Home Design Wiederbelebung des Handwerks in den V.A.E.

Wiederbelebung des Handwerks in den V.A.E.

von Markus Schraml
Irthi Contemporary Crafts Council

Der Irthi Contemporary Crafts Council fördert traditionelles und modernes Handwerk aus dem Nahen Osten, Nordafrika und Zentral- sowie Südostasien. Die Organisation mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten hat es sich zum Ziel gesetzt, Frauen in diesen Regionen zu unterstützen – sowohl in beruflicher als auch sozialer Hinsicht. Dabei geht es um die Erschließung neuer Marktchancen und -bereiche, indem unterschiedliche Programme für soziale Entwicklung und berufliche Ausbildung zur Verfügung gestellt werden. Im Fokus der Bemühungen stehen die Erhaltung bzw. der Aufbau von handwerklichen Fähigkeiten und die Bewahrung des kulturellen Erbes in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Wichtig für die Umsetzung der verschiedenen Initiativen ist die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern.

Die ersten Produktserien, die aus diesen Partnerschaften hervorgegangen sind, wurden letzten Herbst erstmals auf internationaler Bühne während der London Design Fair präsentiert. Aus der Kombination von zum Teil bekannten Designer*innen aus Spanien, Großbritannien, den USA, Japan, Pakistan, Italien sowie Palästina und Handwerkern aus der Region ist ein Katalog von unterschiedlichen Produkten entstanden. Unter dem Schirm der Programme „Design Labs“ und „Crafts Dialogue“ entwickelte zum Beispiel die katalanische Designerin Pepa Reverter die „Sharjah Totems Collection“. Reverter ist eine äußerst vielseitige Gestalterin, die auch in den Bereichen Fotografie, Illustration, visueller Kunst und Lehre arbeitet. Als Designerin ist sie für ihre Keramiken bekannt, die in ihrem Studio in Barcelona entstehen. Etwa ihre „Sisters Collection“, Keramiken von Frauenköpfen aus unterschiedlichen Kulturen. Elegante, skulpturale Formen treffen auf hochqualitative Detailarbeit und Oberflächenbehandlung. Mit den „Sharjah Totems“ entstand eine Kollektion, die einen Dialog zwischen arabischer und europäischer Kultur herstellt. „Die Verschmelzung von Kunst und Design hat mich schon immer interessiert, und ich glaube, dieses Projekt ist ein gutes Beispiel für die Koexistenz dieser beiden Welten“, sagt sie und erklärt weiter: „Abhängig davon, wie man die Stücke arrangiert, kommt man zu unterschiedlichen Ergebnissen. Einerseits kann man die Elemente übereinanderstapeln, woraus zwei Skulpturen entstehen, die Totems. Andererseits – wenn man die Stücke nebeneinander anordnet – dann haben wir mehrere Hocker und einen Tisch. So werden die Ton-Objekte zu nützlichen Möbeln.“

Das Bestreben des Irthi Contemporary Design Council, handwerkliche Produktion zu fördern und traditionelle Handwerkstechniken zu bewahren bzw. wiederzubeleben, trifft bei Reverter auf höchste Anerkennung. Für sie ist die Bearbeitung von natürlichen Materialien mit handwerklichen Techniken ein Weg, das individuelle und kollektive Gedächtnis zu erhalten. „Die Arbeit an der Kollektion von keramischen Outdoor-Objekten war, genauso wie bei den anderen Kollektionen des Irthi Crafts Dialogue-Projekts, in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung. Erstens wegen dem unglaublich unterschiedlichen Mix von Kulturen, Handwerkstechniken und Herkünften der Menschen, die daran gearbeitet haben … Zweitens wegen der Entwicklung des Projekts über das Internet, das die langen Entfernungen zwischen den Teammitgliedern schrumpfen ließ. Und schließlich, wegen des Ziels von Irthi, die Produktionsmöglichkeiten von Handwerkern in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu verbessern, um internationale Luxus-Standards zu erreichen“, sagt Reverter.

Ein weiteres Projekt und eine weitere Partnerin sind die Glasarbeiten der palästinensischen Architektin Dima Srouji mit dem Titel „Oud x Palestinian Glass Blowing“, die im Rahmen des „Design Lab“ entstanden sind. Srouji arbeitete dafür einerseits mit palästinensischen Glasbläsern zusammen und andererseits mit Bidwa-Teilnehmerinnen (einem Berufsausbildungsprogramm von Irthi), um nicht-traditionelle Parfüm- und Oud Öl-Gefäße bzw. sogenannte „Midkhans“ (Räuchergefäße) zu kreieren. Die Kunst der Parfümerzeugung in den Vereinigen Arabischen Emiraten traf hier auf das Handwerk der Glasbläser in Palästina. Das Bidwa Social Development Programme beschäftigt rund 40 Kunsthandwerkerinnen und unterstützt sie mit Ausbildungs-, regionalen Austauschprogrammen sowie der Möglichkeit, neue Märkte für ihre Produkte zu finden. Von den Experten aus Palästina lernten sie, wie man sehr kleine Glasformen herstellt. Die Objekte der spielerischen, femininen Kollektion von Dima Srouji sind von den Landschaften Palästinas und den Emiraten inspiriert, sowie den Texturen und Formen wie Kakteen, Korallen oder Qualen, die dort vorkommen.

 

 

 

 

Der Irthi Contemporary Crafts Council ist Teil des NAMA Women Advancement Establishment, einer Organisation, die 2015 von Sultan bin Mohamend al-Quassimi III., dem Herrscher des Emirats von Schardscha und Mitglied des Obersten Rates der Vereinigten Arabischen Emirate per Dekret gegründet wurde. NAMA unterstützt Frauen und ihre Position in der Gesellschaft vor allem auch in beruflicher Hinsicht. Ein wichtiger Aspekt auf dem Weg zu mehr Gleichberechtigung und der Sichtbarmachung der Frau im gesellschaftlichen Leben.

Weitere TOP-Artikel

-
00:00
00:00
Update Required Flash plugin
-
00:00
00:00