Home Design Die duale Faszination – Neue Designleuchten

Die duale Faszination – Neue Designleuchten

von Markus Schraml
Fabbian, Polka

Die Produktkategorie Leuchten ist aus der Gestalter*innen-Perspektive von einer spannenden Dualität charakterisiert: das Objekt selbst und das Licht, das von ihm ausgeht. Die Herausforderung besteht darin, beide Aspekte möglichst elegant zu verschmelzen. Dabei kommt den Kreativen seit einigen Jahren das Leuchtmittel LED vorteilhaft entgegen, denn dadurch eröffnen sich völlig neue gestalterische Möglichkeiten. Dem Design sind immer weniger Grenzen gesetzt. Wie aktuelle Leuchtenkreationen allerdings zeigen, greifen Designer*innen lieber auf grundsätzliche geometrische Formen wie Zylinder oder Halbkugel zurück.

Eine interessante Variante präsentiert Fabbian als Vorschau auf den Supersalone im September in Mailand. Mit „Polka“ lassen Meneghello Paolelli Associati das Jo-Jo wieder aufleben. Die Stehleuchte besteht aus zwei Elementen, der Lampe und dem Träger. Die beiden Diffusoren haben die Form von Spulen, die sich entlang des Ständers zu bewegen scheinen, tatsächlich aber am oberen Ende und in der Mitte am lackierten Edelstahlrohr fixiert sind. In der Version als Tischleuchte spielt der Träger eine wichtigere Rolle. Die Zusammenstellung von Spule und „Stock“ wirkt wie zufällig platziert. Hocheffiziente LEDs dienen als Leuchtmittel und das Vorschaltgerät ist in der Leuchte integriert.

Leuchten aus Australien

Rakumba ist eine traditionelle australische Leuchtenmarke. Mit seiner Herbstkollektion für 2021 möchte das in Melbourne ansässige Unternehmen auch verstärkt auf dem europäischen Markt reüssieren. Die Vorzeichen dafür stehen gut, denn Rakumba arbeitet für seine sehr unterschiedlichen Serien mit international bekannten Designer*innen zusammen: Tom Fereday, Adam Goodrum, Luca Nichetto oder Sebastian Herkner. Letzterer gestaltete im Jahr 2020 „Metropol“. Der deutsche Designer ordnet dafür senkrechte Röhren um einen edlen „dreiblättrigen“ Stab an. Dabei ist das Rund der Röhren nicht vollendet, sondern mündet in der Halterung. Die Leuchte kann sowohl einzeln als auch in Gruppen gehängt werden, wo „Metropol“ eine außergewöhnliche Eleganz an den Tag legt. Ebenfalls 2020 entstand „Indre“, ein Entwurf von Nikolai Kotlarczyks. Als Inspiration dienten dem Dänen die hängenden Straßenlaternen und gepflasterten Wege Kopenhagens. Feine, doppelwandige Glaskapseln umschließen das scheinbar schwebende Innenlicht. Die einzelnen Kapseln sind mit Stäben verbunden, die an die Linien von Oberleitungen erinnern. Durch dieses modulare System bietet „Indre“ vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten.

Akustik und Licht

Nina Mair entwickelte die Akustikleuchte „Tube Light“ in Kooperation mit dem deutschen Akustikhersteller Ydol sowie den Lichtexperten von Bartenbach aus Österreich. Darin sind zwei Funktionen vereint: erstens ein hochwirksamer Schallabsorber und zweitens eine dimmbare LED-Leuchte mit integriertem Farbsteuerungssystem. Die Oberfläche des Schallabsorbers ist mit Merinowollstoff überzogen, der sich perfekt an die Zylinderform anschmiegt. Unter dem Akustikstoff befindet sich ein mehrschichtiger Absorber, der 100 % der auftreffenden Schallwellen im Frequenzbereich der menschlichen Stimme absorbiert. Somit kann die Klangqualität eines Raumes verbessert werden. Die Reflektoroptik von Bartenbach bietet einen hohen Sehkomfort durch perfekte Entblendung außerhalb des Strahlungswinkels. Die Leuchte kann stufenlos gedimmt werden und verfügt über eine Farbtemperatur, die über eine mobile App von warmem Licht (2200K) bis zu kaltem Licht (5000K) gesteuert werden kann. „Ausgewogener Raumklang und angenehmes Licht sind zwei der wichtigsten Komponenten für eine gute Raumatmosphäre. Die Idee der Leuchte Tube Light war es, ein Produkt zu entwerfen, das diese beiden Bereiche bedienen und einen positiven Beitrag in der Architektur leisten kann“, sagt die Tiroler Gestalterin.

