Durch seine geografische Kessellage ist Graz besonders im Winter von der Anreicherung mit Feinstaub und anderen Luftschadstoffen betroffen. Die Bekämpfung der Feinstaubbelastung wird in der steirischen Landeshauptstadt seit vielen Jahren diskutiert und eine Reihe von Maßnahmen, unter anderem die genaue Erhebung der Feinstaubwerte oder die Intensivierung des Öffentlichen Nahverkehrs, gesetzt. Neben dem Heizen ist vor allem der Autoverkehr dafür verantwortlich, wobei es zwischen Verbrenner und E-Auto kaum Unterschiede gibt, denn der Feinstaub entsteht durch Bremsen- und Reifenabrieb sowie durch die generelle Aufwirbelung des Feinstaubs durch den Verkehr. Laut einer OECD-Studie (Non-exhaust Particulate Emissions from Road Transport: An Ignored Environmental Policy Challenge) aus dem Jahr 2020 ist es sogar so, dass schwere Elektroautos wie die beliebten SUVs mehr Feinstaub produzieren als kleine Verbrenner.
Eine mögliche Lösung für betroffene Städte wie Stuttgart oder Graz können Absaugeinrichtungen direkt an den Fahrzeugen sein. Nun gibt es erste Ergebnisse eines Pilotprojekts von Mercedes-Benz, MANN+HUMMEL und der Österreichischen Post in Graz. Dort wurden zwei eSprinter mit integrierten Filtern zur Kompensation von Feinstaubemissionen ausgestattet und im Realbetrieb getestet. Seit August waren die vollelektrischen Transporter abwechselnd unterwegs und haben mittlerweile 6.400 km zurückgelegt. Auf ihren Routen lieferten die beiden eSprinter im Durchschnitt 160 Pakete aus und stoppen dabei knapp 100 Mal pro Tour.
Transporter für die letzte Meile
Die Technik dieses Pilotprojekts stammt aus der Entwicklung des Mercedes-Benz Vans Technologieträgers SUSTAINEER. In Kooperation mit der Österreichischen Post wird der im Frontmodul des SUSTAINEER integrierte Filter erprobt. Er filtert in Kombination mit dem bereits im Fahrzeug vorhandenen Sauglüfter Feinstaub aus der Luft. Er kann auch bei niedrigen Fahrgeschwindigkeiten und während des Ladevorgangs Feinstaub aus der Umgebungsluft herausfiltern. Zudem ist das Fahrzeug mit einem Feinstaubsensor ausgestattet. Dieser misst die Feinstaubkonzentration in der Luft und kann entsprechend die Filtrationsleistung steuern. So lässt sich das Fahrzeug auch als mobile Messstation nutzen.
Nach erfolgter Überprüfung und Untersuchung der Filter durch den Filtrationsspezialisten MANN+HUMMEL wurde festgestellt, dass die Filter nach drei Monaten unbeschädigt und ohne Verformung sind. Seit Beginn des Pilotprojekts waren die eSprinter an knapp 60 Tagen im Einsatz und haben jeweils rund 6400 Milligramm Staub aus der Umgebungsluft gefiltert. Um weitere Ergebnisse zu erhalten, soll das Pilotprojekt noch bis Mitte 2023 fortgeführt werden.
Grünes Graz – Grüne Post
Diese Initiative fügt sich in das Gesamtkonzept „Grünes Graz“ der Österreichischen Post ein. Bereits seit November 2021 sind in der Grazer Flotte ausschließlich rein elektrische Fahrzeuge für die Zustellung im Einsatz. Mit dem derzeitigen Pilotprojekt soll untersucht werden, welche weiteren umweltfreundlichen Maßnahmen man setzen kann. Bis 2030 will die Österreichische Post im gesamten Land rein elektrisch zustellen. Seit dem Frühjahr dieses Jahres werden nur noch rein elektrische Zustellfahrzeuge angeschafft.