden durch gemeinsam nutzbare Flächen ergänzt. Gerade das Teilen ist bei diesem bereits mehrfach ausgezeichneten Projekt wichtig. Vindmøllebakken ist ein herausragendes Beispiel für den mehrgeschossigen, verdichteten Wohnungsbau mit Holz.
Gelungene Aufstockung
Die HTL Bau und Design in Innsbruck ist ein Paradebeispiel in der Kategorie „Weiterbauen“. Das Büro ao-architekten erweiterte den Schulkomplex, indem das bestehende viergeschossige Gebäude aufgestockt wurde, wodurch keine neuen Flächen versiegelt werden mussten. Das weitgespannte Holz-Stahl-Hybridtragwerk mit ausgebildeten Sheds lässt viel Tageslicht ins Innere. Von außen ist die Aufstockung mit einer wohlproportionierten Fassade aus umlaufendem Fensterband und darüber liegender Holzverkleidung gut erkennbar.
Bauen im Bestand
Ebenfalls in der Kategorie „Weiterbauen“ wurde der Schupfen Gröbenhof in Fulpmes von Jakob Siessl und Florian Schüller ausgezeichnet. Es handelt sich um ein Kleinod, das jedoch perfekt umgesetzt wurde und im Kleinen zeigt, wie Bauen mit und im Bestand funktionieren kann. Der unauffällige Bestandsbau wurde als Haus im Haus gelungen weitergebaut. Das Obergeschoss beherbergt eine mit Holzsichtoberflächen ausgestattete Raumfolge aus Küche, Wohnraum, Arbeits- und Schlafzimmer – klein, aber fein.
Die Jury setzte sich aus LIM DI Oskar Beer, Holzbau Hirschböck (Hartberg), Univ.-Prof. DI Architekt Stephan Birk, TU München (Vorsitz), Univ.-Prof. Dr.-Ing. Annette Hafner, Ruhr-Universität Bochum und DI Dr. Richard Woschitz, MRICS Woschitz Group GmbH (Wien) zusammen.