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Internationaler Hochhaus Preis geht nach Mexiko

von Markus Schraml
Torre Reforma, IHP 2018

Mit der Verleihung des Internationalen Hochhaus Preises 2018 an den „Torre Reforma“ von L Benjamín Romano kommt Mexiko-Stadt auf die Bühne der weltweit innovativsten Hochhausarchitektur. Romano hat mit seinem „Reform-Turm“, einem asymmetrischen Obelisken aus Sichtbeton und Glas, nicht nur neue Maßstäbe für die Gestaltung von Hochhäusern in seinem Heimatland gesetzt, sondern kann durch sein innovatives Konzept Einfluss auf die globale Hochhausarchitektur ausüben. Die Jury betonte auch das vorbildliche Finanzierungskonzept. Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums sagt: „Benjamín Romano beweist, dass ein einziger Architekt die Baustandards auf seinem Gebiet und in seiner Stadt neu definieren kann. Zuerst hat er Investoren gewonnen, die das Grundstück erworben haben, den Entwurf entwickelt, eine massive Konstruktion fernab aller üblichen Vorhangfassaden erdacht und seine Statiker davon überzeugt, seiner Idee zu folgen. Und dann hat er es gebaut. Wir sind erstaunt, dass eine solch ganzheitliche Herangehensweise heutzutage möglich ist, und sind überwältigt von diesem fantastischen Resultat. Romano zeigt uns, dass dieser Ansatz in bestimmten Ländern wirklich etwas bewegen kann.“

Die Mitglieder der Jury unterstrichen außerdem, dass Romano durch diesen Turm, der mit seinen massiven Wänden an die Bautraditionen der Azteken erinnere und diese neu interpretiere, einen neuen Zugang zum Thema Hochhaus eröffnen würde. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main: „Torre Reforma besticht mit seiner außergewöhnlich klaren, fast skulpturalen Architektur, und seinem dreieckigen Grundriss. Die futuristische Fassade gibt den Blick auf einen der größten Stadtparks der Welt frei. Sein sensibles und intuitives Design reagiert in beeindruckender Art und Weise auf die lokalen topografischen Herausforderungen. Der neue Bau verkörpert nicht nur die fortschreitende Entwicklung Mexikos, sondern integriert behutsam ein denkmalgeschütztes Gebäude des historischen Stadtbezirks. Optisch überzeugend und umweltfreundlich, ist dieses Projekt ein mehr als verdienter Gewinner des Internationalen Hochhaus Preises 2018 und zeigt, dass Mexiko im internationalen Vergleich zukunftsweisende architektonische Lösungen bereithält.“

Der Internationale Hochhaus Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und wurde in der Frankfurter Paulskirche verliehen. Mit dem Preisgeld nahm L. Benjamín Romano auch die Preisstatuette entgegen. „Dieser Preis bedeutet mir besonders viel, weil er von meinen Fachkollegen kommt – Architekten, Ingenieure und Immobilienentwickler – die nicht nur das Gebäude an sich schätzen, sondern die inhärenten finanziellen, ingenieurtechnischen, umweltbedingten und normativen Herausforderungen. Ich glaube, die beste Architektur ist die, die Antworten auf diese Herausforderungen findet. Die Architektur, die sich aus Anforderungen, Kontext und Realität ergibt und nicht nur aus der Vorstellungskraft oder dem ästhetischen Empfinden eines Einzelnen“, bedankte sich Romano.

Der Internationale Hochhaus Preis wurde 2003 von der Stadt Frankfurt am Main, dem Deutschen Architekturmuseum und der DekaBank initiiert. 2018 hatte das DAM aus über 1.000 Hochhäusern 36 Gebäude aus 15 Ländern nominiert. Im Anschluss bestimmte eine internationale Expertenjury unter der Leitung von Kai-Uwe Bergmann, Partner von BIG (Bjarke Ingels Group) die fünf Finalisten. Neben dem Torre Reforma waren das:

MahaNakhon (Bangkok/Thailand) vom Büro Ole Scheeren, Bangkok/Thailand und OMA Office for Metropolitan Architecture, Peking/China

Beirut Terraces (Beirut/Libanon) von Herzog & de Meuron, Basel/Schweiz

Chaoyang Park Plaza (Peking/China) von MAD Architects, Peking/China

Oasia Hotel Downtown (Singapur) von WOHA, Singapur

Kai-Uwe Bergmann: „Der Torre Reforma ist eines der komplexesten Hochhausprojekte, die ich je gesehen habe. Benjamín Romano war hier extrem wagemutig, ist viele Risiken eingegangen und hat dadurch einen hochintelligenten Ansatz gefunden. Seine Lösung sieht nicht nur völlig unkonventionell aus, sondern ist es auch. Ihm ist eine unmissverständlich lokale Typologie für einen Standort auf der Prachtstraße von Mexiko-Stadt gelungen. Das Hochhaus bietet zwei völlig unterschiedliche Ansichten, sodass man es beinahe nicht wiedererkennen würde, würde man es nur von einer Seite sehen.“

[su_note note_color=”#f1f1f2″ radius=”2″]L. Benjamín Romano ist Gründer des Architekturbüros LBR&A (1985), das bekannt ist für seine zeitgemäßen, nachhaltigen Designs, Hightech-Lösungen und große räumliche Flexibilität. Romana hat einen Abschluss in Architektur und Stadtplanung der Universidad Iberoamericana und setzte sein erstes Bauprojekt bereits 1978 um. Neben seiner universitären Ausbildung arbeitete er im Büro von Heberto Castillo, einem mexikanischen Experten in Sachen räumliche Tragwerke. Die wiederholten Wirtschaftskrisen in Mexiko haben seinen Architekturansatz stark beeinflusst und führten zur Schaffung von nachhaltigen Projekten mit flexiblen Raumkonzepten und hochwertiger Architektur, die dennoch profitabel sind. Romano lehrt seit 1982 in verschiedenen Funktionen an der Universidad Iberoamericana und hält weltweit Vorträge: Die Harvard Graduate School of Design lud ihn 2016-17 als „Expert in Residence“ ein und er war „Visiting Affiliated Faculty Member“ am CGBC (Harvard Center for Green Buildings and Cities).[/su_note]

Im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt läuft die Ausstellung „Best Highrises 2018/19 – Internationaler Hochhaus Preis 2018“ noch bis zum 3. März 2019. Dort werden nicht nur der Preisträger und die Finalisten, sondern alle 36 nominierten Projekte gezeigt.

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