Das Institut für Advanced Architecture of Catalonia (IAAC) hat im Rahmen eines postgraduierten Forschungsprojekts den ersten 3D-gedruckten Prototypen eines Hauses fertiggestellt, wobei das verwendete Druckmaterial Erde ist, die in einem 50-Meter-Radius um den Projektort vorgefunden wurde. Der Aufbau dauerte sieben Wochen und zum Einsatz kam ein Crane WASP 3D-Drucker.
Der Bau des TOVA genannten Prototypen wurde in den Einrichtungen von Valldaura Labs am Stadtrand von Barcelona durchgeführt. Er besteht neben der lokalen Erde aus Zusatzstoffen und Enzymen, um die strukturelle Integrität und Materialelastizität zu gewährleisten. Das Fundament ist aus einem Geo-polymer, das Dach aus Holz gefertigt. Um Witterungsbeständigkeit und Langlebigkeit zu gewährleisten, wird eine wasserdichte Beschichtung aus Aloe und Eiweiß hinzugefügt.
Das TOVA-Projekt ist ein großartiges Beispiel für den Bau mit 100 % lokalen Materialien, der mit Arbeitskräften vor Ort durchgeführt werden kann. © Gregori Civera
Die Wände bestehen aus einem Netzwerk von Hohlräumen, die für den Luftstrom und eine hervorragende Isolierung sorgen. © Gregori Civera
Die Gestaltung des Gebäudes berücksichtigt die klimatischen Bedingungen des Mittelmeerraums. Das Volumen ist kompakt, um im Winter vor Kälte zu schützen, aber in den anderen drei Jahreszeiten erweiterbar, um die Nutzung der unmittelbaren Außenumgebung zu ermöglichen. Die Wände bestehen aus einem Netzwerk von Hohlräumen, die für den Luftstrom und eine hervorragende Isolierung sorgen, um Wärmeverluste im Winter zu verhindern und im Sommer die Sonneneinstrahlung zu minimieren.
Der Hintergrund für das Projekt war sowohl die aktuelle Wohnungskrise als auch die derzeit massiven Flüchtlingsströme. Das Projekt wurde als Prototyp für nachhaltiges Wohnen konzipiert, das überall auf der Welt gebaut werden könnte. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen aber darüber hinaus. Auch öffentliche Räume und generell Außenbereiche können konstruiert werden, denn das Drucksystem ist hochgradig anpassbar. Ganze Siedlungen könnten mit dieser Technologie überall schnell geschaffen werden.
„TOVA“ soll der Beginn eines größeren Projekts in Zusammenarbeit mit WASP sein, bei dem ein komplettes Haus mit 3D-Drucktechnologie umgesetzt werden soll.
Dieser erste Prototyp soll der Beginn für weitere größere Projekte sein. Vorstellbar ist der Einsatz dieser Technologie in Innenräumen. © IAAC
Die Möglichkeiten des 3D-Drucks im Bau scheinen unbegrenzt. Hier eine Vision einer Struktur in Berlin. © IAAC
Geht es um die Verwendung von Material aus der Umgebung für den 3D-Druck, bieten sich vor allem Wüstengegenden an. Im Bild eine große Struktur, wie sie in Marokko entstehen könnte. © IAAC
WASP
WASP – World’s Advanced Saving Project ist ein 2012 in Massa Lombarda (Ravenna, Italien) gegründetes Unternehmen, das 3D-Drucker „Made in Italy“ entwickelt, produziert und auf der ganzen Welt vertreibt. Inspiriert von der Potter-Wespe, die ihr eigenes Nest mit aus der Umgebung gewonnenem Material baut, wurde WASP mit dem Ziel geboren, großformatige 3D-Drucker zu entwickeln, um Häuser mit natürlichen Materialien zu bauen, die auf dem jeweiligen Territorium verfügbar sind.
IAAC
Das Institute for Advanced Architecture of Catalonia (IAAC) ist ein Zentrum für Forschung, Ausbildung, Produktion und Kommunikation mit Sitz in Barcelona, das seit 17 Jahren aktiv ist. IAAC verfolgt laut Eigenaussage die digitale Revolution auf allen Ebenen, um die Grenzen von Architektur und Design zu erweitern und den Herausforderungen zu begegnen, denen sich die Menschheit gegenübersieht. IAAC ist ein experimentelles und erfahrungsorientiertes Institut mit praktischer Ausrichtung.