Home Exhibition Plastik, Handwerk und E-Mobilität anno 1899 – Ausstellungen im Mai

Plastik, Handwerk und E-Mobilität anno 1899 – Ausstellungen im Mai

von Caroline Wanderberg
Bio, Kunststoff - oder beides?

Die Frühlingsmonate sind voller Gelegenheiten zum Wissenserwerb. Sicher, in der Natur kann man auch viel lernen, aber hier ist die Rede von komprimierter Wissensaufbereitung im Museum. Dass Comics viel mit Design zu tun haben, beweist eine Ausstellung im Vitra Design Museum, die ab dem 24. Mai zu sehen ist. Unter dem Titel „Living in a Box. Design und Comics“ werden dort Designklassiker aus der umfangreichen Sammlung gezeichneten Bildergeschichten gegenübergestellt. Denn Möbelstücke sind oft teil von Comics wie „Die Abenteuer von Tim und Struppi“ oder den „Peanuts“. In umgekehrter Richtung haben sich Designer*innen nicht selten von der Fantasie der Comicproduzenten, ihrer pointierten Satire und den übermenschlichen Geschichten inspirieren lassen. Den präsentierten Comicheften, Graphic Novels und Comicstrips werden in der Ausstellung die darin vorkommenden Objekte in realer Form beigestellt. (Living in a Box. Design und Comics. Vitra Schaudepot, 24. Mai – 20. Oktober 2019)

Die aktuelle Schau im Le Stanze del Vetro auf der Venedig-Insel San Giorgio Maggiore ist dem französischen Glaskünstler Maurice Marinot (1882 – 1960) gewidmet. 220 Leihgaben renommierter Museen sowie zahlreiche vorbereitende Zeichnungen zeigen das Portfolio des Meisters, seine außergewöhnliche, bahnbrechende Arbeit mit Glas. Von den frühen Emailstücken bis zu seinen mundgeblasenen Werken, die er dank hervorragender handwerklicher Fähigkeiten selbst anfertigte, ist diese Ausstellung ein Spiegel der Kreativität Marinots und seiner fundamentalen Bedeutung für die Geschichte der modernen Glaskunst. (Maurice Marinot. The Glass, 1911 – 1934. Le Stanze del Vetro, Fondazione Giorgio Cini, noch bis 28. Juli 2019)

Die E-Mobilität ist in aller Munde – als Versprechen für eine emissionsreduzierte Zukunft im Verkehrswesen. Doch was würde es wirklich bedeuten, wenn plötzlich alle Menschen mit E-Autos unterwegs wären. Dem Für und Wider dieses Themas will die Ausstellung elektro ± mobil im Museum für Kommunikation Frankfurt auf den Grund gehen. Die Schau gleicht einem Labor, in dem sowohl Geschichte als auch Gegenwart und die mögliche Zukunft diskutiert werden sollen. Neben der Darstellung des historischen Kontextes können Besucher*innen auch in einem viersitzigen Chassis durch eine digitale Landschaft steuern. Teil der Ausstellung ist die historische Elektro-Fahrzeugsammlung der Post, die im Depot des Museums in Heusenstamm zu sehen ist. Außerdem bietet das Museum ab Mai an jedem ersten Freitag im Monat Fahrten im Brennstoffzellenbus vom Museum nach Heusenstamm und zurück an. (elektro ± mobil, Geschichte und Gegenwart einer Zukunftstechnologie. Museum für Kommunikation Frankfurt, noch bis 13. Oktober 2019)

