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Filmpremiere: Women in Architecture

von redaktion
Women in Architecture, Boris Noir

Gestern wurde die mit Spannung erwartete Dokumentation „Women in Architecture“ veröffentlicht. Der Film geht auf ein von Sky-Frame initiiertes Projekt zurück. Regie führte Boris Noir. Die Protagonistinnen sind Toshiko Mori (New York City), Gabriela Carrillo (Mexico City) und Johanna Meyer-Grohbrügge (Berlin). Mit der Auswahl von Architektinnen, die sich in unterschiedlichen Phasen ihrer Karriere befinden, versucht Noir das Thema Frauen in der Architektur breiter zu fassen.

Hier geht es zum Film.

„Um unsere Welt zu einem besseren Ort zu machen, sollte jeder eine Vorstellung davon haben, wie Architektur funktioniert und was sie beeinflussen kann. Wir leben in einer Zeit, in der Menschen den Planeten verändern und Architektur ist dafür eines der wichtigsten Werkzeuge“, erklärt Filmemacher Boris Noir. Dennoch legt er in seinem Film den Fokus ganz stark auf das Privatleben der drei Frauen und ihrer Rolle in einer von Männern bestimmten Branche. Die Architektinnen – vor allem Carrillo und Meyer-Grohbrügge – werden in ihrem privaten Umfeld mit ihrer Familie gezeigt. Was die Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie nahelegt. Beide Architektinnen kritisieren die Struktur des Systems, wie Dinge in der heutigen Welt funktionieren. Das mache diese Vereinbarkeit zu einer wirklichen Herausforderung.

Mori und Meyer-Grohbrügge sagen in Bezug auf ihre Berufsanfänge, dass sie sich über ihr Geschlecht in Zusammenhang mit ihrer Arbeit kaum Gedanken gemacht haben. Mori meint, sie habe ja keinen Vergleich gehabt und keine Erfahrung. So habe sie sich auf der Baustelle einfach durchgekämpft und dies als normal angesehen. Dies führt zum Thema Individuum und individuelle Lebensverwirklichung. Erfolgreiche Menschen haben ein festes berufliches Ziel vor Augen. Eventuelle Steine auf dem Weg dorthin werden ignoriert oder aus dem Weg geräumt. Es geht um den individuellen Kampf und nicht um die Veränderung einer ganzen Branche oder gar Gesellschaft. Dennoch tragen Architektinnen wie Mori, Carrillo und Meyer-Grohbrügge zu Veränderungen bei, allein durch ihre Vorbildwirkung.

Kaum Frauen an der Spitze

70 % der Architekturstudenten weltweit sind Frauen – eine deutliche Überzahl, die sich im späteren Berufsleben keineswegs widerspiegelt. Der Film „Women in Architecture“ ist allein durch seine Existenz auch eine Suche nach den Gründen dafür. Leider kommen die Projekte der drei Architektinnen und deren Hintergründe in dem Film zu kurz.

Toshiko Mori

In den fast vier Jahrzehnten, in denen die in den USA lebende Japanerin Toshiko Mori ihr Büro in New York geführt hat, konnte sie preisgekrönte Gebäude in China, den USA und dem Senegal umsetzen. Neben dieser Arbeit wurde Mori 1995 das erste weibliche Fakultätsmitglied der Harvard Graduate School of Design. 2002 war sie die erste Frau, die den Vorsitz der Fakultät für Architektur innehatte – zwei Jahrzehnte später ist immer noch die einzige.

Neugier ist ein ganz wichtiger Motor der intellektuellen Aktivität von Architekten.

Toshiko Mori

Gabriela Carrillo

Die vielfach ausgezeichneten Arbeiten der mexikanischen Architektin Gabriela Carrillo sind zu einem Referenzbild geworden, wenn es um zeitgenössische Architektur in Mexiko geht. Ihre Projekte sind stark auf die Bedürfnisse der Menschen ausgerichtet. Sie nehmen Rücksicht auf den Ort ihrer Entstehung und legen den Fokus auf das Alltagsleben. Carrillo entwickelt ihre Arbeiten zwischen Praxis, Theorie und Forschung sowie zwischen Lokalem und Globalem. Sie übersetzt die Anforderungen der Welt in vielfältige und integrative Architektur.

Man kann keine gute Architektin sein, wenn man nicht zuhört und spürt. Da kämpfe ich gegen mein eigenes Ego an.

Gabriela Carrillo

Johanna Meyer-Grohbrügge

Nach ihrem Abschluss an der ETH Zürich arbeitete Johanna Meyer-Grohbrügge fünf Jahre bei Sanaa in Tokio. 2010 gründete sie mit Sam Chermayeff in Berlin das Büro June 14 Meyer-Grohbrügge & Chermayeff und 2015 das Büro Meyer-Grohbrügge. Sie lehrte am Dessau Institute of Architecture der Hochschule Anhalt (2010 bis 2021), am Lehrstuhl „Entwerfen und Baugestaltung“ der TU Braunschweig, an der Columbia University Graduate School of Architecture, Planning and Preservation (GSAAP), der Northeastern University Boston-Berlin und leitete das Berlin-Programm der Washington University St. Louis. Seit Oktober 2021 ist sie Professorin für Entwerfen und Raumgestaltung am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt. Viele ihrer Arbeiten bewegen sich im Spannungsfeld von Kunst und Architektur. Ein weiterer Fokus liegt auf den Themen Wohnen und Arbeit, die für sie essenziell und eng mit Zukunftsfragen verknüpft sind.

Im Zuge ihrer neuen Aufgabe in Darmstadt sagte sie: „Sehr bald wird jeder Mensch selbst dreidimensionale Räume generieren können und so muss die Architektur und die Architekturausbildung verstärkt an den Inhalten dieser Räume arbeiten. Durch die Digitalisierung existiert bereits fast alles virtuell, bevor es sich physisch manifestiert. Unsere Aufgabe wird die Verräumlichung von Dingen und Identitäten sein, die es bisher nicht gibt oder die sich verändern.“

Für mich baut gute Architektur Grenzen ab, nicht auf.

Johanna Meyer-Grohbrügge über Raumgrenzen

Die Dokumentation „Women in Architecture“ soll ein Impuls zur Inspiration, Diskussion und Reflexion sein. Initiator Sky-Frame möchte damit die Rolle von Frauen in der Architektur beleuchten und ihre Sichtbarkeit erhöhen.

Regie: Boris Noir
Produzent: Daniel Tenne
DOP: Julian Steiner
Kamera: Nico Schreiber
Schnitt: Michi Lange


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