Der burkinische Architekt Francis Kéré, Gründer des Berliner Architekturbüros Kéré Architecture, wird mit der Thomas Jefferson Foundation Medal in Architecture 2021 ausgezeichnet. Der ursprünglich in seinem Heimatland Burkina Faso und Deutschland als Tischler ausgebildete Kéré schloss sein Architekturstudium 2004 an der Technischen Universität Berlin ab. Noch während des Studiums gründete er den Verein „Schulbausteine für Gando e.V.“ (später Kéré Foundation e.V.), um den Bau einer Grundschule in seinem Heimatort zu finanzieren. Die Gando-Grundschule wurde schließlich sein Diplomprojekt. Kurz nach Abschluss des Studiums gründete er sein eigenes Studio Kéré Architecture. Bereits für dieses erste Gebäude erhielt Kéré den renommierten Aga Khan Award für Architektur, wobei vor allem die Bautechniken, das eingesetzte Handwerk und die Zusammenarbeit mit der Gando-Community lobend erwähnt wurden.
Im Lauf von fast zwei Jahrzehnten entwickelte sich Kéré zu einem der bedeutendsten zeitgenössischen Architekten. Seine Bauweisen, der Einsatz von nachhaltigen Materialien und die Einbeziehung der jeweiligen Kommunen brachten ihm hohe Anerkennung innerhalb der Branche. In den Projekten von Kéré Architecture spiegelt sich immer eine Neugier für die Besonderheiten des Ortes und die soziale Struktur wider.
Seine bekanntesten Bauwerke sind die Nationalversammlung von Burkina Faso in Ouagadougou, das Surgical Clinic & Health Centre (2014) in Léo, die IT-Universität sowie die Lycée Schorge Secondary School (2016) in Koudougou – alle drei in Burkina Faso. Zudem bemerkenswert sind der Serpentine Pavilion in London (2017) und das Xylem, ein Pavillon für das Tippet Rise Art Center in Fishtail (2019, Montana, USA).
Sozial und ökologisch bauen
Für die Berücksichtigung und sinnvolle Kombination von sozialen und ökologischen Aspekten in seinen Projekten erhielt Kéré Architecture zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Global Award for Sustainable Architecture (2009), den Marcus Prize (2011), den Global LafargeHolcim Gold (2012) und den Schelling Architecture Foundation Award (2014). 2017 erhielt Kéré den Prince Claus Laureate Award und den Arnold W. Brunner Memorial Prize in Architecture von der American Academy of Arts & Letters.
Kérés grenzüberschreitender Architekturansatz führte zu einer Reihe von Aufträgen und Einladungen für Ausstellungen. Dazu gehört der Serpentine Pavilion, den Kéré als erster Architekt afrikanischer Herkunft gestaltete, der Besucherpavillon für das Coachella Valley Mucic and Arts Festival (2018) oder Beteiligungen an der Architekturbiennale in Venedig (2016 und 2018). Außerdem Einzelausstellungen etwa im Museo ICO in Madrid (2018), im Münchner Architekturmuseum oder im Philadelphia Museum of Art (beide 2016).
Architektur für die Menschen
Ein aktuelles Projekt ist die „Benin National Assembly“ in Porto-Novo. „Dieses Projekt verkörpert unsere Vorstellungen vom Zusammenkommen von Gemeinschaften, die Bedeutung indigener Regierungsformen und zeigt, was zeitgenössische afrikanische Architektur auf nationaler Ebene sein kann“, erklärt Kéré. Das Regierungsgebäude umfasst einen angrenzenden Park, der von den Stadtbewohner*innen genutzt werden kann und der ein Gefühl von Offenheit und Transparenz schafft. Gleichzeitig sollen hier die demokratischen Werte der Menschen in Benin zum Ausdruck gebracht werden.
Francis Kéré steht für ein Verständnis von Architektur, das auf die Unterstützung von Gemeinschaften ausgerichtet ist. Die Möglichkeiten und Kraft der Architektur sollen für alle verfügbar gemacht werden. Kérés Projekte zeugen von ökologischer, sozialer und kultureller Widerstandsfähigkeit. Es ist Architektur, die das Leben in Gemeinschaften verbessert und somit dem Gemeinwohl dient.
Die Thomas Jefferson Foundation Medaille wird von der Universität von Virginia und der Thomas Jefferson Foundation gestiftet. Sie wird in den Kategorien „Architecture“, „Citizen Leadership“, „Law“ und „Global Innovation“ vergeben – normalerweise am Gründungstag, dem 13. April in Monticello, dem Anwesen von Thomas Jefferson (3. US-Präsident und Verfasser der Unabhängigkeitserklärung). Dieses Jahr allerdings findet die Verleihung in Form eines virtuellen Events statt.