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Objektmöbel mit Brandschutz-Tauglichkeit

von redaktion
Brandschutz für Objektmöbel

Das Thema Brandschutz bei Möbeln für Objektbereiche gewinnt aufgrund immer strengerer Vorschriften zunehmend an Bedeutung. In Büros, Schulen, Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder Verwaltungsgebäuden gelten für Foyers, Wartezonen und Flure besondere Bestimmungen, da sie im Brandfall auch als Fluchtwege oder Treffpunkte fungieren. Herkömmliche, leicht brennbare Holz- und Polstermöbel dürfen dort nicht eingesetzt werden. Dennoch sind vor allem in Foyers komfortable, schön gestaltete Möbel gefragt. Unternehmen, die sich auf Büro-, Gastronomie- oder Hoteleinrichtungen spezialisiert haben, müssen sich intensiv mit dem Brandschutz auseinandersetzen und „schwer entflammbare“ oder „nicht brennbare“ Möbel anbieten können.

Speziell Polstermöbel stehen im Fokus, denn die darin enthaltenen Schaumstoffe brennen leicht und entwickeln vor allem sehr viel Rauch. Es geht also darum, dass Flammen nicht zum Schaumstoff vordringen können. Hersteller wie Brunner, Kusch+Co oder Wiesner-Hager kümmern sich intensiv um das Thema Brandschutz und verwenden eine Materialkombination aus besonderen Bezugstextilien, Trennlage und Schaumstoff.

Ob ein Möbel etwa der Klassifizierung DIN 66084 (Brennverhalten von Polstermöbeln) entspricht, wird durch genau vorgeschriebene Brandtests ermittelt. Das beginnt beim Zigarettentest, geht über den Streichholztest bis hin zum Papierkissentest. Bei Letzterem wird ein 100 g schweres Papierkissen auf den Polsterverbund gelegt und angezündet. Dabei darf die maximale Flammenhöhe über der Sitzoberfläche 100 cm nicht überschreiten, die Seitenkanten dürfen von der Flammenfront nicht erreicht werden und die Flammen müssen spätestens nach 15 Minuten erloschen sein. In Österreich gibt es ein Testverfahren nach ÖNORM B 3825 „schwer brennbar“, bei dem der Polsterverbund einer stärkeren Flamme als beim Streichholztest 30 Sekunden lang ausgesetzt wird. Beurteilt werden die Brenndauer, Nachglimmdauer und Flammausbreitungs-Geschwindigkeit. Die Norm wird erfüllt, wenn sich die Flamme nicht ausbreitet, die Nachbrenndauer maximal 10 Sekunden beträgt, die Nachglimmdauer 60 Sekunden nicht überschreitet und die Polsterung nicht zu brennen beginnt. Zusätzlich kommt in der Praxis noch die Gebäudenorm DIN 4102 zur Anwendung. Die gilt zwar nur für fix mit dem Gebäude verbundene Bauteile, wird aber auch für Polster-Bezugsstoffe, Stahl, Aluminium oder Holz herangezogen. Klasse A bedeutet nicht brennbar, Klasse B1 schwer entflammbar. Objekttaugliche Möbel müssen B1 oder zumindest B2 (normal entflammbar) erfüllen. Der deutsche Objektmöbelspezialist Kusch+Co sieht in der Anwendung dieser Gebäudenorm auf Möbel einen Irrtum, der beseitigt werden sollte. Zusätzlich gibt es im Normendschungel noch die europäische Norm EN 1021, Teil 1 und 2.

Ein entscheidendes Element im Polsterverbund ist die Trennlage. So verwendet Wiesner-Hager etwa für sein Stuhlprogramm aluform ein nicht brennbares Gewebe (zugelassen nach DIN 4102 A2), das zwischen Bezugsmaterial und Schaumstoff gesetzt wird. Andere Hersteller wie Brunner oder Kusch+Co verwenden ein Glasgewebe (ebenfalls DIN 4102 A2 entsprechend). Meist wird „flamline“ eingesetzt. Diese Trennlage verhindert, dass der brennende Bezugsstoff innerhalb eines definierten Zeitraumes auf den Polsterschaum übergreifen kann – zusätzliche, ökologisch kritische Flammschutzmittel werden übrigens nicht benötigt, versichert der Brandschutz-Experte von Kusch+CO Ingo Bandurski. „Diese Materialkombinationen können wir praktisch für alle unsere Produkte umsetzen und damit auch repräsentative, dick gepolsterte Möbel mit einem Maximum an Brandschutz ausstatten“, so Bandurski,

Der erhöhte Brandschutz beginnt bei den Oberflächentextilien. Hier werden Stoffe wie Trevira CS oder „FR Faser“ verwendet. Prof. Reinhard Grell, Dekan an der Hochschule OWL und Gesellschafter der Stuhlfabrik Schnieder weiß: „Es gibt zudem auch schwer entflammbare Schäume. Man muss sich vorstellen, dass sich ein verflüssigter Schaum wie brennendes Öl verhält und wesentlich zur Brandausbreitung beiträgt. Zusätzlich kann man ein Glasfaservlies unter einem Polster anbringen, um die Entflammbarkeit zu verringern“. Vor allem die britische Norm BS 5852 Crib 5 verlangt brandunempfindlichere Schäume in sogenannter CMHR-Qualität (Combustion Modified High Resilience). Der Grund dafür liegt darin, dass trotz flammenhemmender Additive Polsterschäume große Mengen an toxischen Brandgasen frei setzen können. 10 Kilogramm Schaum entwickeln 25.000 Kubikmeter Rauch.

Schließlich werden für erhöhten Brandschutz die Holzteile der Polstermöbel mit einem Oberflächenschutz aus UV-gehärtetem Lack versehen, der ökologisch unbedenklich ist. (Normen: EN 1021 Teil 1+2 und B1)


 

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