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Shortlist des RIBA Stirling Prize 2024

von redaktion
King’s Cross ist das Paradebeispiel einer gelungenen Stadtteilentwicklung. Foto © John Sturrock

Das Royal Institute of British Architects (RIBA) hat die sechs Projekte der Shortlist für den RIBA Stirling Prize 2024 bekannt gegeben. Darunter finden sich eine U-Bahn-Linie in London, eine nationale Kunstgalerie, ein Wohnungsbau, ein Rückzugsort auf dem Land und zwei große Sanierungsprojekte. „Diese Projekte zeigen den Einfallsreichtum und die Vielfalt der heutigen Architektur. Von großen nationalen Infrastrukturprojekten bis hin zu mutigen und brillanten, von der Gemeinde geleiteten Wohnbauten vereint diese vielfältigen Projekte, dass sie sensible Beiträge zur Verbesserung des Alltagslebens liefern“, kommentiert RIBA-Präsident Muyiwa Oki die engere Auswahl.

Chowdhury Walk in London von Al-Jawad Pike ist eines der sechs Projekte im Rennen um die höchste Auszeichnung für Architektur in Großbritannien. Laut Jury ist es ein beispielhafter Entwurf für sozialen Wohnungsbau. 11 Häuser – von denen 7 Sozialwohnungen sind – wurden auf einem Grundstück errichtet, auf dem sich zuvor Garagen und Ad-hoc-Parkplätze befanden. Das Projekt könnte die Entwicklung einer neuen Generation von ambitioniertem Sozialwohnungsbau in Hackney im Osten Londons einläuten. Eine skulpturale Form verleiht den versetzten zweistöckigen Blöcken, die sich entlang einer neu geschaffenen öffentlichen Durchgangsstraße für Fußgänger und Radfahrer schlängeln, eine eigenständige Präsenz. Die Häuser sind aus rotem Backstein, Granit und Brettsperrholz (CLT) gebaut, das innen teilweise frei liegt. Die Fenster sind dreifach verglast und auf den Pultdächern wurden Photovoltaikanlagen installiert. Neben erneuerbaren Energien wird auch Gas genutzt. „Insgesamt ist Chowdhury Walk ein elegantes Stück Architektur und Stadtgestaltung, das neue Häuser bietet, die sich erfolgreich in ihren Kontext einfügen – und sowohl Bewohner als auch Passanten zufriedenstellen“, urteilt die Jury.


Die Elizabeth Line der Londoner U-Bahn von Grimshaw, Maynard, Equation und AtkinsRéalis ist ein weiteres nominiertes Projekt, das eine Mammutleistung in Sachen Konstruktion und Zusammenarbeit darstellt. Es schafft ein vertrautes und doch deutlich verbessertes Erlebnis für die 200 Millionen Passagiere, die hier voraussichtlich jedes Jahr befördert werden. Eine auf der gesamten Strecke durchgehende Identität manifestiert sich auf Bahnsteigebene durch die Anwendung einheitlicher Verkleidung, Beleuchtung und Beschilderung. Mit diesem großen Infrastrukturprojekt wird ein neuer Standard für den innerstädtischen Verkehr gesetzt.


Der Masterplan im Londoner Stadtteil King’s Cross von Allies and Morrison sowie Porphyrios Associates ist ein erfolgreiches Stück Stadtgestaltung, das allerdings 20 Jahre lang dauerte. Insgesamt ist das Ergebnis eine bemerkenswerte Wiedereingliederung und Erneuerung dieser ehemaligen Industriebrache im Herzen Londons. Neue Straßen, Plätze, Büros, Schulen, Universitätseinrichtungen und Unterkünfte stehen neben sorgfältig restaurierten historischen Gebäuden und verwandeln das Gebiet in ein florierendes Zentrum der Aktivität, das von der Bevölkerung sehr gut angenommen wurde. Die Architekten haben zudem den Regent’s Canal wieder für die Öffentlichkeit nutzbar gemacht und einen „Stadtstrand“ geschaffen.


