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Jungdesigner*innen lösen Probleme – iF Design Talent Award

von redaktion
iF Design Talent Award 2020

Seit 1953 werden mit den iF Awards herausragende Designs ausgezeichnet. Im Lauf der Jahre haben sich die Arbeitsgebiete von Designer*innen stark erweitert und der iF e.V. (seit 2018 iF Design Foundation) ging mit der Zeit. Gutes Design mit sozialer Relevanz soll vor den Vorgang geholt werden. Die Organisation nimmt dabei seine Verantwortung auch gegenüber dem Designnachwachs wahr und lobt den iF Design Talent Award aus. 2020 stand die Ausschreibung im Zeichen der UN-Nachhaltigkeitsziele. Die Jury zeichnete 112 Designkonzepte aus 16 Nationen aus, die sich mit den dringendsten Problemen der Gesellschaft auseinandersetzen. 7 davon wurden für ihre kreativen Ideen auch mit einem Preisgeld von insgesamt 25.000 Euro belohnt.

Die sieben Geldpreisträger befassen sich in ihren Arbeiten mit so unterschiedlichen Dingen wie einem Abwassersystem aus Reiskleie, einem Trainingssimulator für Kniegelenkoperationen, Sicherheitssperrvorrichtungen für Stromkabel, interaktiven Barcode-Etiketten, einem Erfahrungsraum für Meeresverschmutzung, einer Unabhängigkeits-App für behinderte Menschen und speziellen Aufbewahrungsboxen für Lebensmittel. Zwei der Preisträger erhalten 5000 Euro, der Rest 3000.

Song Joo Hyun und Ju Young Kim vom Hansung Univerity Design & Arts Institute in Seoul haben ein Bio-Abwassersystem auf Basis von Reiskleie entwickelt. Die Absicht der beiden war es, Menschen in Indien, die vielfach noch ohne Abwassersystem leben müssen, eine günstige Möglichkeit zu bieten, dieses Sanitärproblem zu lösen. Reiskleie ist ein Nebenprodukt bei der Herstellung von „weißem Reis“. Als Toilette wird ein biologisch abbaubarer Behälter mit Kompost und Reiskleie gefüllt, aus dem dann organischer Dünger recycelt wird, mit dem dann wiederum Reis produziert werden kann. „Dies ist ein sehr gut durchdachtes und nachhaltiges System, das ein großes Hygieneproblem für arme Wohngebiete löst“, meint die Jury. Ebenfalls aus Südkorea kommt das Projekt „Interactive Space Reflecting Marine Environment“ von Jungeun Jang und Subin Cho (Sungshin Women’s University, Seoul). Es handelt sich um einen Erfahrungsraum, der Neue Medien und interaktive Inhalte nutzt, um Stadtbewohner*innen über Meeresverschmutzung aufzuklären. In einer dreistufigen Ausstellungshalle werden gesunde Meeressysteme verschmutzt dargestellten Ozeanen gegenübergestellt. So sollen die Menschen zum Nachdenken angeregt werden, auch selbst Verantwortung für die Erhaltung sauberer Meere zu übernehmen. Die Jury: „Diese unterhaltsame und interaktive Idee kombiniert Design und Bildung. Es schärft das Bewusstsein, erzeugt Wirkung und bietet eine neue Erfahrung eines komplexen Problems. Es ist relativ einfach zu implementieren und kann zu vorhandenen Infrastrukturen (z. B. Aquarium oder Museum) hinzugefügt werden.“

Qurui Wang, Yinru Li, Miao Yu und Yanan Li von der Beihang Universität in Peking haben Quieter programmiert, eine Mobilitäts-App, die Menschen mit Behinderung mehr Unabhängigkeit verschaffen soll. Sie liefert Informationen zu rollstuhlgerechten Stationen, Spiele für geistig Behinderte, eine AR-Identifizierung von Straßenhindernissen für Sehbehinderte oder auch Bildschirmanzeigen für Menschen mit Hörbehinderung. Darüber hinaus beinhaltet die App eine Echtzeit-Standortüberwachung für Familien und Betreuer. Der Spanier Alejandro Mandrión hat mit ETNISK Lebensmittel Aufbewahrungsbehälter gestaltet, die die Haltbarkeit von Obst und Gemüse ohne Energieverbrauch verlängern sollen. „Dieses Design wurde von traditionellen Techniken zur Lagerung und Konservierung von Lebensmitteln inspiriert. Zu Recht wird hier hinterfragt, ob moderne Technologie immer die beste Lösung ist – besonders wenn das Problem ganzheitlich betrachtet wird“, heißt es im Jury-Statement. Ein Beitrag von der Dalian Minzu Universität in China beschäftigt sich mit der Sicherheit von Stromleitungen. Wire Worm ist eine automatische Sperrvorrichtung für Stromleitungen, die bei einem Leitungsbruch die Bruchstelle verriegelt. Der „Drahtwurm“ wickelt sich um das Drahtende, versiegelt es und verhindert so Stromschläge. Darüber hinaus kann ein Ersatzdrahtmodul angeschlossen werden, um die Stromversorgung kurzfristig wieder herzustellen.

Nitin Gurram von der Delft University of Technology, Industrial Design Engineering in den Niederlanden hat mit Foxpat einen Trainingssimulator für angehende Chirurgen entwickelt. Das Gerät liefert eine realistische physikalische Simulation des Knies mit integrierten Sensoren. Die Jury betont: „Diese innovative Lösung ermöglicht es einem unerfahrenen Chirurgen, eine spezifische Ausbildung auf die realistischste und effizienteste Art und Weise zu erwerben. Sie wurde bis ins kleinste Detail akribisch durchdacht. Sie gleicht Aufwand und Nutzwert aus und sorgt für eine positive Erfahrung.“ Unter dem Titel Barcodiscount haben Yen-Yu Chang, Hsin-An Huang und Ching-I Chen von der National Taipei University of Technology in Taiwan ein Barcode-Etiketten-System entwickelt, das Rabatt-Abstufungen in verschiedenen Farben anzeigt, je näher das Verfallsdatum rückt. Diese Anwendung spart Zeit, Material und Arbeit. „Barcodiscount ist ein interessanter Vorschlag mit großem Anwendungspotenzial“, urteilt die Jury. „Er löst zwei Schlüsselprobleme des Lebensmitteleinzelhandels: Er reduziert Abfall, indem er die Verbraucher zum Kauf von Produkten anregt, die bald verderben werden, und rationalisiert Logistik und Datenmanagement.“

Für den Wettbewerb wurden über 6.000 Projekte und Konzepte eingereicht. Die Gewinner der Geldpreise kommen großteils aus Asien, betrachtet man allerdings die gesamten 112 ausgezeichneten Arbeiten, ergibt sich ein sehr viel weiteres Feld: China, Deutschland, Großbritannien, Iran, Italien, Japan, Mexiko, Niederlande, Österreich, Polen, Südkorea, Schweden, Spanien, Taiwan, Thailand und die USA.

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