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Holzbauten für die Stadt – Gewinner des wienwood 21

von Markus Schraml
wienwood 21 Wohnanlage Paulasgasse

Holzbau ist vor allem für Städte vorteilhaft. Insbesondere bedeutet mit Holz zu bauen, einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Die CO2-Speicherfunktion ist enorm, es ersetzt andere energieintensive Materialien und mittlerweile kann mit Holz auch großvolumig gebaut werden. Der Wettbewerb wienwood ehrt herausragende Holzbauten in der österreichischen Hauptstadt. Die vier Preisträger des wienwood 21 sind die Wohnanlage Paulasgasse, das Bibliotheks- und Seminargebäude Ilse Wallentin Haus BOKU Wien, das Holzhochhaus HoHo Wien sowie der Kindergarten Pötzleinsdorf. Über den Sonderpreis darf sich das VinziDorf Wien freuen. Insgesamt wurden 56 Bauwerke für den Wettbewerb eingereicht.

Das Bauwesen inklusive Gebäudesektor ist für rund 40 % der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Herkömmliche Baustoffe aus nicht-erneuerbaren Ressourcen oder zum Beispiel die Herstellung von Zement verursachen hohe CO2-Ausstöße. Es ist daher eine zentrale Aufgabe von Kommunen, klimafreundliches Bauen zu fördern und weiter zu entwickeln. Die Stadt Wien hat in den letzten Jahren Schritte gesetzt, um den Holzbau voranzubringen: 2001 ermöglichte die Techniknovelle der Wiener Bauordnung, Holz im mehrgeschossigen Wohnbau als Baustoff einzusetzen und bis zu vier Geschosse in Holzbauweise zu errichten. Mit der Techniknovelle 2007 wurden erstmals Rahmenbedingungen festgelegt, die den Einsatz von Holz in der Gebäudeklasse 5 ermöglichen. Seit 2015 ist die Errichtung von bis zu sechs Geschossen in Holz ohne Brandschutzkonzept möglich. Zusätzlich wurde durch mehrere spezifische Bauträgerwettbewerbe die Umsetzung von Holz-Wohnbauten gefördert.

Die Preisträger*innen

Das neue Bibliotheks- und Seminargebäude Ilse Wallentin Haus BOKU Wien ist für die Universität für Bodenkultur der erste Holzbau im universitären Kontext am Wiener Standort. Der viergeschossige Holzskelettbau mit einem Holzanteil von 78 % ruht auf einem Stahlbetonsockel mit Untergeschoss. Die Stützen sind aus Brettschichtholz, die Wände und Decken aus Brettsperrholz gefertigt. Die angenehme Präsenz des Holzes schafft eine freundliche Lern- und Arbeitsumgebung. Die vollflächige Verglasung zwischen den Stützen lässt Tragwerk und Raum zu einem stimmigen Ganzen verschmelzen.

Das Ilse Wallentin Haus BOKU Wien ist einer der vier Preisträger des wienwood 21. Architektur: SWAP Architekten. © proHolz Austria, Foto: Bruno Klomfar

HoHo Wien

Der Holz-Hybridbau HoHo Wien überzeugt durch die Qualität der Ausführung, ein einfaches Grundkonzept und die strategische Herangehensweise in der Planung. Gemeinsam mit der Stadt Wien haben Bauherrin, Architekt*innen und Fachplaner*innen die Möglichkeiten des Holzbaus in dieser Gebäudeklasse ausgelotet und realisierbare Lösungen vor allem in Bezug auf den Brandschutz gefunden. Die Tragstruktur besteht aus fünf Komponenten: dem massiven Erschließungskern, Stützen aus Brettschichtholz, einem Kranz aus Stahlbetonrandträgern sowie vorgefertigten Wandelementen aus Brettsperrholz und Holz-Beton-Verbunddecken.

Das HoHo Wien ist mit einer Gesamthöhe von 84 Metern das derzeit höchste Holzhochhaus in Österreich. Architektur: Rüdiger Lainer + Partner Architekten. © proHolz Austria, Foto: Bruno Klomfar

Kindergarten Pötzleinsdorf

Die drei Pavillons des städtischen Kindergartens Pötzleinsdorf inmitten eines Parkschutzgebiets nehmen genau die Positionen der zu klein und sanierungsbedürftig gewordenen Vorgängerbauten ein. Über den Fundamenten erheben sich zweigeschossige reine Holzbauten aus scheiben- und plattenförmigen Fertigteilen. Der hohe Vorfertigungsgrad ermöglichte eine kurze Bauzeit bei laufendem Betrieb. Die lebendige Struktur der Lärchenholzfassade, die in den eingezogenen Loggien auch im Inneren vorhanden ist, verstärkt die „Naturnähe“ der Häuser.

