Home Triennale di Milano Natur und Mensch: Gleichberechtigung als Zukunftschance

Natur und Mensch: Gleichberechtigung als Zukunftschance

von redaktion
Circular Flows: The Toilet Revolution!

Das Motto der XXII Triennale di Milano lautet „Broken Nature: Design Takes on Human Survival“. 22 Länder lieferten zu diesem Thema Beiträge und drei davon wurden nun mit dem Black Bee Award ausgezeichnet. Darunter auch die Installation von EOOS. Das Wiener Designstudio hat im Auftrag des MAK (Museum für Angewandte Kunst) für den Österreich-Pavillon die Arbeit „CIRCULAR FLOWS: The Toilet Revolution!“ umgesetzt. Der innovative Prototyp Urine Trap, der die Abwasserverschmutzung durch menschlichen Urin auf ein Minimum reduziert, war der Jury die Auszeichnung in Silber wert.

EOOS-Mitgründer Harald Gruendl beschäftigt sich mit dem Thema der Urin-Separation schon seit vielen Jahren. Auf Grundlage der Forschungsarbeiten des Schweizer Eawag (Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs), das für die Bill & Melinda Gates Stiftung seit 2011 eine Hightech-Toilette entwickelt, erstellten EOOS das Design der Blue Diversion Toilet. Das Prinzip der getrennten Führung von Wasser, Urin und Fäkalien wendeten EOOS nach Jahren gemeinsamer Forschung auch auf die weiterentwickelte Urine Trap an. Das Besondere daran ist, dass sich die Urin-Separation mit geringem Aufwand in eine Spültoilette integrieren lässt. Gemeinsam mit dem Schweizer Keramikspezialisten LAUFEN hat EOOS diese Technologie zu einem Produkt weiterentwickelt. Die Abtrennung des Urins ist deshalb wichtig, weil er für rund 80 % des im Abwasser enthaltenen Stickstoffs verantwortlich ist. Mit der Urine Trap kann er aus dem Abwasser entfernt, gesondert in Tanks gesammelt und schließlich in behandelter Form als Dünger verwendet werden.

Während das weltweite CO2-Problem hohe Aufmerksamkeit genießt, ist der Stickstoff, der durch Abwässer und die Düngemittelnutzung der Landwirtschaft in die Umwelt gelangt, noch großteils unbeachtet. Viele Wissenschafter*innen stufen jedoch das Stickstoffproblem als bedrohlicher ein als den Klimawandel. So werden in urbanen Einzugsgebieten mit dem Abwasser große Mengen Stickstoff in die Flüsse geleitet. Das führt zu vermehrtem Wachstum von Algen, die den Küstengebieten den Sauerstoff entziehen. Die Folge sind Totzonen, in denen kein höheres Lebewesen mehr existieren kann. Mit der Urine Trap können Städte diese Entwicklung positiv beeinflussen und den Stickstoff für die Landwirtschaft wiedergewinnen, anstatt die natürliche Umwelt massiv zu belasten.

Die anderen Preisträger des Black Bee Awards sind Australien (Gold), für ihren Beitrag zum Problem der Korallenbleiche am Great Barrier Reef (GBR) und der unzureichenden Maßnahmensetzung zur Rettung der größten lebenden Struktur des Planeten Erde. 2018 hat die australische Regierung Teile der Erhaltungsagenden des GBR in eine private Stiftung ausgelagert. Die Crux an der Geschichte: diese Stiftung wird von großen Bergbauunternehmen und Versicherungskonzernen unterstützt. Die Ausstellung stellt diesen Umstand und die derzeitigen technokratischen Strategien als „Theater der Ablenkung“ dar, das eine enorme Bedrohung für das Überleben des GBR berge. Der russische Beitrag zur Triennale trägt den Titel „The Moscow River Age“. Er zeigt die Veränderungen des Hauptwasserweges von Moskau, die seit dem frühen 20. Jahrhundert vorgenommen wurden. Dämme, Schleusen, Kanäle, Wasserspeicher – die Eingriffe des Menschen waren erheblich. Die Ausstellungsmacher stellen die Frage: Wie kann eine zukünftige Entwicklung des Flusses aussehen, in der sowohl der Mensch als auch der Fluss profitiert. Es geht um eine Bewusstseinsbildung, um Natur als gleichwertigen Partner zu sehen. Die Schau des Moscow Architectural Institute erhielt dafür den Black Bee Award in Bronze.

Der Österreich-Beitrag zur XXII Triennale di Milano präsentiert die Urine Trap eingebettet in eine multimediale Installation (von Process Studio, Wien, mit einer Lichtinszenierung von Zumtobel), die den Stickstoffstrom anschaulich visualisiert.

[su_note note_color=”#f1f1f2″ radius=”6″]Der offizielle österreichische Beitrag wurde vom Bundeskanzleramt Österreich gefördert, vom MAK beauftragt und von Marlies Wirth, MAK-Kuratorin Digitale Kultur und Kustodin MAK-Sammlung Design, kuratiert.[/su_note]

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