Home Design Eine Bedrohung für Umwelt und guten Geschmack? – der Monobloc

Eine Bedrohung für Umwelt und guten Geschmack? – der Monobloc

von redaktion
Monobloc, Hauke Wendler

Gestern startete die Dokumentation „Monobloc“ von Hauke Wendler in den deutschen Kinos. Der Film begibt sich auf Spurensuche nach dem meistverkauften Möbelstück der Welt und ergründet auch die positiven Seiten dieses Plastikstuhls, der von Umweltschützern und Designfachleuten gleichermaßen verteufelt wird. Das Erfolgsrezept hinter dem Monobloc war und ist, die Herstellungskosten soweit zu drücken, dass am Ende ein Produkt herauskommt, das sich praktisch jeder/jede leisten kann. Das führte zu einer erstaunlichen Omnipräsenz dieses Stuhltyps. Es gibt Fotos von Gaddafi bis Angela Merkel auf einem Monobloc.

“Monobloc”, ein Film von Hauke Wendler.

Eine Milliarde Exemplare soll es von diesem billigen, oft weißen Plastikstuhl geben – in jedem von Menschen bewohnten Winkel dieser Erde. Acht Jahre arbeitete Grimme-Preisträger Hauke Wendler an einem Dokumentarfilm, der der Frage nach dem Wie und Warum auf den Grund geht. Als Erfinder des Monobloc gilt übrigens der Franzose Henry Massonet. Er begann Anfang der 1970er-Jahre mit Spritzgussverfahren zur Herstellung von billigen Plastikstühlen zu experimentieren. Sein Freund Pierre Paulin, einer der bekanntesten französischen Designer, half ihm bei der technischen Umsetzung und ist somit der Design-Vater des Monoblocs. Paulin war bewusst, dass er damit nichts Gutes tat, und verbat sich jede Nennung seines Namens. So war seine Rolle in dieser Geschichte bis vor wenigen Jahren ein Geheimnis.

Bei Hatje Cantz erscheint ein Fotobuch über diesen Stuhl, das Filmsequenzen sowie Archivmaterial von Monobloc-Enthusiasten aus der ganzen Welt versammelt. Es erzählt die Geschichte, wie dieser unscheinbare, von vielen verachtete Stuhl die Welt eroberte. Er kann Existenzen zerstören, viel mehr noch spült er aber den Produzenten enorm viel Geld in die Kassen. Der Band „MONOBLOC ist eine globalisierungskritische Objektgeschichte zwischen Funktionalität und Schönheit, Kapitalismus und Teilhabe, Konsum und Recycling“, beschreibt der Verlag seine Veröffentlichung. Das Buch ist ab 25. Februar 2022 lieferbar.

Monobloc als Designobjekt

Im Jahr 2020 erlebte der Monobloc eine wundersame Erhöhung in die Sphären des hochwertigen Designs. Der weltbekannte deutsche Designer Konstantin Grcic kooperierte mit dem italienischen Designmöbelhersteller Magis und schuf den „Bell Chair“. Dabei wurde der Typus des Monobloc-Stuhls auf eine neue Ebene gehoben. Der Bell Chair ist nicht nur leistbar, sondern auch vielseitig und vor allem nachhaltig. Er besteht zu 100 % aus recyceltem Polypropylen, das aus Industrieabfällen der eigenen Magis-Produktion sowie der lokalen Autoindustrie stammt. Das neue, patentierte Material enthält fast keine neuen Stoffe und kann wiederum zu 100 % wiederverwertet werden. Der Preis fällt mit 65 Euro für einen Designstuhl wirklich sehr gering aus und ist damit im Billigpreis-Segment durchaus konkurrenzfähig.

Monobloc. Text(e) von Hauke Wendler, Gestaltung von Rutger Fuchs. 15 x 20,5 cm, Broschur, 192 S., 120 Abb., deutsch, ISBN 978-3-7757-5187-2. Verlag: Hatje Cantz

Ein Stuhl geht um die Welt. Monobloc. © Hatje Cantz

Übrigens haben alle, die bis einschließlich Sonntag, 30. Januar 2022, das Buch bei Hatje Cantz bestellen, die Chance, ein Kinoticket zu gewinnen.


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