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Stefan Diez über die Leuchtenkollektion Guise

von Markus Schraml
Stefan Diez

Für die Leuchten-Familie Guise des spanischen Herstellers Vibia erforschte Designer Stefan Diez neue Möglichkeiten der LED-Technologie und wie sie in Zusammenhang mit verschiedenen Materialien eingesetzt werden kann. Nach einer ganzen Reihe von Tests entpuppte sich Glas als das perfekte Material. Das Ergebnis ist eine Leuchte, deren Licht ganz vom Glaskörper selbst ausgeht, während die Lichtquelle nicht zu sehen ist. Dafür wurde ein präzises Muster in Borosilikatglas eingraviert, das das Licht weiterleitet, erstrahlen lässt und reflektiert.

Die LED-Lichtquelle ist dabei kaum wahrnehmbar. Sie ist nur eine zarte Naht, die in Längsrichtung angebracht ist. Als Inspiration dienten Diez böhmischer Glasschnitt und Leuchtschildertechnik, die er hier auf ganz spezielle, innovative Weise verbindet. Innovativ ist auch die Lichtregulierung. Sie funktioniert über einen Sensor, der durch einfache Annäherung ausgelöst wird. Die Kollektion besteht aus vertikalen und horizontalen Pendelleuchten sowie einer Wandleuchtenversion, die sich von den Pendelleuchten stark unterscheidet. Die Wandleuchte ist eine kreisrunde Glasscheibe, deren verborgene LED-Lichtquelle einen Lichtkranz erzeugt. Ausgeschaltet ist die Leuchte kaum zu sehen, das wiederum hat sie mit den Pendelleuchtenversionen gemein, da auch diese in ausgeschaltetem Zustand durch ihre transparente Erscheinung vor dem Hintergrund nahezu verschwinden. Im Interview spricht Stefan Diez über die Arbeit an Guise, die von einer langen Entwicklungsphase gekennzeichnet war.

Was ist das Besondere an der Leuchte Guise, die Sie für Vibia entworfen haben?

Stefan Diez: Die Guise-Leuchte ist ein ganz besonderer Entwurf, an dem wir mit viel Elan und Experimentierfreude getüftelt haben. Die verschiedenen Varianten der Guise-Leuchte verwandeln das helle, punktförmige Licht der LED mittels gläserner Körper in ein wunderbares weiches, atmosphärisches Leuchten. Um dies zu erreichen, haben wir uns einen physikalischen Effekt zunutze gemacht, den man als Totalreflexion bezeichnet: Das Licht wird in die Glaskörper eingespeist, sodass es sich unsichtbar im Glaskörper verteilt und lediglich an der geschliffenen Kante austritt, wo es zu einem magischen Leuchten kommt.

Worin besteht die Innovation bei Guise? Die LED-Technik wird ja schon länger verwendet.

Diez: Nein, die Technik hinter dem Entwurf ist nicht neu. Man kennt sie aus einem anderen Kontext: Genutzt wird sie bereits bei der Hintergrundbeleuchtung von LCD-Bildschirmen oder bei Notausgangsschildern aus Plexiglas. Neu ist allerdings, dass LEDs so leistungsstark und dabei effizient sind, dass die Wärmeentwicklung fast vernachlässigt werden kann. So ist der dezente Einbau der LEDs in die Glaskörper überhaupt erst möglich geworden.

Stefan Diez
Seit 2003 leitet Stefan Diez sein eigenes Designstudio in München. © Vibia, Diez Office
Guise Vibia
Mit Guise entwickelte Stefan Diez völlig neue Möglichkeiten der LED-Technologie in Kontakt mit dem Material Glas. © Vibia
Guise Vibia
In der vertikalen Variante ist Guise auch ein ansprechendes Objekt im Raum. Foto: © Fernando Alda
Guise Vibia
In Borosilikatglas wurde ein präzises Muster eingraviert, das das Licht weiterleitet, erstrahlen lässt und reflektiert. © Vibia

Welche Varianten gibt es bisher?

Diez: Wir haben bis jetzt eine Reihe von Applikationen für die Guise entwickelt: Als Wandbeleuchtung in Form einer Glasscheibe, die man direkt vor die Wand hängt oder als Pendelleuchte in Form eines horizontal oder vertikal gehängten Glasrohrs, zum Beispiel als Esstischbeleuchtung oder für eine allgemeine Raumbeleuchtung.

Im Rahmen der letzten Light+Building in diesem Frühjahr wurde eine 2.0 Version dieser Leuchtenkollektion präsentiert. Was hat es damit auf sich?

Guise war nur dank der neuen LED-Technologie möglich. Ohne diese Technologie würde die Kollektion nicht existieren.

Stefan Diez

Diez: Auch die Version 2.0 der Guise-Leuchte basiert auf geschliffenen Glasröhren, in die das Licht der LEDs eingespeist wird. Im Gegensatz zur ersten Version wird bei GUISE 2.0 aber der wesentliche Anteil des Lichts entlang der Röhren gebündelt abgestrahlt. Daher kann die neue Version nicht nur direkt an der Decke montiert, sondern auch abgehängt für eine punktförmigere Beleuchtung von Theken und Tischen verwendet werden. Diese Version soll im Laufe des Jahres finalisiert werden und dann ebenfalls verfügbar sein.

Welche Lichtstimmung erzeugt die Leuchte?

Diez: Guise verwandelt das blendende, punktförmige Licht der LEDs in ein extrem weiches Licht. Ich denke, am eindrucksvollsten ist dieser Effekt bei den horizontalen Hängeleuchten zu beobachten, die den gesamten Tisch in einen weichen Schein hüllen.

In welche Räumlichkeiten passt die Guise am besten?

Diez: Meiner Meinung nach ist Guise eine Leuchte, die sich sowohl für den privaten Raum eignet als auch in Hotels und der Gastronomie besonders gut funktioniert.

Vibia, Diez Office
Um den Zusammenhang von Licht und Transparenz zu erforschen, wurden verschiedene Materialien auf ihre Qualität getestet, LED-Licht zu reflektieren. © Vibia, Diez Office
Guise Vibia
Die Pendel- und Wandleuchtenversion unterscheidet sich erheblich. © Vibia
Guise Vibia
Die Wandleuchte hat die Form einer Glasscheibe. Wird sie eingeschaltet, entsteht ein Lichtkranz. Foto: © Salva Lopez
Guise Vibia
Die neue bei Guise angewendete Technik verwandelt punktförmiges LED-Licht in weiches, angenehmes Licht. Foto: © Gerhardt Kellermann

Die Kollektion Guise ist für ihr innovatives Design mit dem German Design Award 2018 ausgezeichnet worden.

Interview zur Verfügung gestellt von Brand. Kiosk.

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