Kein Ausstellungsrundgang ohne das Thema Bauhaus. Im 100-jährigen Jubiläumsjahr öffnete das Bauhaus-Museum in Weimar Anfang April seine Pforten. Dort wird die weltweit älteste Bauhaus-Sammlung umfassend, auf fünf Ebenen und 2000 m² Ausstellungsfläche inszeniert. Der minimalistische Kubus von Heike Hanada soll einen Ort sowohl für die sinnliche Erfahrung der frühen Phase des Bauhauses als auch für Diskussionen über die Relevanz der legendären Design- und Kunstschule für die Gegenwart bieten. „Im Mittelpunkt unseres Konzeptes steht der Versuch, die Moderne als Kampf widerstreitender Ideen in den Exponaten sichtbar werden zu lassen“, meint Hellmut Seemann, Präsident der Klassik Stiftung Weimar. Wer nach Weimar reist, sollte die Gelegenheit wahrnehmen, nicht nur das Bauhaus-Museum zu besuchen, sondern auch ihm Neuen Museum Weimar vorbeischauen. Dort läuft die Ausstellung „Van de Velde, Nietzsche und die Moderne um 1900“. Das Thema kann als Vorgeschichte zum Bauhaus verstanden werden. Es werden Werke des Realismus, Impressionismus und Jugendstils gezeigt. Und um das Kulturprogramm zu vervollständigen, können Wissenshungrige auch die neue Schau im Haus am Horn besuchen, die am 18. Mai startet. In der einzigen Bauhaus-Architektur in Weimar wird die Bauhaus-Idee des modernen Wohnens erfahrbar gemacht inklusive Vermittlungsprogramm via Bauhaus+ App. Oberbürgermeister Peter Kleine hofft, mit diesem Herzstück des neu entstehenden Quartiers der Moderne in Weimar zahlreiche Besucher*innen anzulocken – auch über das Bauhausjahr hinaus. (Das Bauhaus kommt aus Weimar. Bauhaus-Museum Weimar, Stéphane-Hessel-Platz 1)

Das Gewerbemuseum Winterthur zeigt ab 24. Mai Gefäße und Objekte von Ernst Gamperl, die in den vergangenen zehn Jahren im Zuge des „Lebensbaum-Projektes“ des deutschen Künstlers und Drechslers entstanden sind. Der Ausgangspunkt für diese Stücke war eine riesige 230 Jahre alte Eiche, die von einem Orkan entwurzelt wurde. Alle Objekte stammen vom Holz dieses Baums. Bemerkenswert ist die Methodik Gamperls: Aus grünem Holz gestaltet er Skulpturen und bezieht dabei den natürlichen Trocknungsprozess des Holzes in die Formgebung mit ein. Gamperl strebt nach einem Dialog mit dem Material Holz, der zu kraftvollen, oft überraschenden Ergebnissen führt. Die kontrollierte Einbeziehung von Unregelmäßigkeiten und Rissen in die Gestaltung zeichnet die Arbeit des Künstlers aus. (Ernst Gamperl. Dialog mit dem Holz. 26. Mai – 3. November 2019, Gewerbemuseum Winterthur)

Architektur als Diener der Mächtigen und des Kapitals, mitverantwortlich für die ökologischen und sozialen Krisen der Gegenwart? Ja, aber – es geht auch anders. Das beweist die Ausstellung „Critical Care“ im Architekturzentrum Wien. 21 aktuelle Beispiele rund um den Globus zeigen, dass Architektur und Stadtentwicklung auch positiven Einfluss ausüben kann. Das von den Kuratorinnen Angelika Fitz und Elke Krasny ausgegebene Zauberwort lautet „Sorgetragen“. Seien es nachhaltige, erdbebensichere Dorfentwicklungen in China, die Revitalisierung historischer Bewässerungssysteme in Spanien oder die Umnutzung modernistischer Bauten in Brasilien – die Antwort auf das Diktat des Kapitals und die Ausbeutung von Ressourcen ist eine Neubestimmung des Verhältnisses von Ökonomie, Ökologie und Arbeit. Dabei gibt es nicht das eine richtige Konzept, sondern je nach den lokalen Verhältnissen und Anforderungen konkrete Lösungsansätze. Die Ausstellung arbeitet mit Modellen, Objekten und großformatigen Bilderzählungen. In Filmen und Videos werden die Hintergründe zu den einzelnen Projekten vermittelt. Ein Analyseraster ermöglicht das Vergleichen und Erkennen der Zusammenhänge der Projekte aus verschiedenen Kontinenten. (Critical Care. Architektur für einen Planeten in der Krise. Architekturzentrum Wien, Ausstellungshalle 2, noch bis 9. September 2019)

