Das Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg (MK&G) widmet sich ab dem 9. Juli dem Thema Design in der DDR. Wobei die Bedeutung der viel zu wenig bekannten Christa Petroff-Bohne darüber hinausreicht und ihre sachlichen Industriedesigns für die VEB Auer Besteck- und Silberwaren internationale Relevanz besitzen. Ihre Gestaltungen prägten den Alltag vieler DDR-Bürger*innen. Gleichzeitig nimmt sie eine wichtige Rolle in der Lehre ein. Als Professorin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee beeinflusste sie Generationen von Studierenden.
Die Ausstellung „Schönheit der Form. Die Designerin Christa Petroff-Bohne“ zeigt rund 300 Exponate, ihr berufliches Netzwerk und gibt einen Einblick in das Designgeschehen der DDR. Die Schau entstand in Kooperation mit dem Kunstgewerbemuseum (Staatliche Kunstsammlungen Dresden, kuratiert von Klára Němečková (SKD), Silke Ihden-Rothkirch und Jörg Petruschat). Im dortigen Schloss Pillnitz lief sie bereits im vergangenen Jahr.
Design für den Alltag
Petroff-Bohne wurde 1934 im sächsischen Colditz geboren. Sie studierte Industrielle Formgebung an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. 1953 folgte sie dem niederländischen Vorreiter Mart Stam an die Hochschule für angewandte Kunst
Berlin-Weißensee. Bereits ihre Diplomarbeit, ein Frühstücksservice für den VEB Steingutwerk Torgau, kam 1956 in großer Serie auf den Markt. In der Folge entwarf Petroff-Bohne neben elegantem Hotel- und Tafelgerät für die Auer Besteck- und Silberwarenwerke auch Industriemaschinen und Nachrichtentechnik sowie Produkte für die Innenraumgestaltung und Arbeitsumwelt.
Designentwicklung Ost / West
Die Ausstellung legt auch Wurzeln und Kontexte frei, die Einsicht in das Grundverständnis von Petroff-Bohne für Industriedesign geben – inklusive Bezügen zu Bauhaus, Handwerk, dem Neuen Sehen und der Auseinandersetzung mit der Natur. „Schönheit der Form“ ist ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der Designentwicklungen in Ost und West. Auch im Vitra Design Museum läuft derzeit eine Ausstellung zur deutsch-deutschen Designgeschichte, wo versucht wird, Vorurteile in den Gestaltungsansätzen von Ost- und Westdeutschland auszuräumen.
Zur Ausstellung ist die Publikation SCHÖNHEIT DER FORM. DIE DESIGNERIN CHRISTA PETROFF-BOHNE erschienen, Herausgeber*innen: Jörg Petruschat, Silke Ihden-Rothkirch, Verlag form+zweck, 2020, 288 S., ISBN 978-3-947045-17-4.