Mit dem Projekt „eCharge“ wollen Wissenschaftler*innen der TU Braunschweig Zukunftsmusik Realität werden lassen. Es geht um das kabellose Laden von Elektrofahrzeugen während der Fahrt. Dafür arbeitet die Universität mit Unternehmen aus der Automobilproduktion, dem Verkehrswegebau und der Energie-Infrastruktur zusammen.
Durch eine induktive Energieübertragung könnten sowohl die hohen Batteriekosten gesenkt als auch die Ladeinfrastruktur für die Fahrzeuge entlastet werden. Ziel ist deshalb, ein System zum induktiven Laden auf Basis von infrastrukturintegrierten Induktionsmodulen in Asphaltstraßen zu entwickeln. Wie dies konkret funktionieren soll, erklärt Professor Michael Wistuba vom Institut für Straßenwesen an der TU Braunschweig: „Bei Neubau oder Erneuerung einer Straße werden die Spulen, auch Coils genannt, in ca. 10 Zentimeter Tiefe eingebaut und mit einer Asphaltdeckschicht überbaut, sodass sie von außen nicht erkennbar sind. Lediglich am Straßenrand werden in einem Abstand von 1,65 Metern Kabel aus der Straße herausgeführt, gebündelt und in Abständen von ca. 90 Metern in eine sogenannte Management Unit, also einen Steuerschrank, geführt. Diese kommunizieren mit den Fahrzeugen über die Coils und schalten bei Bedarf Streckenabschnitte an oder ab.“
Das heißt, in der Praxis würden beispielsweise auf Autobahnen in regelmäßigen Abständen sogenannte E-Korridore von 25 Kilometern Länge gebaut werden, sodass pro Korridor eine Reichweitenverlängerung von bis zu 20 Prozent möglich sein müsste, meint Wistuba. Diese doch erhebliche infrastrukturelle Maßnahme wirft eine Reihe von Fragen auf, denn um die Idee ökonomisch sinnvoll umsetzen zu können, bedarf es geeigneter Straßenbaustoffe, die gewährleisten, dass die notwendige Ladetechnik in die Straße integriert werden kann. Außerdem ist die Lebensdauer der eingesetzten Straßenbeläge von Wichtigkeit. Genau daran forschen die Spezialisten der Universität Braunschweig und wollen geeignete Straßenbaustoffe entwickeln. Die kommissarische Präsidentin der TU Braunschweig, Professorin Katja Koch, versichert: „Die TU Braunschweig wird mit neuer Asphalttechnologie dafür sorgen, dass die in die Straße eingebaute Ladetechnik alle Funktionen dauerhaft erfüllen kann, allen Beanspruchungen aus Verkehr und Witterung standhält und auch wartungsarm bleibt. Denn unser Ziel ist es, innovative klima- und umweltfreundliche sowie nutzbare Technologien auf die Straße zu bringen. eCharge trägt buchstäblich dazu bei.“
Erfahrungen mit induktiver Ladeinfrastruktur konnten die Wissenschaftler*innen bereits mit dem kabellosen Elektrobus „Emil“ gewinnen, der seit 2014 in Braunschweig im Linienbetrieb unterwegs ist. Das Projekt „eCharge“ wird mit 1,9 Millionen Euro im Rahmen des deutschen Bundesförderprogramms „Innovationsprogramm Straße“ finanziert und von der Bundesanstalt für Straßenwesen begleitet. Der Anteil der TU Braunschweig liegt bei einer Fördersumme von rund 212.000 Euro. Die beteiligten Unternehmen sind Eurovia Teerbau GmbH, Volkswagen AG und Omexom GA Süd GmbH.