Beim Projekt „Tube Light“ wurden die Kompetenzen aus drei Disziplinen gebündelt: Design: Nina Mair, Akustik: Ydol, Licht: Bartenbach. Foto © in the headroom

Eine wundervoll elegante Leuchte hat Bartoli Design für Bonaldo entworfen. Die Inspiration für „Gocce“ waren Wassertropfen. Das Bild von fallenden Tropfen wurde auf die Leuchtenkörper übertragen. Es ist eine Kollektion von Hängeleuchten, die aus zwei tropfenförmigen Kugeln aus Pyrex-Glas bestehen. Beide Glaskugeln, eine transparente äußere und eine matt satinierte innere, sind durch einen Metallschaft verbunden, in dem sich auch die LED-Leuchtquelle befindet.

Die Inspiration für „Gocce“ waren Wassertropfen. Das Bild von fallenden Wassertropfen übertrug Bartoli Design in die Leuchtenkörper. © Bonaldo

Möbel und Tapeten, die leuchten

Nicht nur Leuchten selbst können Räume erhellen, auch andere Einrichtungsgegenstände werden mitunter zum Leuchten gebracht. Viadurini stellt Sofas, Sessel, Hocker, Tische und Vasen her, die leuchten. „Belida“ zum Beispiel ist eine Kollektion von Couchtischen und komfortablen Sesseln, die Licht abgeben und damit bei Nacht und vor allem in öffentlichen Bereichen, Hotels oder Bars einen unvergleichlichen Eindruck vermitteln. Aber auch Tapeten können den Raum beleuchten. Instabilelab hat mit „Light+Light“ eine Kollektion leuchtender Tapeten entwickelt. Der Leuchteffekt wird durch das Auftragen einer Farbe mit phosphoreszierenden Pigmenten erreicht. Der bemalte Teil lädt sich über natürliches oder künstliches Licht auf und leuchtet im Dunkeln oder Halbdunkeln je nach Aufladezeit für eine bestimmte Dauer. Damit wird nicht die Funktion eines Lichtspenders erfüllt, sondern eher ein eindrucksvoller Effekt an der Wand erzeugt.

Knallharter Mondrian

Dass diese Leuchte einen weiblichen Namen hat, soll wohl das absolut Maskuline dieser Kreation ein wenig mildern. „Sibilla“ ist eine Pendelleuchte, die Licht in alle Richtungen abstrahlen kann. Auffällig daran ist die geometrische Komposition von debonademeo, die sich dafür vom niederländischen Neoplastizismus (Piet Mondrian) inspirieren ließen. Die Leuchte wirkt je nach Betrachtungswinkel anders. Der Name ist eine Hommage an den Mythos der Sibyllen und ihrer Prophezeiungen. „Sibilla“ ist in drei verschiedenen Größen und in Schwarz oder Weiß erhältlich. Hersteller: Karman.

Die Fahrradlampe als Hängeleuchte

Die Geschichte der Ciclocina-Leuchte begann 1989. Damals brachte Enzo Catellani einige Fahrradlampen von einer seiner Reisen in den Orient mit und verwandelte sie zu einer zeitlosen Ikone von Catellani & Smith. Mit der Zeit waren diese Fahrradlampen nicht mehr erhältlich und das Unternehmen beschloss dem Originalmodell mit CicloItalia eine Art Tribut folgen zu lassen. Nun sind wieder einige Jahre vergangen und Catellani & Smith leitet mit CicloItalia Flex eine neue Phase in diesem Evolutionsprozess ein. Der Retro-Charme der einzelnen Fahrradleuchte auf einem beweglichen Arm wird mit der Hängeleuchte in einen wahren Schlangentanz aus sechs Leuchten verwandelt.

Auch vom spanischen Leuchtenspezialisten Marset gibt es Neues zu vermelden. Joanna Laajisto hat mit „Ihana“ ein Leuchtensystem entwickelt, das aus mehreren mundgeblasenen Opalglas-Diffusoren besteht. Was ins Auge sticht, ist allerdings die strenge geometrische Aufhängung aus Metall. Die finnische Architektin hat diese Leuchte ursprünglich für ihr neues Atelier in Helsinki entwickelt. Sie konnte einfach keine Passende finden, also schuf sie selbst eine.

Joanna Laajisto hat mit „Ihana“ ein Leuchtensystem entwickelt, das aus mehreren mundgeblasenen Opalglas-Diffusoren besteht. © Marset

Der Ausgangspunkt für „Ambrosia“ von Ciszak Dalmas für Marset war die traditionelle Leuchtröhre. Das Ziel war, aus diesem technisch-funktionellen Design ein poetisches Objekt zu machen. Erreicht wurde das mittels eines variablen Aufhängebogens, an dem unterschiedlich lange Röhren angebracht werden können. Je nach Konfiguration werden entweder die Leuchtröhren oder die Aufhängung halbiert bzw. getrennt platziert. Die faszinierendste Variante ist die mit ungleich langen Röhren an einem symmetrischen Trägerbogen.

Der Ausgangspunkt für „Ambrosia“ von Ciszak Dalmas für Marset war die traditionelle Leuchtröhre. Mit einem Trick, nämlich dem Abhängen von der Decke, wurde daraus eine Stück Poesie. © Marset

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