Der Kindergarten Pötzleinsdorf liegt in einem idyllischen Parkschutzgebiet. Architektur: Schluder Architekten. © proHolz Austria, Foto: Bruno Klomfar

Wohnanlage Paulasgasse

Nach längerer Pause hat eine gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft in Wien erstmals wieder eine größere Wohnanlage in Holzbauweise errichtet. Der dreigeschossige Wohnbau mit Staffelgeschoss überzeugt durch sein differenziertes Freiraumangebot und seine holzbautechnische Umsetzung. Die vier Zeilen schließen direkt an die Nachbarbebauung an und ergeben ein durchlässiges Wohnquartier. Bis auf die betonierten Stiegenhäuser sind die Trakte reine Holzbauten aus vorgefertigten vollgedämmten Holzrahmenbauwänden und Brettsperrholzdecken. Im Inneren bleibt der Werkstoff teilweise an den Decken sichtbar, außen ist der Bau vollflächig mit unbehandeltem Lärchenholz verschalt.

Mit der Wohnanlage Paulasgasse gelang trotz engem Kostenrahmen ein hervorragender, lebenswerter Holzbau. Architektur: Riepl Kaufmann Bammer Architektur. © proHolz Austria, Foto: Bruno Klomfar

VinziDorf Wien

Das Wiener Architekturbüro gaupenraub +/– engagiert sich seit Langem in der Obdachlosenhilfe. Gemeinsam mit Pfarrer Wolfgang Pucher konnte es nun in Wien ein Wohndorf für Langzeitobdachlose errichten. Auf einem Grundstück der Lazaristen in Hetzendorf wurde es mit einfachsten Mitteln und mit gespendeten Baumaterialien – Fenstern, Bodenbelägen und Fassadenplatten – errichtet. Das Ergebnis ist jedoch keine Notlösung, sondern zeigt eine Architektur, in der Bescheidenheit kein qualitatives Hindernis ist. Die 16 Wohnmodule in Holzrahmenbauweise wurden von Schüler*innen der HTL Mödling in den Schulwerkstätten vorfabriziert und am Bauplatz aufgestellt. Das VinziDorf Wien erhält wegen seiner sozialen Nachhaltigkeit und der pädagogisch wertvollen Praxis-Erfahrung im Rahmen einer HTL-Ausbildung einen Sonderpreis.

Ein Sonderpreis geht an das VinziDorf Wien. © proHolz Austria, Foto: Bruno Klomfar

Holz für urbanes Bauen

„Der Holzbau ist bereit für die breite Anwendung in Wien – von Aufstockungen und Sanierungen bis zu großvolumigen Projekten wie Wohnbauten und Schulen“, meint Richard Stralz, Obmann von proHolz Austria. „Die mit dem wienwood 21 ausgezeichneten Projekte stellen eindrucksvoll unter Beweis, dass Holz alle Anforderungen an urbanes Bauen erfüllt und hinsichtlich Effizienz, Ökologie und Gestaltung besondere Qualitäten einbringt.“ Der wienwood 21 wurde von proHolz Austria in Kooperation mit dem Architekturzentrum Wien, der Stadt Wien und unterstützt von Wiener Städtische Versicherung ausgeschrieben.

Im Jury-Statement heißt es: „In den letzten 16 Jahren seit der Vergabe der ersten wienwood-Preise hat sich der Holzbau rasant entwickelt. Die Kombination verschiedener Holzbauweisen und Holzwerkstoffe erlaubt es längst, technisch und ökonomisch großvolumige und mehrgeschossige Bauten in Holz in der Stadt zu realisieren.“ Zudem betont die Jury, dass den 56 eingereichten Projekten die Weiterentwicklung im Bereich der Vorfertigung anzusehen ist. Es sei auch das gesamte Anwendungsspektrum des Holzbaus, vom temporären Möbel für den städtischen Raum über demontierbare Gewerbebauten bis hin zum stadtbildprägenden Hochhaus vertreten.

Die Jury vergab außerdem sechs Auszeichnungen: Und zwar an die Wohngemeinschaft Lisseeweg der Caritas Wien, die Wohnanlage Bikes and Rails, die Volksschule Christian Bucher Gasse, die HOFER Filiale Seestadt Aspern, das Sommerhaus Pötzleinsdorf und das Büro am Augarten.


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