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„European Union Prize for Citizen Science – Grand Prize“ für Isala

von redaktion
Isala

Erster „European Union Prize for Citizen Science – Grand Prize“ geht an die belgische Initiative „Isala: Citizen-science map of the vaginal microbiome“. Der Begriff „Citizen Science“ meint die Einbindung von Laien in wissenschaftliches Forschen. Das kann über Online-Plattformen, mobile Anwendungen oder persönlich vor Ort stattfinden. Um das Zusammenspiel von Wissenschaft und Öffentlichkeit zu fördern, hat die Europäische Kommission einen Wettbewerb ins Leben gerufen.

Mit der erstmaligen Ausschreibung dieses Wettbewerbs wurde die Linzer Ars Electronica im Rahmen des IMPETUS-Projekts beauftragt, das in Kooperation mit dem King’s College London (GB), der European Science Engagement Association (AT), Zabala Innovation (ES), T6 Ecosystems (IT), Science for Change (ES) und Nesta (GB) durchgeführt wird. Von 10. Januar bis 13. März 2023 konnten Projekte eingereicht werden, von 21. bis 23. April tagte die internationale Jury bestehend aus Kat Austen (GB/DE/KR), Lewis Hou (GB), Pedro Russo (PT/NL), Andrea Sforzi (IT) und Stefanie Wuschitz (AT), kürte die Gewinner und vergab Preisgelder in der Höhe von insgesamt 100.000 Euro.

Frauengesundheit

Der Hauptpreis, der mit 60.000 Euro dotierte „European Union Prize for Citizen Science – Grand Prize” ging an die Initiative „Isala: Citizen-science map of the vaginal microbiome“. Das transdisziplinäre Team aus Belgien nahm sich vor, das Mikrobiom (Bakterien, Viren und Pilze) des Vaginaltrakts wissenschaftlich zu untersuchen, um Krankheitsbilder frühzeitig erkennen und entsprechende therapeutische Maßnahmen einleiten zu können. Erstes Ziel des Forschungsteams rund um Initiatorin Sarah Lebeer (Laboratory of Applied Microbiology and Biotechnolgy, Universität Antwerpen) war es, Vaginalabstriche von Frauen zu sammeln. Sie setzten dabei auf die freiwillige Beteiligung der Bevölkerung und stießen auf unerwartet hohe Resonanz. Das Team wollte ursprünglich 200 Frauen zum Mitmachen motivieren, aber innerhalb von nur zehn Tagen registrierten sich 5.500 Frauen.

Der Großteil davon füllte in der Folge einen Online-Fragebogen aus und nutzte das vom Isala-Team entwickelte Toolset, um einen Abstrich ihres vaginalen Mikrobioms zu machen und einzuschicken. Innerhalb eines Jahres erhielten alle Teilnehmerinnen ihre Testergebnisse und damit das Profil ihres vaginalen Mikrobioms. 275 Frauen wurden schließlich ausgewählt, um an einer langfristigen Studie teilzunehmen, die auf Veränderungen des Mikrobioms im Vaginaltrakt fokussiert. Parallel zu seiner Forschungstätigkeit organisiert das Isala-Team digitale und reale Infoevents, die Monat für Monat bis zu 10.000 Interessierte erreichen.

Dieses Projekt führt zu einer verbesserten Datenlage, was in effektivere Diagnoseverfahren mündet. Nicht zuletzt stärkt es das Bewusstsein in der Gesellschaft für die Notwendigkeit von Forschung zum weiblichen Körper. Die hohe Teilnehmerinnenzahl ist ein starkes Argument für diese Notwendigkeit. Die Jury schreibt in ihrer Begründung: „Dieses Projekt spricht erfolgreich soziale Stigmata und Vorurteile in der Medizin im Hinblick auf Intimität, Selbstfürsorge und Tabus im Zusammenhang mit dem weiblichen Körper an … Isala ist ein herausragendes Beispiel für ein gut eingebundenes citizen-science Projekt.“

Leben in der Stadt

Den mit 20.000 Euro dotierten „European Union Prize for Citizen Science – Diversity & Collaboration Award” erhält das Urban Belonging Project aus Kopenhagen. Das Urban Belonging Project beschäftigt sich mit dem Stadtleben Kopenhagens – genauer mit dem städtischen Erleben unterrepräsentierter Gruppen. Diese Personen wurden aufgefordert, ihre Erfahrungen in der dänischen Hauptstadt zu dokumentieren und zu visualisieren. Zunächst füllten die Beteiligten einen Fragebogen aus, danach hielten sie zehn Tage lang ihre Wege und Wahrnehmungen in Kopenhagen fotografisch fest und sammelten die Aufnahmen inklusive GPS-Daten und Kommentaren in einer eigens entwickelten Open-Source-App. Darüber hinaus waren alle Teilnehmer eingeladen, auf die Postings der anderen zu reagieren. Die App, die im Zuge des Urban Belonging Project entwickelt wurde, ist via GitHub verfügbar und wird von Initiativen in Europa und den USA genutzt, um städtische Lebenserfahrungen verschiedener Einwohnergruppen sichtbar zu machen.

Urbane Lebenserfahrungen unterschiedlichster Gruppen. © Urban Belonging Collective (INT) & Pedro Borges (US) 

Recht auf Reparatur

Über den „European Union Prize for Citizen Science – Digital Communities Award” und damit ebenfalls 20.000 Euro dürfen sich die Initiatoren des „The Restart Project: The Right to Repair and Reuse your Electronics“ freuen. Das Projekt übt Kritik an der umweltschädlichen Ausrichtung der Konsumgesellschaft und bietet praktische Lösungen an. Konkret geht es um die enorme Menge an E-Waste in Europa. In vielen Fällen handelt es sich um elektronische Produkte, die wegen kleinster Defekte entsorgt werden, obwohl sie mitunter einfach und schnell repariert werden könnten. Das Restart-Team um Ugo Vallauri (IT) fordert ein gesetzlich verankertes „Recht auf Reparatur“ und hat die „European Right to Repair Campaign” mitbegründet.

Besser reparieren als wegschmeißen. © The Restart Project / Mark Phillips

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