Die Royal Gold Medal, jene Auszeichnung des Royal Institute of British Architects (RIBA), die für ein signifikantes Lebenswerk vergeben wird, geht 2024 an Professor Lesley Lokko. Damit wird das Engagement der ghanaisch-schottischen Architektin, Lehrerin, Autorin und Kuratorin in der Architekturausbildung gewürdigt. Seit über zwei Jahrzehnten widmet sie sich der Publizität unterrepräsentierter Stimmen und den komplexen Beziehungen zwischen Architektur, Identität und Rasse, was zu tiefgreifenden Auswirkungen auf die Architekturausbildung, den Dialog und Diskurs geführt hat.
Ihre Arbeit habe zur „Demokratisierung der Architektur“ beigetragen, urteilt das diesjährige RIBA Honors Commitee. Es sei ein „klarer Aufruf für eine gleichberechtigte Repräsentation in Politik, Planung und Gestaltung, die unsere Räume prägt.“ RIBA Präsident Muyiwa Oki betonte: „Lesley Lokkos fortschrittlicher Ansatz in der Architekturausbildung bietet Hoffnung für die Zukunft – ein Beruf, der Menschen aus allen Gesellschaftsschichten willkommen heißt, die Bedürfnisse unserer Umwelt sowie ein breites Spektrum an Kulturen und Perspektiven berücksichtigt.“
Fokus Afrika
Im vergangenen Jahr erhielt Lokko einen britischen OBE für Verdienste um Architektur und Bildung und war Kuratorin der 18. Internationalen Architekturbiennale in Venedig. Unter dem Motto „The Laboratory of the Future“ rückte die Ausstellung Afrika in den Fokus und erstmals wurde ein Bildungsprogramm mit 50 Studenten aus aller Welt in die Biennale integriert. Lokko sagte: „Architekten haben die einmalige Gelegenheit, ehrgeizige und kreative Ideen vorzulegen, die uns dabei helfen, uns eine gerechtere und optimistischere gemeinsame Zukunft vorzustellen.“
Lesley Lokko lehrte in Europa, den USA, Australien und Afrika. 2015 gründete sie die Graduate School of Architecture in Johannesburg. Sie war Dekanin an The Bernard and Anne Spitzer School of Architecture am The City College in New York. 2021 gründete Lokko das African Future Institute (AFI) in Accra (Ghana). Ziel ist es, ein neues Modell für Bildung, Forschung und öffentlichen Dialog zu installieren, das Kunst und Wissenschaften vereint und „Afrika als Schmelztiegel der Zukunft versteht“. Als panafrikanischer Thinktank setzt sich das Institut für modernste Lehre und erstklassige Forschung ein, um den aktuellen Herausforderungen unter anderem in Bezug auf neue Formen des Städtebaus zu begegnen.
Architektur gibt Hoffnung
Auf die Bekanntgabe der Royal Gold Medal regierte Lokko mit folgenden Worten: „Obwohl es sich hierbei um eine persönliche Auszeichnung handelt, ist es nicht nur ein persönlicher Triumph, sondern eine Anerkennung der Menschen und Organisationen, mit denen ich zusammengearbeitet habe und die meine Zielvorstellungen teilen.“ Über ihren Karriereweg sagte sie: „Ich bin auf der Suche nach Gewissheiten und Antworten zur Architektur gekommen. Stattdessen fand ich Fragen und Möglichkeiten, weitaus reichhaltigere, neugierigere und einfühlsamere Wege zu gehen, um die Welt zu interpretieren und zu gestalten. Architektur gab mir Sprache in all ihren Formen – visuell, geschrieben, gebaut, aufgeführt – und diese Sprache wiederum hat mir große Hoffnung gegeben.“
Lesley Lokko setzt sich für unterschiedliche Ansätze in der Architektur ein und ihre Arbeit verschiebt die Grenzen im Hinblick darauf, was sie leisten kann. Sie interpretiert Architektur als Kultur, als eine Kunstform, die den öffentlichen Dialog fördert. Ein Dialog, bei dem es um Ideen und Inhalte und nicht nur um Funktion geht. Lokkos Herangehensweise demokratisiert die Architektur und macht sie für alle zugänglich.
Die Royal Gold Medal 2024 wird in London am 2. Mai 2024 offiziell an Lesley Lokko verliehen.