Der Architekt Werner Sobek ist einer der vehementesten Verfechter eines Umdenkens im Bauwesen. Immer wieder spricht er in Vorträgen über den enormen Rohstoff- und Energieverbrauch dieser Industrie sowie der Notwendigkeit, dass sich an der Verwendung von Materialien und den Bauweisen schnell etwas ändern müsse. Nun hat Sobek seine Erkenntnisse in dem Buch „non nobis – über das Bauen in der Zukunft“ zusammengefasst. Geht es nach Plan, soll dies der erste Band einer Trilogie sein.
Der Verlag avedition bewirbt dieses Werk mit der Behauptung, dies sei die „erste umfassende Gegenwartsanalyse“ der Baubranche. Sobek geht es darin um eine Bestandsaufnahme der weltweiten Rolle des Bauwesens und dessen „Beitrag“ zum Klimawandel. Ausführlich listet der Professor am Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (Universität Stuttgart) alle Aspekte auf, die diesen massiven Einfluss auf die natürliche Umwelt ausmachen.
Die Fülle von Daten wird in diesem fast 300 Seiten starken Buch durch plakative Grafiken leichter fassbar gemacht. Tatsächlich erinnert die gesamte grafische Gestaltung an ein Kinderbuch (Layout und Infografik: büro uebele visuelle kommunikation). Sobeks Aussage, dass sich im Bauwesen schnell etwas ändern müsse, wird durch diesen unbedingten Willen der verständlichen Darstellung, die nicht nur auf Architektinnen und Bauingenieure abzielt, überdeutlich.
Der Autor befasst sich detailliert mit den unterschiedlichsten Materialien wie Zement, Holz, Gips oder Lehm und gibt Einblick in die Themen Bauabfälle, Bevölkerungsentwicklung, Emissionen sowie Transportvorgänge. Letztere sind laut Sobek „von erheblicher Bedeutung und ein bislang verschwiegenes Thema“, was die klimaschädlichen Emissionen betrifft. Wenn zum Beispiel ein Lkw Marmor von Carrara nach Düsseldorf transportiert, verbraucht dies die tägliche CO2-Bindungskapazität von etwa 7.800 großen Bäumen.
Wandel muss aus der Gesellschaft kommen
„Was wir als Gesellschaft heute entscheiden und tun, reicht weit über unseren eigenen Horizont hinaus, wirkt weit in die Zukunft hinein. Um unserer gemeinsamen Verantwortung gerecht zu werden, benötigen wir sauber recherchierte Fakten und eine präzise Darstellung der zwischen diesen Fakten bestehenden Zusammenhänge. Nur so kann Erkenntnis entstehen“, mahnt Sobek und glaubt, dass der notwendige Wandel aus der Gesellschaft selbst kommen müsse und nicht von oben verordnet werden könne.
Holz ist keine Lösung
Von vielen wird Holz als nachhaltiger, zukunftsträchtiger Werkstoff des Bauwesens in Feld geführt. Sobek sagt, er liebt Holz, aber als Lösung für die Probleme im Bausektor sei Holz nicht geeignet. Erstens könne die schiere Menge des Materialbedarfs nicht mit Holz abgedeckt werden. Bei nachhaltiger Waldbewirtschaftung komme man nicht einmal auf 10 %. Zweitens entstehe durch jeden Baum, der gefällt werde, eine CO2-Bindungslücke, denn man könne zwar nachpflanzen, aber bis der Baum groß sei, vergehen Jahre, in denen viel weniger CO2 gebunden werde, gibt Sobek zu bedenken. Drittens müsse Holz, um es fürs Bauen verwenden zu können, behandelt und bearbeitet werden, sodass dieses Holz am Ende nicht wiederverwendet oder recycelt werden könne, sondern – nach derzeitiger Rechtslage – verbrannt werden müsse. Sobek plädiert also für eine absolute Offenheit in Bezug auf die Verwendung von Baumaterialien. Neue Entwicklung müssten dabei auch von Behördenseite schnell zugelassen werden.
non nobis – über das Bauen in der Zukunft, Band 1: Ausgehen muss man von dem, was ist. Werner Sobek. 21,5 x 22,5 cm, Hardcover, 292 S., 114 Bilder u. Grafiken, Deutsch. ISBN: 978-3-89986-369-7. Verlag: avedition.