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Neuer belgischer Pass mit Comic-Helden

von redaktion
Dass Comic-Zeichnungen besonders fälschungssicher sein können, beweist der neue Pass des belgischen Königreichs. © Screenshots

Ende Januar stellte die stellvertretende Premierministerin und Außenministerin Sophie Wilmès den brandneuen belgischen Pass vor (Ausgabebeginn 7. Februar). Das Reisedokument soll dank neuer Techniken sicherer sein als sein Vorgänger. Das Bemerkenswerteste daran ist aber die grafische Gestaltung, denn die ausgewählten Motive stammen allesamt aus der Welt der Comics. Dazu muss man wissen, dass die Belgier*innen sehr stolz auf ihre weltweit berühmten Comics wie Tim und Struppi (Hergé), Lucky Luke (Morris), die Schlümpfe (Peyo), Blake und Mortimer (Edgar P. Jacobs) oder Marsupilami (André Franquin) sind. Die Comicautoren-Dichte ist mit 650 auf 10 Millionen Einwohner einzigartig und die Gesamtauflage von belgischen Comic-Alben und -serien liegt bei ca. 40 Millionen Exemplaren pro Jahr – wovon ungefähr drei Viertel exportiert werden.

Was in anderen Ländern völlig unvorstellbar wäre, ist also in Belgien nicht weiter verwunderlich. Anderswo werden in Pässen eher langweilige Grafiken mit Staatssymbolen verwendet. (siehe österreichische oder deutsche Pässe). Dass sich die Belgier für eine ihrer kulturell-künstlerischen Höchstleistungen als Pass-Grafik entschieden haben, erinnert an die Gestaltung von Geldscheinen, wo es ja auch um Fälschungssicherheit geht, und wo Entscheidungsträger gerne berühmte Bauwerke oder Persönlichkeiten abbilden lassen.

Comic-Bilder sind lustig und sicher

Apropos fälschungssicher: Die Comic-Darstellungen in den Pässen dienen nicht nur der Belustigung, aufgrund ihres Detailreichtums erhöhen sie auch die Sicherheit. Für das Design zeichnet ein Konsortium unter der Leitung von Zetes verantwortlich, zu dem auch das Unternehmen Thales gehört, das die Pässe produziert. Die grafische Gestaltung ist eng mit den neuen Sicherheitsmerkmalen verknüpft. Dazu gehören lasergravierte Bilder, laserperforierte Informationen und eingebettete Daten, die nur mit UV-Licht gelesen werden können. Die Comic-Abbildungen erscheinen zunächst als blase, skizzenhafte Schablonen, die erst unter UV-Licht ihre gesamte Pracht offenbaren.

Neue Sicherheitstechnologien

Das wichtigste Feature beim neuen Reisepass ist die Verwendung von 100 % Polycarbonat für die Datenseite. Dieses Material ist robust und kann viele Sicherheitsmerkmale aufnehmen. Die Datenseite enthält auch die Sicherheitsfunktion ImagePerf/REV, die gemeinsam mit IAI Industrial Systems, dem Lieferanten der Personalisierungsmaschinen und Zetes entwickelt und registriert wurde. Diese Technologie reproduziert das Foto des Passinhabers / der Passinhaberin, indem eine Perforationstechnik mit Laserdruck kombiniert wird. Sie wird bereits für die belgische eID verwendet. Der Einsatz in einem Reisepass ist aber neu und kommt derzeit nur im neuen belgischen Pass vor.

Im Rahmen der kurzen Präsentation des Passes bedankte sich Ministerin Wilmès bei den Rechteinhabern, die natürlich für die Verwendung der Comic-Auszüge zustimmen mussten. Das waren die Verlag und Firmen Bonte Magazine, IMPS/LAFIG, Mediatoon, Moulinsart SA und Standaard Uitgeverij. In jedem Fall ist die Entscheidung des belgischen Außenministeriums zu begrüßen, denn dadurch wird klargestellt, dass Comics eine ernstzunehmende Kunstsparte sind. Was ja in konservativen Hochkulturkreisen noch immer auf Unverständnis stößt und in Abrede gestellt wird.


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