Das Projekt der National Portrait Gallery in London von Jamie Fobert Architects und Purcell ist eine gelungene Mischung aus zeitgenössischem Design und der Erhaltung historischer Elemente, die diese denkmalgeschützte Kulturinstitution neu belebt. Die Besucher werden von einem Eingang mit Bronzetüren und handgezeichneten Porträts von Tracey Emin sowie einem lichtdurchfluteten Lernzentrum und einem nun zugänglichen öffentlichen Raum aus ehemaligen Büros empfangen. Dieser Eingang richtet die Galerie neu auf das geschäftige West End aus, dem sie zuvor den Rücken zugekehrt hatte. „Durch eine gemeinschaftliche Anstrengung wird mit der Umgestaltung der National Portrait Gallery ihr reiches Erbe gewürdigt und zugleich eine Vision für die Zukunft entwickelt, die inklusiv, ansprechend und inspirierend für kommende Generationen ist. Dieses Revitalisierungsprojekt bekräftigt die Position der Galerie als kulturelles Wahrzeichen im Herzen Londons und ist bereit, ihr Erbe des Geschichtenerzählens und der Verbindung mit der Öffentlichkeit fortzuführen“, schreibt die Jury in ihrer Begründung.

Park Hill Phase 2 in Sheffield von Mikhail Riches stellt die Revitalisierung eines brutalistischen Wahrzeichens dar. Es ist die zweite Phase einer laufenden Sanierung des größten denkmalgeschützten Gebäudes Europas, das auf einem markanten Hügel mit Blick auf das Stadtzentrum von Sheffield liegt. Die Innenräume werden durch offene Grundrisse und den Anbau von Balkonen modernisiert, während mithilfe von Wärmebildkameras die Energieeffizienz ermittelt und verbessert werden konnte. Eine frische Farbpalette mit Bezug auf den nahegelegenen Peak District harmoniert mit dem ursprünglichen Beton des Anwesens und bewahrt sein Designerbe, während Baum- und Wildblumenpflanzungen das Äußere abmildern.

Das sechste Projekt der Shortlist ist Wraxall Yard von Clementine Blakemore Architects. Ein verfallener Milchbauernhof in Dorset wurde behutsam restauriert und in eine Ferienunterkunft verwandelt, wobei die öffentlichen Bereiche darauf ausgerichtet sind, den Kontakt mit Wildtieren und der Landwirtschaft zu fördern. Das Projekt bietet umfangreiche, aber dennoch diskrete barrierefreie Funktionen, die behinderten Gästen – insbesondere Rollstuhlfahrern – ein hohes Maß an Unabhängigkeit bieten sollen. Durch geschickte Landschaftsgestaltung sind Rampen und auffällige Handläufe überflüssig geworden. Gleichzeitig verringerte eine Mischung aus polierten Betonböden und freiliegenden Türrahmen den Luftwiderstand und dämpfte Stöße für Rollstühle, wodurch der Zugang zu diesem zuvor unzugänglichen Ort verbessert wurde.

„In einer Zeit, in der die Notwendigkeit, die Ressourcen unseres Planeten zu bewahren, größer ist als je zuvor, sind diese Projekte dafür zu loben, dass sie Erneuerung und Restaurierung in den Mittelpunkt stellen und bekannte sowie weniger bekannte Wahrzeichen umgestalten, um äußerst nachhaltige Orte für zukünftige Generationen zu schaffen. Dies ist zielgerichtete, aber unaufdringliche Architektur – Architektur, die Freude in das Leben der Menschen bringt und das Gefüge unserer Gesellschaft stärkt“, meint RIBA-Präsident Muyiwa Oki

Der Gewinner des RIBA Stirling Prize 2024 wird am 16. Oktober 2024 live im Londoner Roundhouse bekannt gegeben, gesponsert von Autodesk.



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