Die Vienna Design Week (VDW) kann mittlerweile auf eine 17-jährige Festivalgeschichte zurückblicken. Nun eröffnete Direktor Gabriel Roland erste Einblicke in das Programm des Jahres 2023. Für die neue Ausgabe, die vom 22. September bis 1. Oktober stattfinden wird, gibt es eine Reihe altbekannter Formate wie Stadtarbeit, Passionswege oder Urban Food & Design, aber auch neue Initiativen wie „Re:Form“, in dem Design, Unternehmensberatung und Industrie zusammengebracht werden, um ökologische, sozial verträgliche Wirtschaftsweisen zu untersuchen. In dem Programmformat, das gemeinsam mit Ökobusiness Wien auf die Beine gestellt wurde, sollen zukunftsfähige Leuchtturmprojekte entstehen.
Die Teams sind bereits ausgewählt worden: Boehringer Ingelheim mit Alexandra Fruhstorfer und tba, EVVA Sicherheitstechnologie mit Eldine Heep und Bernhard Kasper (Denkstatt), Kelly’s Chips und Snacks mit tba, PAWEL Packing & Logistics mit Studio re:d und Stefan Pichler (Denkstatt) sowie TELE Haase Steuergeräte mit Superdot und Christian Angerbauer (Acecon). Im Rahmen des Festivals sollen die Ergebnisse der Kooperationen dann als Ausstellung gezeigt werden.
Stadt als Ressource
Die recht frühe Präsentation des Jahresprogramms hat den Zweck, die Möglichkeiten der Partizipation und Bewerbung für Open Calls zu einem Zeitpunkt publik zu machen, der potenziellen Teilnehmern genügend Spielraum lässt. So zum Beispiel läuft der Open Call für das Format „Urban Food & Design“ bereits. Die Ausschreibung zielt auf konkrete Herausforderungen zum Thema „Stadt als Ressource“ ab. Dabei sollen mit Partnerunternehmen innovative Designlösungen entwickelt werden. VDW und Partnerin Wirtschaftsagentur Wien eröffnen Designschaffenden damit die Möglichkeit, konkrete Realisierungen in der urbanen Lebensmittelindustrie anzustoßen. Die drei ausgeschriebenen Challenges lauten: „Aminolove (mit Arkeon), „Wiener Sojabohne“ (mit Wiener Gusto) und „Gemeinsam Wachsen“ (mit City Farm Augarten). Für jede Challenge wählt eine Jury ein Projekt aus, das mit einem Umsetzungsbudget ausgestattet wird.
Ebenfalls im Rahmen des Formats „Urban Food & Design“ soll ein ganztägiges Symposium zum Thema „The City as a Resource“ organisiert werden. Dabei sollen die Ergebnisse der Challenges präsentiert und das Thema der urbanen Lebensmittelversorgung vertieft werden.
Interventionen im Stadtraum
Eine offene Ausschreibung gibt es für das bekannte Format „Stadtarbeit“. Es wird vom Erste Bank Sponsoringprogramm – Vermehrt Schönes! unterstützt und in Zusammenarbeit mit der Caritas Wien umgesetzt. Dabei geht es um Social Design, also darum, wie das gesellschaftliche Miteinander und Zusammenleben zu verbessern ist. Dafür werden öffentliche Räume analysiert und die Projekte finden auch dort statt, um für möglichst viele Menschen zugänglich zu sein. Unter dem Motto „Intervention!“ will die diesjährige Ausgabe der „Stadtarbeit“ Aktionen setzen, um soziale, institutionelle, ökologische und wirtschaftliche Fehlentwicklungen aufzuzeigen. Eine Jury wird drei Einreichungen aussuchen, die mit dem Erste Bank Social Design-Preis ausgezeichnet, mit einem Umsetzungsbudget ausgestattet und im Festivalprogramm präsentiert werden.
Plattform für Design
„Alle – von Designstudios und Architekturbüros über österreichische und internationale Unternehmen jeder Größe bis hin zu Museen, Kulturinstitutionen und Hochschulen – sind eingeladen, mit Programmpunkten Teil von Österreichs wichtigstem Designfestival zu werden“, fordert die VDW auf. Seit vergangenem Jahr nennt das Festival diese Möglichkeit der individuellen Präsentation „Platform“. Zeit, Format und Inhalt sind frei gestaltbar und finden an unabhängigen Locations in ganz Wien statt. Bereits fixiert sind Beiträge von Design in Gesellschaft, designaustria, Green Future Club, Kohlmaier, Laufen, Lobmeyr, MAK – Museum für angewandte Kunst, Möbelmuseum Wien, Polnisches Institut Wien, Schloss Hollenegg for Design – Alice Liechtenstein, Slowenisches Kulturinformationszentrum SKICA, Sky-Frame, TREWIT und Vöslauer.
Material in Bewegung
Als langjähriger Partner der VDW leistet Rado wieder einen Beitrag zum Festivalprogramm. Dieses Jahr bekommen sechs Motion Designer im Zuge des Wettbewerbs „Rado Moving Materials“ die Möglichkeit, ihre eigens für die Video-Wall in der Wiener Rado Boutique (Kärntner Straße 18) produzierten Arbeiten einem breiten Publikum vorzustellen. Von März bis August wird an jeweils einem Wochenende im Monat eine neue Animation zu sehen sein. Im Programm der Vienna Design Week 2023 schließlich werden alle Animationen nochmals gezeigt. Dann wird auch bekannt gegeben, welches der sechs Projekte den Rado Moving Materials-Preis gewonnen hat.
Kleinserien im Fokus
Die zweite „Fokus“-Ausstellung läuft unter dem Titel „The Series“. Das Serien-Thema hat die Londonder Kuratorin Laura Houseley für 2023 ausgewählt. Es geht um kleine Auflagen von Objekten, die sich in Form und Material zwar wiederholen, aber durch ein kleines Unterscheidungsmerkmal doch zum Unikat – und somit zum Sammlerstück werden. Bei „Fokus“ stehen außergewöhnliche Objekte im Zentrum, die jenseits der üblichen Produktionsrhythmen entstehen. Es geht also um die kleine Studio-Serie. Auch für dieses Format läuft derzeit der Open Call.
Noch in der Konzeptphase befindet sich das zentrale Format „Passionswege“, das auf die Kooperation von internationalen und österreichischen Designern sowie Wiener Handwerksbetrieben ausgerichtet ist. Kuratiert wird die diesjährige Ausgabe von Alina Serban, Mitgründerin von Co/rizom und Festivaldirektor Gabriel Roland. Das Format „Design Everyday“, das von Vandasye (Georg Schnitzer / Peter Umgeher) konzipiert, kuratiert und gestaltet wird, macht 2023 bereits zum siebten Mal das Design von Alltagsgegenständen zum Thema. Schließlich hat die VDW für das Format „Debüt“, bei dem der Fokus auf Design-Ausbildungsstätten im In- und Ausland liegt, in diesem Jahr den Studiengang Industrial Design der FH Joanneum Graz eingeladen. Der Studiengang wird vom österreichischen Designer Thomas Feichtner geleitet.
Die Vienna Design Week bietet einerseits anspruchsvolle Programmpunkte, bei denen die Rolle der Designschaffenden als Problemlöser gefragt ist, andererseits ist sie ein lebensfrohes Festival, bei dem die österreichische Designszene zusammenkommt und feiert. Wie immer findet die Vienna Design Week bei freiem Eintritt statt.