Der Wiener Neustädter Flugzeugspezialist Diamond Aircraft hat in Kooperation mit Siemens ein elektrisches Hybrid-Flugzeug entwickeln, das vor wenigen Tagen seinen Jungfernflug absolvierte. Das Hauptziel dieser Zusammenarbeit ist, ein Flugzeug zu bauen, das mit weniger Treibstoff auskommt und leiser ist. Der dabei verwendete Hybridantriebsstrang ermöglicht einen Start nur mit elektrischer Energie, also ohne den Einsatz des Verbrennungsmotors, was sich positiv auf den Lärm und die Emissionen in der Startphase auswirkt.
Für das Projekt adaptierte das Team von Diamond Aircraft Industries eine DA40. Das System ist so aufgebaut, dass ein Verbrennungsmotor zwei unabhängige elektrische Antriebssysteme mit Energie versorgt. Diese Systeme bestehen jeweils aus einem Motor, einer Batterie und einem Inverter. Die zwei Elektromotoren liefern eine Startleistung von 150 kW. Der Dieselgenerator in der Nase des Flugzeugs kann zusätzlich 110 KW Leistung bereitstellen. Des Weiteren wurden zwei Batterien mit je 12 kWh im hinteren Fahrgastraum montiert, die als Energiespeicher dienen. Der Pilot kann mit einem speziellen Kontrollhebel den Energiefluss zwischen Generator, Batterien und Motor steuern.
Der Pilot hat die Möglichkeit zwischen Elektrik-Modus, Cruise-Modus (nur Generator) und Lademodus zu wählen. Mit rein elektrischer Energie geflogen, kann das Fluggerät etwa 30 Minuten in der Luft bleiben. Das Hybridsystem verlängert diese Zeit auf 5 Stunden. Mit diesem Flugzeug kann erstmals im reellen Betrieb ein Hybridantriebssystem mit einem Aggregat und mehreren Elektromotoren sowie eine Systemarchitektur mit geteilten Antrieben getestet werden.
Während des 20-minütigen Fluges konnte der Pilot alle Flugmodi testen – auch den rein elektrischen Flug. Ebenso wurde ein elektrischer Start getestet, wobei das Potenzial der signifikanten Lärmreduktion deutlich wurde. Diamond Aircraft Cheftestpilot Ingmar Mayerbuch sagte nach dem Test: „Dieser erste Flug hat alle unsere Erwartungen übertroffen. Die Verbindung des Hybridantriebsstranges mit der Konfiguration des Flugzeuges ist perfekt. Wir haben eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 130 Knoten und eine Flughöhe von 3.000 Fuß erreicht.“
Die Entwicklung derartige Fluggeräte ist auch im Hinblick auf den steigenden Flugverkehr (jährlich 5 %) ein Thema. Würde man weiter nur mit aktueller Technologie fliegen, würde das die Emissionen hochtreiben und auch den Verbrauch der Erdölreserven zusätzlich beschleunigen. Die zwei schlagenden Argumente für alternative Antriebstechnologien bei Flugzeugen sind die Lärm- und Emissionsreduktion. Aber während die massenhafte Verwendung von Elektroautos ante portas steht, wird es in der Flugindustrie noch einige Zeit dauern, bis praktikable Systeme serienreife erreichen. Die Zusammenarbeit von Diamond Aircraft Industries und der Siemens AG ist in diesem Prozess ein wichtiger Mosaikstein. Wobei Siemens auch mit anderen Partnern an der Elektrifizierung des Flugverkehr arbeitet. So hat die Kooperation mit Airbus einen leistungsstarken Motor mit kontinuierlichem Output von 260 kW hervorgebracht. Für sein Engagement in diesem Bereich wurde Siemens im Oktober 2017 mit dem Nachhaltigkeitspreis der FAI world aviation accociation geehrt.