Einen wichtigen Schwerpunkt im Themenpanorama auf FORMFAKTOR bilden Interviews mit spannenden Designern und Architekten. Die Redaktion führte im Jahr 2022 eine ganze Reihe interessanter Gespräche, in denen Kreative hinter die Kulissen blicken ließen und das Tor zu ihren Einstellungen nicht nur zum Thema Gestaltung, sondern zur Welt generell ein klein wenig öffneten. Zeit für eine Rückschau:
Neri & Hu ist das international bekannteste chinesische Architekturbüro. Ihrem umfassenden Designverständnis folgend, arbeiten sie jedoch nicht nur an Architekturprojekten, sondern ebenso im Interieur- und Möbelbereich. Im FORMFAKTOR-Exklusivinterview sprachen Rossana Hu und Lyndon Neri über Total Design, gestalterische Konsequenz und über die lebendige Designszene in Shanghai.
Der französische Gestalter Philippe Starck ist eine der schillernsten Persönlichkeiten der internationalen Designszene. Im Lauf seiner Karriere hat er von Möbeln, Modeaccessoires und Haushaltsgegenständen über Restaurants und Hotels bis hin zu Megayachten und sogar Flugzeugen alles designt. Sein Anspruch war von Anfang an – das Leben der Menschen mit seinen Kreationen zu verbessern. In diesem Sinne trifft auf ihn der Begriff „Democratic Design“ in hohem Maße zu. Im Rahmen des diesjährigen Salone del Mobile traf FORMFAKTOR Philippe Starck in Mailand und sprach mit dem visionären Schöpfer über die Entmenschlichung im Materialismus, den Verlust der Werte, aber auch über Humor, der vieles leichter mache.
Im Jahr 2007 erschien die erste Auflage des Buches „Super Normal“, in dem Jasper Morrison und Naoto Fukasawa 204 Alltagsobjekte versammelten, die ihrer Meinung nach hervorragend designt waren. Darunter waren Designs, deren Gestalter unbekannt sind, aber auch Klassiker von Arne Jacobsen oder Dieter Rams. Ebenso war die eigene Generation der Autoren vertreten: Marc Newson, Konstantin Grcic oder die Bouroullecs. Die Erstausgabe von „Super Normal“ liegt genau 15 Jahre zurück. Ein Grund, um mit Naoto Fukasawa und Jasper Morrison über ihre damaligen Beweggründe und wie sie das Ganze heute sehen zu sprechen.
Ein thematischer Fokus lag für FORMFAKTOR 2022 auf Social Design. Chefredakteur Markus Schraml führte dazu eine ganze Reihe von Interviews, die zu einer Serie von Artikeln führten. Der erste Beitrag trägt den Titel: „Die transformatorische Kraft von Social Design“ mit Statements von Jan Boelen, Harald Gründl (EOOS) und Bernhard Lenger.
Mit dem belgischen Designer Alain Gilles beleuchtete FORMFAKTOR das Thema des Vertrauens zwischen Unternehmen und Gestalter. Gilles erfolgreiche Zusammenarbeit mit Bonaldo währt bereits über viele Jahre. Und genau das ist auch der zentrale Punkt – die Zeit, denn je länger eine Beziehung andauert, desto größer das Vertrauen.
Nik Hafermaas leitet in der Berliner Agentur Graft Brandlab den Kreativbereich. Mit ihm sprachen wir über Mediatektur, kommunikative Oberflächen, die Verbindung von Digitalem und Physischem sowie über eine neue digitale Revolution, bei der es um die Überwindung der Bildschirme geht. Hafermaas glaubt, dass digitale Technologie und der physische Raum irgendwann nahtlos verschmelzen werden.
Was bedeutet Luxus im Jahr 2022? Diese Frage erläuterte FORMFAKTOR mit dem Mailänder Architekten und Designer Matteo Nunziati. Früher war es kräftige, offensichtliche Dekoration, heute ist es eine besondere Qualität der Materialien plus hochwertige Technologie, erklärt Nunziati. Seinen eigenen Designstil bezeichnet er als zeitgenössisch, wobei er viele seiner Inspirationen auf seinen Reisen rund um den Globus erhält.
Das Berliner Designerinnen-Kollektiv „Matter of Course“ veranstaltete in Mailand ihre zweite Gemeinschaftsausstellung. Gemein ist den 11 Gestalterinnen, dass sie allesamt auf hohem handwerklichen Niveau arbeiten, allerdings mit jeweils sehr unterschiedlichen Designansätzen. Alle Stücke, die in Mailand zu sehen waren, wurden entweder eigens für diesen Anlass kreiert oder noch nicht veröffentlicht. FORMFAKTOR besuchte die Ausstellung und sprach mit einigen der Designerinnen über ihre Arbeit und den Zusammenschluss (2021) in Zeiten der Krise.
Apropos Mailand: Eine der bemerkenswertesten Ausstellungen während der Mailänder Designwoche, die 2022 im Juni stattfand, war der Event von Lasvit. Unter dem Titel „Sanctums“ war eine Performance zu sehen, die ihre Wurzeln tief in der tschechischen Theatertradition hatte. FORMFAKTOR sprach bei dieser Gelegenheit nicht nur mit Gründer Leon Jakimic und Art Director Maxim Velčovský, sondern auch mit Glenn Pushelberg (Yabu Pushelberg) über den Zugang des renommierten kanadischen Designstudios zu böhmischem Glas.
Der Südtiroler Marco Dessí ist einer der renommiertesten Möbeldesigner Österreichs. Lebt und arbeitet er doch seit vielen Jahren in Wien und hat in dieser Zeit mit einigen der traditionsreichsten österreichischen Marken kooperiert. Traditionelle Möbelhersteller sind bestrebt, ihr reiches Erbe in die Zukunft zu tragen. Dazu sind neue Entwürfe notwendig, die den Geist der Marke in sich tragen und gleichzeitig den Schritt nach vorne wagen. Gerade für diese Aufgabe ist Dessí prädestiniert. Mit FORMFAKTOR sprach er über offene Entwurfsprozesse, Prototypen, die zu Editionen werden und seine Gastprofessur an der NDU (New Design University) in St. Pölten.