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Resträume nutzen – Superscape 2022

von Markus Schraml
Superscape 2022

Für den Superscape 2022, dem Innovationspreis für Architektur und Stadtentwicklung, wurden 122 Konzepte von Teilnehmern aus 34 Ländern eingereicht. Die Jury nominierte nun sechs Projekte für die Shortlist. Diese sollen bis Ende August von den Einreichern weiter ausgearbeitet werden. Die Gewinner des „Zusatzpreis Wien“, der in Kooperation mit der Wirtschaftsagentur Wien vergeben wird, stehen hingegen schon fest. Antonia Karner, Luca Bierkle und Philippe-Maurice Hällmayer, die Gründer des Projekts „Greta. Das Grätzlwohnzimmer“, kommen in den Genuss eines exklusiven Coachings im Bereich Kreativwirtschaft.

Superscape 2022 – die Shortlist

Für das Projekt „Carbon Capture Towers“ zeichnet Alessandro Bionachi (IT) federführend verantwortlich. Diese Kohlenstoff einfangenden Türme sollen „das Profil der Vorstadt verbessern und die Luftverschmutzung durch Feinstaub reduzieren“. Sie sind 21. Stock hoch und sollen sich in die urbane Landschaft von Cremona mit ihren alten Türmen einfügen. Die vertikale Begrünung hat das Potenzial die Luft zu reinigen und das lokale Klima zu verbessern. Vorbild dürften hier die Bosco Verticale-Zwillingstürme von Stefano Boeri sein. Ebenfalls aus Italien kommt „The Grafted City“ von Alberto Roncelli. Das Projekt stellt die ungenutzten Räume der Stadt in den Fokus. Es geht um städtische Verdichtung, und darum diese nicht genutzten Flächen zurückzugewinnen. In Verbindung damit soll ein Netzwerk von architektonischen Experimenten für Leichtbauweise entstehen.

Alberto Roncelli ist auch an dem Projekt „The Upcycling Hub“ beteiligt, das er gemeinsam mit der Schweizerin Nicole Vettore entwickelt hat. Auch hier geht es um die Nutzbarmachung von Räumen, um die Erweiterung von Funktionen. Die Idee: Lagerräume (für Gebäudekomponenten) könnten zum Beispiel auch lokale Marktplätze werden. Klara Jörg und Julian Raffetseder ist ein österreichisch-schweizerisches Duo, das mit „Would you like to take the climate walk with me?“ das Öffentlichkeitspotenzial der Wiener Innenhöfe untersucht. Ein weiteres Mal geht es um die Maximierung des urbanen Raums, um die Nutzung von Resträumen, um Verdichtung und Aufstockung. Auf diese Weise soll nicht nur zusätzlicher Wohnraum entstehen, sondern auch neue attraktive Außenräume.

Das Konzept „Stadtlandschaft“ von Nikola Pohl und Marie Waller (AT) entwickelt Typologien für ein besseres Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur in der Stadt. Es soll ein neuer, hybrider Siedlungsraum entstehen, ohne dabei die bestehende Identität zu verlieren. Ein Thema, das in der aktuellen Architekturdiskussion immer weitere Kreise zieht, haben Alexander Grasser und Alexandra Parger (AT) aufgegriffen: „Reduce, Reuse, Recycle“. Mithilfe eines computergestützten partizipativen Entwurfsprozesses können Gestaltungsideen mit kompatiblen Gebäudekomponenten verknüpft und in eine kohärente, offene Architektur umgesetzt werden. Die daraus entstehenden Lebensräume folgen den vorgegebenen Prinzipien des „Vermeidens, Wiederverwendens und Recycelns“.

2022 wird der Superscape zum fünften Mal ausgelobt, seit 2020 als Gemeinschaftsprojekt des privaten Bauträgers JP Immobilien und des gemeinnützigen Bauträgers WBV-GPA Wohnbauvereinigung für Privatangestellte. Die Jury besteht aus Renate Hammer, Maria Vassilakou und Christoph Thun-Hohenstein. Im Rahmen der Preisverleihung, die für Oktober 2022 geplant ist, wird der mit 10.000 Euro dotierte Preis offiziell übergeben. Die weiteren Teilnehmer der Shortlist erhalten jeweils eine Aufwandsentschädigung von 2.000 Euro.

Superscape – Zusatzpreis Wien

Aus 17 Einreichungen wählte die Jury bereits das Projekt „Greta. Das Grätzlwohnzimmer“ zum Sieger des „Zusatzpreis Wien“. Leerstehende Erdgeschosszonen umnutzen und die neu gewonnenen Räume in einem partizipativen und ergebnisoffenen Prozess für die Menschen vor Ort freigeben – das ist die Idee von „Greta“. Leerstand zu nutzen, bedeutet Raum zurückzugeben – und zwar nicht für den Konsum, sondern für Begegnungen im Grätzl.

„Greta – das Grätzlwohnzimmer“ will mehr Räume für mögliche Begegnungen im Grätzl schaffen. © Antonia Karner / Luca Bierkle / Philippe-Maurice Hällmayer


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