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Lösungen für die Wohnungskrise in Rom

von Markus Schraml
Rome Collective Living Challenge

Die aktuelle Wohnungskrise trifft viele Städte Europas. Besonders prekär ist die Situation für Menschen in der italienischen Hauptstadt Rom. Der internationale Architekturwettbewerb „Rome Collective Living Challenge“ suchte Konzepte, die das Potenzial haben diese Situation zukunftsfähig zu entschärfen. Das Briefing des Wettbewerbs beginnt mit den Worten: Rom ist eine der am wenigsten leistbaren Städte der Welt … Nun wurden die Gewinner bekanntgegeben.

Den ersten Preis (und gleichzeitig den BB Student Award) erhält das Projekt „Vita del Muro“ von Karin Frykholm, Lisa Fransson und Rron Bexheti von der Universität Lund in Schweden. Sie schlagen vor, die Aurelianische Mauer, die 19 km lange Verteidigungsanlage aus dem 3. Jahrhundert, für zukünftigen Wohnraum zu nutzen. Der Entwurf beinhaltet ein einfach aufgebautes Design, das entlang der intakten Teile der Stadtmauer implementiert werden könnte. Der linearen Form der Mauer folgend, werden die Wohneinheiten nebeneinander platziert und durch gemeinsam genutzte Bereiche verbunden.

Der zweite Preis geht an den italienischen Architekten George Guida, der derzeit in London arbeitet, und sein Projekt „Anti-Isolato“, indem er einen typischen römischen Wohnblock umgestaltet. In seinem Entwurf öffnet er den Innenhof hin zur Straße und führt eine Reihe kollektiv nutzbarer Arbeits- und Wohnräume ein. Es ist auch eine Studie über historische römische Sozialwohnungsprojekte und zieht Lehren aus deren Misserfolgen. Guida geht es um die Überwindung des isolierten und isolierenden Charakters dieser Bauten.

Philip Kolevsohn aus Südafrika, der am Politecnico di Milano studiert, erhielt den dritten Preis dieses Wettbewerbs für sein „R[h]ome“-Projekt, womit er eine bestehende Struktur in einen alternativen Wohnraum verwandelt. Ihm geht es darum, die Bedeutung der Anpassung des Bestandes gegenüber dem Neubau in einer so historischen Stadt wie Rom zu demonstrieren. Kolevsohn meint: „Es ist praktisch unmöglich, im Zentrum Roms etwas Neues zu bauen, doch die enorme Menge an nicht genutztem Raum vor allem in religiösen Komplexen, bietet neues Potenzial für kreative Adaptierungen für unterschiedlichste Wohnbedürfnisse, die es in einer modernen Stadt gibt.“ Konkret wird in dem Vorschlag ein historisches Gästehaus in der Chiesa e Monastero di Santa Brigida aus dem 14. Jahrhundert in eine Co-Living-Einrichtung für das 21. Jahrhundert umgestaltet. Das Design bietet einerseits eine Reihe verschiedener Wohneinheiten und andererseits gemeinschaftliche Außenbereiche, Café, Essbereich sowie eine Küche.

Den Sonderpreis „BB Green Award“ gewann eine Gruppe von jungen und angehenden Architektinnen aus Brasilien mit ihrem Projekt „COOP – a construction system for city-actors“. Ana Marta Lins, Camilla Rodrigues, Isabel Magalhães und Rafaela Barcelos entwarfen ein modulares System aus drei Blöcken, die günstig hergestellt und leicht adaptiert sowie in eine historische Umgebung implementiert werden können. Wie auch bei den anderen Wettbewerbssiegern sind – ganz der Aufgabe „kollektives Wohnen“ entsprechend – Gemeinschaftsbereiche vorgesehen. Dieser Ansatz senkt den Platzbedarf in den individuellen Wohneinheiten und damit die Kosten. Außerdem fördert es soziale Kontakte und Gemeinschaftssinn. Aktuelle Wohnprojekte, die auch leistbares Wohnen implizieren, gehen bereits diesen Weg.

Die allesamt jungen Gewinner des Wettbewerbs haben ähnliche Ideen für die Lösung der Wohnungskrise. Ein wichtiger Aspekt ist dabei der Vorzug der Sanierung und der Umgestaltung gegenüber eines Neubaus. Nicht erst seit den massiven Protesten in Rom von 2018, wo Tausende gegen unbezahlbare Mietpreise auf die Straße gingen, herrscht in vielen Städten Europas Wohnungsnot. Dieses Problem kann man keinesfalls der freien Marktwirtschaft überlassen. Wie die jungen Brasilianerinnen in ihrem Vorschlag schreiben – sei die Politik gefordert, die Wohnungskrise zu bekämpfen. Der Gesetzgeber kann Bedingungen vorgeben, allein, der politische Wille muss vorhanden sein.

Die „Rome Collective Living Challenge“ wurde von Bee Breeders organisiert. Der professionelle Architekturwettbewerbs-Veranstalter hat zum Thema leistbares Wohnen bereits eine Reihe von Wettbewerben ausgeschrieben. Derzeit läuft die „Paris Affordable Housing Challenge“ (Registrierungen noch bis 15 Oktober). Auch dieser Wettbewerb ist Teil der Bee Breeders Global Housing Availability Challenge Serie.

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