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Solarmodule der Zukunft im niederländischen Pavillon in Dubai

von Markus Schraml
V8 Architects, Marjan van Aubel, Dubai Pavilion

Für die Expo 2020 in Dubai, die – ein Jahr verspätet – nun ab Herbst stattfindet, hat das Architekturbüro V8 Architects für den niederländischen Pavillon nicht ein Gebäude im herkömmlichen Sinn entworfen, sondern ein zirkuläres Klimasystem. Die Niederländer haben für ihren Pavillon das Thema „Wasser, Energie und Nahrung vereinen“ gewählt. Dem entsprechend schuf das Team von V8 Architects eine Art Biotop mit einem intensiven sinnlichen Erlebnis für die Besucher*innen.

Im Pavillon wird Nahrung, Energie und Wasser erzeugt. Aus natürlichen Phänomenen wie Kondensation, Sonnenenergie, Photosynthese, Pilzbildung, Feuchtigkeitsgrad und Temperaturübertragung wird ein Klimasystem geschaffen. Erreicht wird dies durch Innovationen wie einen biobasierten Vorhang aus Biopolymeren oder speziell entwickelte Solarmodule, die Energie erzeugen und gleichzeitig die essbaren Pflanzen mit Sonnenlicht versorgen. Das Solardach des Pavillons wurde von der niederländischen Solardesignerin Marjan van Aubel in Zusammenarbeit mit ARMOR ASCA entwickelt. Im Zentrum des entworfenen Systems steht eine semitransparente, flexible, nicht toxische OPV-Folie (organische Photovoltaik).

Die speziell für den Pavillon designten Sonnenkollektoren werfen durch ihren Moiré-Effekt ein lebendiges Muster in den Raum. Viel wichtiger aber ist, dass sie Energie von den Sonnenstrahlen Dubais sammeln und damit den Pavillon mit Strom versorgen. Gleichzeitig filtern sie das richtige Lichtspektrum, das ideal für die Photosynthese der Pflanzen auf dem Nahrungskegel ist.

Im formfaktor-Exklusivinterview sagt van Aubel, dass dieser Pavillon die Zukunft zeige. Auch die Wiederverwendbarkeit der Solarmodule nach der Weltausstellung sei dabei ein wichtiger Aspekt.

Marjan van Aubel: Für uns ist es wichtig zu zeigen, dass die Gewinnung von Sonnenenergie nicht nur ein technischer Prozess ist, sondern auch schön sein kann. Wenn man im Pavillon steht, macht es durch die schönen Lichtreflexionen den Eindruck, in einer riesigen modernen Kirche zu sein. Die Reflexionen werden von den Sonnenkollektoren auf dem Dach erzeugt.

formfaktor: Wie gelang es Ihnen, die Solarmodule so zu gestalten, dass genau das richtige Lichtspektrum für die Pflanzen durchkommt?

Marjan van Aubel: Für das Projekt „The Power Plant“ haben wir intensiv mit Wissenschaftlern und Universitäten zusammengearbeitet, wie der Universität Wageningen und der Universität Amsterdam. Es ging dabei darum, wie Solarenergie in Gewächshäusern eingesetzt werden kann. Während der Entwicklung dieses Projekts haben wir viel Wissen über die Wirkung von Licht auf Pflanzen gewonnen. Dieses Wissen haben wir nun auf das niederländische Biotop in Dubai angewendet.

Das grafische Design der Solarpaneele von Marjan van Aubel ist mit einem farbigen Moiré-Effekt versehen; die Linien und Muster interagieren miteinander und erzeugen schöne Lichtreflexionen im Pavillon. © V8 Architects

formfaktor: Wie sieht Ihre Vision von der Zukunft der Solarenergie aus?

Marjan van Aubel: Es wäre toll, wenn wir in Zukunft sagen würden, dass ein Haus kaputt ist, wenn es seine eigene Energie nicht mehr erzeugen kann. Ich stelle mir Fassaden von Gebäuden, Solarelemente in Farbe, Straßen, Kleidung und alle erdenklichen Oberflächen und Materialien als Solarstationen vor. Es gibt so viel Potenzial und wir stehen erst am Anfang. Die Sonne umgibt uns fast überall auf unserem Planeten. Warum also nicht das, was wir im Überfluss haben, nutzen und es in etwas Nützliches verwandeln, das uns einer nachhaltigeren Zukunft einen Schritt näher bringen kann. Ich hoffe, dass wenn Solarenergie mehr in unseren Heimen zur Anwendung kommt, sich auch unser Denken über Sonne, Licht und Natur verändert. Wenn wir verstehen, wie Licht funktioniert, verändert sich unser Verhältnis dazu und wir können die Natur vielleicht anders, fürsorglicher betrachten. Für die Klimakrise brauchen wir nicht nur kurzfristige, sondern auch langfristige Lösungen und die Solarenergie gehört definitiv dazu.

formfaktor: Wie können zukünftige Möglichkeiten für schönere und zugänglichere Solarmodule konkret aussehen?

Marjan van Aubel: Wenn wir Solarpaneele so integrieren könnten, dass sie nicht mehr als technische Oberfläche erkennbar sind, wäre das großartig. Sie sollten sich vollständig in das Design integrieren. Ich habe einmal eine interessante Reaktion auf meine Arbeit „The Power Plant“ bekommen, einem Gewächshaus, das transparentes Solarglas verwendet, um sein Raumklima zu steuern. Ein Besucher fragte mich: „Marjan, aber wo sind die Sonnenkollektoren?“ Für mich war dies das größte Kompliment, das ich je bekommen habe.
Ich denke auch, dass wir durch das Angebot schöner Solardesigns eine größere Nachfrage schaffen können, was wiederum eine Produktion in größerem Maßstab ermöglicht und somit Solar für ein breiteres Publikum erschwinglich macht. Darüber hinaus wird zu Solarenergie und Solarmodulen immer mehr geforscht, sodass wir in Zukunft viele Fortschritte erwarten können.

Sunne, Marjan van Aubel
„Sunne“ ist das erste selbst initiierte Produkt von Marjan van Aubel. © Sunder Plug

Wie schön und vielseitig Solarpaneele sein können, hat Marjan van Aubel in der Vergangenheit immer wieder bewiesen – kürzlich auch mit ihrem ersten Solarprodukt, der Leuchte „Sunne“.

Die Expo Dubai mit vielen interessanten Länderpavillons findet zwischen Oktober 2021 und März 2022. Alle verwendeten Materialien im niederländischen Pavillon werden zurückgegeben oder erhalten am Ende einen anderen Zweck. Auch die Solarpaneele können leicht demontiert und wieder zusammengebaut werden. Dadurch wird der CO2-Fußabdruck des Pavillons so gering wie möglich gehalten.


The Power Plant by Marjan van Aubel

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