In der aktuellen Architekturdiskussion ist die städtische Nachverdichtung eine zentrale Säule für ein nachhaltiges Bauwesen. Dies war auch das Thema von woodencity, dem internationalen Studentenwettbewerb von proHolz. An die 300 Studenten von 29 Hochschulen aus Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien und Russland reichten ihre Holzbauideen für drei konkrete Bauaufgaben in München, Berlin und Wien ein. Die Jury wählte aus den insgesamt 91 Einreichungen 10 Projekte aus, die im Rahmen einer Festveranstaltung an der Technischen Universität Wien ausgezeichnet wurden.
Bei den ausgewählten Bauaufgaben ging es darum, leistbaren Wohnraum in bestehenden Arealen unter Berücksichtigung der umliegenden Gebäude neu zu schaffen. Die drei besten Entwürfe kommen von den Teams Anna-Maria Brendel, Vincent Schmitt und Samuel Weitzbauer (TU München) für ihr Projekt Fünfseithof für das Gelände der ehemaligen Funkkaserne in München, von Daniel Geistlinger, Moritz Henes und Frederike Geissler (TU Berlin und Hochschule Biberach) für ihr Projekt Neighbourwood für das Stadtquartier beim ehemaligen Haus der Statistik in Berlin und von Dominik Fellinghauer, Luciano Espinoza und Diamant Sopi (TU Wien) für ihren Vorschlag FLEX für die Wohnhausanlage Karl-Kysela-Hof der Stadt Wien / Wiener Wohnen aus den Jahren 1967 bis 1969 in Wien Ottakring. Zusätzlich wurden je Bauaufgabe zwei Anerkennungspreise vergeben und aus allen Einreichungen ein Sonderpreis gekürt.
„An den Beiträgen der Studierenden lässt sich das Potenzial der Nachverdichtung mit Holz und einer maßstabsgerechten Quartierentwicklung erkennen. Die eingereichten Arbeiten belegen teilweise ein sehr hohes Niveau in der Detailplanung. Dies verdient hohe Anerkennung und zeigt, wie wichtig es ist, dass der Holzbau in der Lehre verankert ist,“ meinen die Juryvorsitzenden Michael Schluder und Maximilian Rudolf Luger.
Die Siegerprojekte
Das Projekt Fünfseithof bietet mit einem 25 Meter hohen Wohn- und Ateliergebäude mit zwei zueinander versetzt angeordneten und an den Bestand anschließenden Arkaden gut proportionierte Außenräume. Die eingeschossigen Baukörper sind in öffentliche und halböffentliche Bereiche unterteilt. Der Entwurf zeige, dass ein Hochpunkt aus Holz ein Gewinn für den Standort sein kann, meint die Jury.
Das Projekt Neighbourwood besteht aus drei Baukörpern, die voreinander abgerückt wurden. Die Treppenhäuser sind außen liegend dazwischen positioniert. Die Tragstruktur und Aussteifung des Gebäudes ist ebenfalls nach außen verlegt. Das ermöglicht im Inneren eine flexible Grundrissgestaltung. Über Stege sind die Baukörper untereinander und mit der Umgebung verbunden. Für die Jury wird das Projekt dadurch maßstabs- und holzbaugerecht.
Das Wohnprojekt Flex ist ein Ensemble, dass aus einem L-förmigen Baukörper, den Bestandsbauten sowie den vorhandenen Freiräumen besteht. Das zurückversetzte zweigeschossige Erdgeschoss schafft einen fließenden Übergang vom Grünraum zum Gebäude. Der fünfgeschossige Holzbau ist nach einem Raster aufgebaut, das eine flexible Grundrissgestaltung zulässt. Das Treppenhaus fungiert auch als Kommunikationszone.
„Mit der proHolz Student Trophy möchten wir junge Menschen in Ausbildung für das vielseitige Material Holz begeistern und anhand konkreter Aufgabenstellungen eine theoretische wie praxisbezogene Vermittlung von Know-how erreichen“ betont Richard Stralz, Obmann von proHolz Austria. „Ziel ist es, die klimawirksamen Eigenschaften und gestalterischen Möglichkeiten des Baustoffs Holz in Zukunft noch stärker zum Einsatz zu bringen.“ Gerade für das Thema Nachverdichtung bietet sich der Einsatz von Holz an. Durch das geringe Gewicht und die hohe Festigkeit eignet es sich vor allem für Anbauten und Aufstockungen. Holz kann gut vorgefertigt werden. Das bedeutet kürzere Bauzeiten, saubere Baustellen sowie eine geringere Lärmentwicklung – die Nachbarn danken es.
Für die proHolz Student Trophy 22 kooperierten proHolz Austria und proHolz Bayern erstmals mit den Städten München, Berlin und Wien.