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Alternative Biozement – die Sieger des one&twenty Nachwuchswettbewerbs

von redaktion
one&twenty 23, Best of Best

In der Ausstellung one&twenty des Nachwuchswettbewerbs des deutschen Rat für Formgebung nahmen die Projekte einige der „Winner“ mehr Raum ein als andere. Ganz prominent platziert und beeindruckend war die Präsentation der späteren Sieger Julia Huhnholz und Friedrich Gerlach, die mit „The Essence of Biocement“ mit dem „Best of Best“-Prädikat ausgezeichnet wurden.

Biozement ist eine nachhaltige Alternative zu herkömmlich hergestelltem Zement, der in der Bauindustrie massenweise benötigt wird. In ihrem Projekt verwenden Huhnholz und Gerlach recycelte Ziegel und Kalziumkarbonat, die mithilfe von Bakterien verbunden werden. Der so entstehende Werkstoff ist mit natürlichem Sandstein vergleichbar und lässt sich unbedenklich wieder zersetzen. Zudem kann das Material, wenn es zerkleinert und nach Korngröße sortiert wird, wiederverwendet werden.

Bestrebungen, Baustoffe durch umweltfreundlichere Varianten zu ersetzen, gibt es mehrfach, die sich allerdings hauptsächlich im Forschungsbereich bewegen. Weltweit gibt es derzeit nur ein Unternehmen, Biomason®, das biozementgebundene Produkte im industriellen Maßstab herstellt. Ob die Ökobilanz von Biozement tatsächlich besser ist als die von herkömmlichem Zement, hängt von den eingesetzten Ressourcen sowie der Energie ab. Je mehr Sekundärrohstoffe involviert sind, desto weniger Energie wird benötigt. So macht zum Beispiel der notwendige Harnstoff, der synthetisch erzeugt wird, die Hälfte des gesamten Energieeinsatzes aus. Einige Forscher meinen deshalb, dass für die Herstellung von Biozement auch menschlicher Urin verwendet werden könnte, wodurch gleichzeitig ein riesiger Abfallstrom nutzbar gemacht werden würde.

„Unsere Arbeit zielt darauf ab, die klaren Vorteile von Biozement auch in Zukunft voll auszuschöpfen. Im Austausch mit D.G. Randall, einem Forscher an der Universität von Kapstadt, verfolgten wir zwei Ansätze: Erstens ersetzten wir Sand, der normalerweise in Biozement verwendet wird, durch recycelte Ziegel. In einem zweiten Schritt haben wir ein Schalungssystem entwickelt, das eine komplexere Formgebung von Biozement ermöglicht und neue Anwendungsmöglichkeiten eröffnet“, schreiben Huhnholz und Gerlach in ihrem Projektpapier.

one&twenty 23, Best of Best
Das Schaustück des Forschungsprozesses begeistert. Die ästhetische Qualität lenkt den Blick auf das Thema. © Rat für Formgebung

Dass Biozement sogar zu Möbel verarbeitet werden kann, bewiesen die beiden Studenten der Bauhaus-Universität Weimar an einem eindrucksvoll gestalteten Sitzmöbel, das in der Ausstellung allen anderen die Schau stahl. Für die geschwungenen Konturen verwendeten sie Schalen, die sie im 3D-Druck herstellten und in denen die Biozement-Masse aushärtete. Ziel war es, dadurch das Material Biozement erlebbar zu machen.


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