Die Entwicklung der E-Mobilität hat beim Volkswagenkonzern hohe Priorität. Neben dem Bau attraktiver Fahrzeuge wird mit Hochdruck an der Verbesserung von Batterieleistungen und dem Aufbau einer Ladeinfrastruktur gearbeitet. In letzterem Aufgabenbereich präsentierte VW nun das Projekt einer mobilen Schnellladesäule für E-Fahrzeuge.
Schnellladesäulen, die stationär und somit flexibel eingesetzt werden können, ergeben mehrfach Sinn. Einerseits sind sie eine praktische Ladevariante für die zahlreichen Testverfahren, die im Hinblick auf die E-Mobilität in den kommenden Monaten und Jahren anstehen, andererseits bringen sie einen zusätzlichen User-Nutzen bei temporären Einsätzen etwa bei Großveranstaltungen sowie auf Betriebsgeländen. Oder für Testläufe von Kommunen, die den Aufbau eines fixen E-Ladenetzes in Angriff nehmen wollen. Damit liefert VW eine weitere Option und Unterstützung, um E-Mobilität flächendeckend nutzbar zu machen.
Die mobile Ladesäule funktioniert wie eine Powerbank. Die Ladekapazität liegt bei bis zu 360 kWh und ermöglicht im autarken Betrieb das Laden von bis zu 15 E-Fahrzeugen. Der jeweilige Ladevorgang dauert nur 17 Minuten. Nach Leerung der Ladesäule kann sie durch eine neue ausgetauscht werden. Anders bei der direkten Anbindung an das Stromnetz (Wechselstrom), dann lädt das Batteriepack kontinuierlich nach. Mark Möller, Leiter Technische Entwicklung der Volkswagen Konzern Komponente weist auf eine weitere Eigenschaft der neuen Schnellladesäule hin: „Erst wenn ein E-Auto mit nachhaltig erzeugter Energie geladen wird, ist dieses auch CO2-neutral unterwegs. Die Ladesäule bietet erstmals die Möglichkeit, nachhaltig erzeugte Energie zwischenzuspeichern.“ Das bedeutet, dass die Ladesäule gezielt mit Solar- oder Windenergie geladen werden kann.
„Die mobilen Ladesäulen sind ein entscheidender Schritt zu einem leistungsfähigen Netz von Ladepunkten“, erklärt Thomas Schmall, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Konzern Komponente. „Sie können überall bedarfsorientiert aufgestellt werden – mit oder ohne Anschluss an ein Stromnetz. Diese Flexibilität ermöglicht einen komplett neuen Ansatz für den schnellen Ausbau der Ladeinfrastruktur. So können zum Beispiel Städte lernen, wo die geeignetsten Plätze für einen festen Ladepunkt sind, bevor große Investitionen für den Netzausbau getätigt werden. Zudem besteht die Möglichkeit, temporär eine größere Anzahl von Ladesäulen aufzustellen – genau dann und genau dort, wo sie gebraucht werden.“
Die mobile Ladesäule ermöglicht das DC-Schnellladen mit bis zu 100 kW. Es können vier Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden, zwei über DC-, zwei über AC-Anschlüsse. Werden in einem Stadtgebiet viele Ladesäulen aufgestellt, wird sich die App bewähren, die das Auffinden jedes Stadtortes erleichtert. Die ersten mobilen Schnellladesäulen werden im Zuge eines Pilotprojekts im ersten Halbjahr 2019 in Wolfsburg aufgestellt und unterstützen dort den Aufbau einer Ladeinfrastruktur. Ab 2020 soll die Ladesäule auch in anderen Kommunen und Ballungsräumen zum Einsatz kommen.
Nicht nur den Verantwortlichen bei VW ist bewusst, wie wichtig der Aufbau eines flächendeckenden Ladenetzes für die Akzeptanz von E-Autos ist. Auch in anderen Teilen der Welt wird von Autokonzernen intensiv am Ausbau der Ladeinfrastruktur gearbeitet. Unlängst wurden die ersten Ergebnisse einer Kooperation unter anderem von BMW, Siemens und Porsche präsentiert, die mit dem Projekt „FastCharge“ den Prototypen einer Ultra-Schnellladestation vorstellten. Die nun präsentierte mobile Schnellladesäule ist ein weiterer Mosaikstein in der umfassenden Grundversorgung mit E-Auto-Strom. Für VW ist der zukünftige Erfolg seiner ID. Familie von entscheidender Bedeutung. Hindernisse, wie mangelnde Ladesäulen-Infrastruktur oder Reichweite müssen tunlichst aus dem Weg geräumt werden – und zwar innerhalb der nächsten 24 Monate.