Die Gewinner der Beazley Designs of the Year stehen fest. Aus den sieben Kategorien ging das Projekt „Anatomy of an AI system“ als Gesamtsieger hervor (gleichzeitig der Gewinner der Kategorie „digital“). Kate Crawford und Vladan Joler geht es um die Untersuchung von alltäglichen Entscheidungen der Menschen anhand der Kommunikation mit Amazons Sprachassistenten Alexa und welchen Einfluss diese Kommunikation auf den Planeten hat. Sie haben eine Karte des Lebenszyklus einer einzigen KI erstellt, die zeigt, was notwendig ist, damit die Künstliche Intelligenz lernen kann. Einfache Befehle, wie das Licht einzuschalten oder Musik abzuspielen, erfordern ein riesiges weltweites Netzwerk, das mit nicht-nachhaltigen Materialien, Arbeit und Daten betrieben wird. Das Ausmaß der Ressourcen, die für dieses KI-System benötigt werden, ist um ein Vielfaches größer, als der Energie- und Arbeitsaufwand eines menschlichen Hausangestellten wäre. Diese Karte stellt einen Versuch dar, die Komplexität von heutigen Produktionsprozessen, Lieferketten und Ressourcengewinnung darzustellen. Sie macht klar, dass Produkte der digitalen Welt und eben auch große KI-Systeme enorme Mengen an Energie und Ressourcen verbrauchen.
Die Beazley Designs of the Year wurden in den Kategorien Architektur, Grafik, Mode, Digital, Transport und Produkt verliehen. Zusätzlich wurde „MySleeve“, eine Silikon-Erweiterung für Krücken, um den Druck auf die Hände zu vermindern, mit dem Public Choice Award ausgezeichnet. Die Kategorie Architektur geht an eine Schulbibliothek mit einem raffinierten technischen System in Kopargaon in Indien. Die Form des Gebäudes wird durch eine Reihe von Bögen und Kurven gebildet. Das Dach der Bibliothek ist begehbar und kann von den Kindern als Spielplatz genutzt werden. Als Baumaterial wurden Ziegel verwendet. Der Gewinner der Grafik-Kategorie ist Pentagram und ihr Branding, Beschilderung und Orientierungsgrafik für den Hauptsitz des Kosmetikunternehmens Amorepacific (Architektur: David Chipperfield) in Seoul. Die Beschilderung kombiniert Buchstaben, Ziffern und Piktogramme, die sich auf vier wichtige geografische Merkmale der Umgebung beziehen: Fluss, Berg, Park und Stadt. Eine Herausforderung war, visuelle Konsistenz zwischen den sehr unterschiedlichen Formen von englisch, chinesisch und koreanisch herzustellen. Dazu wurde eine neue Schriftart kreiert. Die Kategorie Mode gewann Ji Won Choi mit ihrer Streetwear-Kollektion für Adidas. Ausgehend von traditioneller koreanischer Kleidung interpretiert Choi das kultige Drei-Streifen-Motiv neu – einerseits mit kräftigen Farben, andererseits in einer monochromen Variante. GACHA ist ein selbstfahrender Bus, eine Kooperation des finnischen Unternehmens für autonomes Fahren Sensible 4 und der japanischen Lifestyle-Firma MUJI, ohne definierte Vorder- oder Rückseite. Der Bus ist für Regionen mit Bevölkerungsrückgang und mit vielen älteren Bewohnern*innen gedacht. Derzeit werden in drei finnischen Städten Testfahrten durchgeführt. Bereits 2020 soll das Fahrzeug auf den Markt kommen. Sieger der Kategorie Transport.
Die Produkt-Kategorie gewann CATCH, ein kostengünstiges, benutzerfreundlichen Gerät, mit dem selbstständig HIV-Tests durchgeführt werden können. Der britische Designer Hans Ramzan hat dieses Produkt spezielle für Menschen in Schwellenländern entwickelt, in denen der Zugang zu medizinischer Versorgung und somit zu einer frühzeitigen Diagnose schwierig ist. In nur drei Schritten kann das Gerät in privaten Bereichen benutzt werden.
Die Ausstellung Beazley Design of the Year ist im Londoner Design Museum noch bis zum 9. Februar 2020 zu sehen. Dort sind nicht nur die Gewinner, sondern alle 76 Nominierten ausgestellt.