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BIG enthüllt Masterplan für Großprojekt in Bhutan

von Markus Schraml
BIG in Bhutan

Das Königreich Bhutan steht für Tradition und König Jigme Khesar Namgyel Wangchuck setzt auf das Glücksgefühl seiner Untertanen und weniger auf das wirtschaftliche Wachstum des kleinen Binnenstaats in Südasien. So wird das Wohlergehen der Bevölkerung nicht mit dem Bruttoinlandsprodukt gemessen, sondern mit dem Bruttonationalglück. Nun will das Land aber doch einen großen Schritt in Richtung Wirtschaft machen, der jedoch auf die besondere bhutanische Art passieren soll. Im Rahmen des 116. National Day von Bhutan letzten Dezember verkündete der König seine Vision eines neuartigen Wirtschaftszentrums in der Stadt Gelephu. Für den Masterplan mit dem Titel „Mindfulness City“ zeichnen BIG, Arup und Cistri verantwortlich. Der Entwurf berücksichtigt den Vorrang des Glücksfaktors und das tiefe spirituelle Erbe des buddhistischen Landes als wichtigste Ausgangspunkte.

Die „Mindfulness City“ soll den Grundstein für das zukünftige wirtschaftliche Wachstum des Landes legen und dabei von der Lage an der indisch-bhutanischen Grenze profitieren. Investiert werden soll in grüne Technologien, Bildung und Infrastruktur. Der Masterplan beinhaltet einen internationalen Flughafen, Zugverbindungen, einen Staudamm, öffentliche Einrichtungen sowie ein Konzept für lokale Bautypologien, die auf den 9 Domänen des Bruttonationalglücks beruhen. Eingebettet in eine auf über 1000 Meter Höhe situierte bewaldete Berglandschaft und durchzogen von 35 Flüssen, soll die einmalige Biodiversität von Bhutan (70 % Wald) gestärkt werden, indem eine lebendige Tapisserie von miteinander verbunden Ökosystemen geschaffen wird. Die sich daraus ergebende bandartige Struktur ähnelt Reisfeldern, die sich in Terrassen von den Hügeln bis ins Tal erstrecken. Vom ländlichen Hochland bis zu den urbanen Bereichen im Tal nimmt die Dichte der Bebauung zu.

Resilient und naturfreundlich

Die Natur und die bestehenden Infrastrukturen teilen Gelephu in 11 Communities innerhalb des etwa 1000 km² großen Gebiets. Jede dieser Nachbarschaften ist nach den Prinzipien des Mandalas gestaltet. Das heißt, eine Reihe von sich wiederholende Typologien sind um einen zentralen öffentlichen Platz angeordnet. Um bestehende und zukünftige Bauwerke vor Überflutung in der Monsunzeit zu schützen, werden entlang der großen und kleinen Flüsse Reisfelder angelegt. Diese sollen auch als sogenannte Biodiversitätskorridore für die lokale Fauna und Flora dienen. Dabei sollen die Wanderrouten von Elefanten und anderen Wildtieren unangetastet bleiben.

„Der Gelephu-Masterplan ist ein Ausdruck der Vision seiner Majestät, eine Stadt als Wiege für Wachstum und Innovation zu kreieren, die auf der Natur und Kultur Bhutans fußt. Wir sehen die Mindfulness City als einen Ort, der nirgendwo sonst entstehen kann. Wo Natur gefördert, Landwirtschaft integriert ist und wo eine lebendige Tradition herrscht, die nicht nur bewahrt, sondern weiterentwickelt wird“, kommentiert Bjarke Ingels den Masterplan. „Gelephu wird von Wasserstraßen geformt und ist ein Land der Brücken, wo Natur und Menschen, Vergangenheit und Zukunft, Lokales und Globales verbunden sind. Wie die traditionellen Dzongs sind diese Brücken bewohnbar und stellen kulturelle Wahrzeichen dar, die gleichzeitig als Transportinfrastruktur fungieren, um die städtischen Einrichtungen miteinander zu verbinden. Wie etwa den Sankosh Temple-Dam, der als Kaskadenlandschaft die fundamentalen Werte der Stadt verkörpert“, erklärt der dänische Architekt.

Brücken mit Kernelementen

Die Straßen sollen mit durchlässiger Pflasterung ausgestattet sein, damit das Regenwasser in den Grund einsickern kann. An Materialien sollen lokales Holz, Stein und Bambus für den Bau der neuen Häuser verwendet werden. Die Communities innerhalb der Stadt, die von Flüssen durchzogen sind, sollen durch drei Hauptstränge verbunden werden. Diese „bewohnbaren Brücken“ dienen dem Transport, beherbergen aber auch städtische und kulturelle Einrichtungen. In jeder der recht großen Brücken finden sich Schlüsselelemente wie der Flughafen, ein Vajrayana-Zentrum, wo Einblicke in die tägliche Praxis der Mönche gewonnen werden können oder ein Gesundheitszentrum, in dem östliche auf westliche Methoden treffen. Zudem soll eine Universität eingerichtet werden, in der über hydroponische und aquaponische Gewächshaustechniken geforscht und gelehrt wird. Dabei sollen altertümliche Landwirtschaftstechniken mit moderner Agrarwissenschaft verknüpft werden.

Die letzte „Brücke“ ist ein Damm für die Erzeugung von Wasserkraft, der am westlichen Ende der Stadt gebaut werden soll. Dieser Staudamm soll in Zukunft auch ein touristisches Highlight sein, genauso wie der Sankosh Temple-Dam, der die grundsätzlichen Elemente der Architektur von Gelephu enthält und für die harmonische Koexistenz von Kultur und Natur steht. Giulia Frittoli, die gemeinsam mit Ingels die Hauptverantwortung für das Projekt trägt, betont: „Inspiriert von der bhutanischen Kultur des Respekts und des Mitgefühls für andere und die Natur, ist die Gestaltung der Mindfulness City auf die Unterstützung der ökologischen Systeme ausgerichtet, die Flora und Fauna sowie Menschen und Ideen verbinden. Es ist ein Testament für das untrennbare Band zwischen Mensch und Natur sowie ein globales Beispiel dafür, wie man die menschliche Präsenz auf der Erde nachhaltig gestalten kann.“



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