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Enzo Mari-Retrospektive im Design Museum London

von Markus Schraml
Enzo Mari, La Mela

Ab 29. März zeigt the Design Museum eine Schau über einen der einflussreichsten Designer des 20. Jahrhunderts: Enzo Mari (1932 – 2020). Die erste Ausstellung dieser Art in Großbritannien wurde von Hans Ulrich Obrist mit Unterstützung von Francesca Giacomelli kuratiert und ist eine Übernahme einer Ausstellung der Triennale Milano aus dem Jahr 2020, die kurz vor dem Tod Maris im Oktober gezeigt wurde.

Die groß angelegte Retrospektive umfasst das gesamte Spektrum der 60-jährigen Karriere Maris von seiner Arbeit als Designer und Künstler über seine Tätigkeit als Lehrer bis hin zu seinem Schaffen als Kritiker und Theoretiker. Insgesamt werden mehr als 300 Objekte ausgestellt – die meisten waren noch nie zuvor in Großbritannien zu sehen. Die Leistung Maris für das italienische und weltweite Design kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sein Werk hat Generationen von Kreativen rund um den Globus inspiriert.

Enzo Mari, italienischer postmoderner Künstler, Autor sowie Produkt- und Möbeldesigner. Foto © Ramak Fazel

Design für Kinder

In der Ausstellung werden Maris unterschiedliche Projekte gezeigt, von Möbeln über konzeptionelle Installationen bis hin zu Produktdesigns und Grafiken. Außerdem werden seine Kinderbücher und Spiele zu sehen sein, die einen wichtigen Aspekt in seinem Schaffen darstellen, da er die Bedürfnisse von Kindern als ebenso wichtig erachtete wie die von Erwachsenen. Viele der zeitlosen Designs, die im Lauf seiner langen Karriere entstanden sind, finden sich in Häusern auf der ganzen Welt wieder. Dazu gehören neben Möbeln etwa seine „Nature Series“-Drucke von Äpfeln und Birnen, ewige Kalender aus spritzgegossenem Kunststoff oder Küchenutensilien.

Mari wollte Designs erschaffen, die sowohl in ihrer Materialität als auch in ihrer Ästhetik nachhaltig und für jedermann zugänglich waren. Dieser Ansatz war für seine Zeit radikal. Heute gilt er als Wegbereiter für viele der drängendsten Fragen des Designs und der Gesellschaft. Seine Broschüre „Autoprogettazione“ (Vorschlag für Selbstdesign) ist ein solches Beispiel, das Open-Source-Designideen vorwegnahm.

Spielerisch lernen

Das Thema Spielen lag Mari besonders am Herzen, da er der Meinung war, dass durch Spielen das eigene Potenzial entdeckt werden könne. Nachdem er seine Kinder beim Spielen beobachtet hatte, begann er Spielzeuge und Spiele für sie zu entwerfen. Daraus entstanden die berühmten „16 Animals“ (1957) – ein Holzpuzzle, das aus den Silhouetten von sechzehn Tieren besteht. Die Produktion durch den Mailänder Hersteller Danese erwies sich als so beliebt, dass Mari sechzehn Jahre später eine weitere Version entwarf, „16 Fish“, die Silhouetten von Fischen, Robben, einem Oktopus und anderen Meeresbewohnern zeigte. Weitere von Mari geschaffene Spiele sind „Das Fabelspiel“ und „Der Apfel und der Schmetterling“.

Mari ist für seine kompromisslosen Überzeugungen und subversiven Ansichten bekannt und wurde als „das Gewissen des Designs“ bezeichnet. Seine Haltung forderte eine größere soziale Verantwortung im Design. Langlebige, kostengünstige und multifunktionale Objekte spiegeln diese Überzeugung wider.

Die Ausstellung wurde von Hans Ulrich Obrist kuratiert, der in den 1990er-Jahren für eine Reihe von Interviews eng mit Enzo Mari zusammenarbeitete und danach den Austausch mit ihm gepflegt hatte. Die Ausstellung basiert auf der letzten Schau, die Mari zu seinen Lebzeiten kuratiert hatte – Enzo Mari: L’arte del design in der Galleria Civica d’Arte Moderna e Contemporanea in Turin im Jahr 2008. Sie wurde um Archivmaterial erweitert, das Francesca Giacomelli (Maris Studio-Projektassistentin) zusammengestellt hat. Darunter Schlüsselprojekte, die aus Maris Forschung hervorgegangen sind.

Enzo Mari. 29. März – 8. September 2024, the Design Museum – unterstützt von Instituto Marangoni.



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