Die Hauptausstellung der Frühjahrs/Sommersaison des Design Museum Helsinki ist dem Designstudio COMPANY gewidmet. Seit 2007 sind Aamu Song und Johan Olin um die Welt gereist und haben nach traditionellen Handwerks- und Produktionstechniken gesucht. Als Ergebnis dieser Reisen kreierten Song und Olin eine Reihe von Kunstobjekten, Kleidung, Accessoires und Möbel gemeinsam mit den lokalen Handwerksmeistern. Mit diesem Projekt wollen die beiden auf die gefährdete Natur und vom Aussterben bedrohte handwerkliche Fähigkeiten aufmerksam machen und gleichzeitig die gegenwärtige, nicht nachhaltige Konsumkultur anprangern. Dieser setzen sie mit ihrer Arbeit Alternativen entgegen. (COMPANY: Secret Universe. Designmuseo Helsinki, noch bis 22. September)

Ab dem 28. Mai läuft im Design Museum Holon „The Conversation Show“. Die Ausstellung beleuchtet den kreativen Prozess von Designer*innen-Duos, Kollektiven und Gruppen anhand von fünf eigens für diese Schau kreierten Installationen. Jede Arbeit ist Ausdruck der Zusammenarbeit und Methodologie des jeweiligen Studios, der Prozesse und ästhetischen Vorgehensweise. Die beteiligten Studios sind BCXSY (Boaz Cohen u. Sayaka Yamamoto, Amsterdam), mischer’traxler (Katharina Mischer u. Thomas Traxler, Wien), Reddish (Naama Steinbock u. Idan Friedman, Jaffa), Snarkitecture (Daniel Arsham, Alex Mustonen u. Benjamin Porto, New York) und Zaven (Enrica Cavarzan u. Marco Zavagno, Venedig). Kuratorin: Maria Cristina Didero. (The Conversation Show. Design Museum Holon, von 28. Mai – 26. Oktober 2019)

Im S AM Schweizerisches Architekturmuseum in Basel startet am 25. Mai die Ausstellung „Swim City“, die sich mit dem Phänomen des Flussschwimmens im urbanen Raum beschäftigt. Die Ausstellungsmacher sprechen von einer Schweizer Erfindung des 21. Jahrhunderts. Tatsächlich wurden in Städten wie Basel, Bern, Zürich und Genf seit vielen Jahren die Flüsse als Freizeitort schrittweise entdeckt. Heute wird im Rhein, der Aare, Limmat und Rhone fleißig geschwommen. Und die Stadtkollegen in Paris, London oder New York möchten mittlerweile ihre Flussräume auch gerne wieder aktivieren. (Swim City, S AM Schweizerisches Architekturmuseum, 25. Mai – 29. September 2019)

Eine Ausstellung auf der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle widmet sich ab 8. Mai dem Thema „Biokunststoffe“ und diskutiert Konsum, Kurzlebigkeit, Recycling und Kreislaufwirtschaft. Die Schau, die unter anderem bereits im Gewerbemuseum Winterthur und an der Zürcher Hochschule der Künste zu sehen war, zeigt anhand einer Reihe von Biokunststoffen und Naturfaserkompositen deren Komplexität auf und thematisiert Fragen nach Rohstoffen, Energiebedarf bei der Herstellung, Anwendung und Wiederverwertung. Die aktuelle Version der Ausstellung wird um Werke von Burg-Studierenden und Alumni ergänzt. Darunter sind Stücke aus algenbasiertem Biokunststoff, Textilien aus biobasierten Kunststoffen sowie Biokunststoffe aus industriellen Abfallströmen. (Bio, Kunststoff – oder beides? Materialsammlung der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, 8. Mai – 5. Juli 2019)

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