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EU Mies Award 2019 – Die Gewinner

von redaktion
EU Mies Award 2019

Mit einem deutlichen Zeichen im Hinblick auf die aktuellen Herausforderungen im Wohnungsbau sowie die sich ändernden Anforderungen an die Architektur im Allgemeinen geht der Preis der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur – Mies van der Rohe Award 2019 nicht an einen prestigeträchtigen Neubau, sondern an die Umgestaltung von 530 Wohnungen in Frankreich. Lacaton & Vassal architectes haben gemeinsam mit Frédéric Druot Architecture und Christophe Hutin Architecture drei große Wohngebäude aus der Nachkriegszeit in Bordeaux in einer Weise umgestaltet, die den Bewohner mehr Wohnfläche und höhere Lebensqualität brachte. Dabei wurde mit minimalen Mitteln maximale Wirkung erzielt – wie die Jury ihre Entscheidung begründete. Im Beurteilungsprozess besuchte die Jury unter dem Vorsitz von Dorte Mantrup alle fünf Projekte, die es in die finale Runde geschafft hatten. Durch die hohe Qualität war die Entscheidung schwierig. Erst nach fünfstündiger Debatte stand der Sieger fest.

Mit dem Gewinner – Grand Parc Bordeaux – wird von der Jury die Wichtigkeit innovativer und gemeinschaftlicher Wohnbauprogramme mit leistbaren Einheiten hervorgehoben. „Zu einem Zeitpunkt, an dem die Aufträge für neue Sozialwohnungen eine Flächenreduzierung der Wohnungen fordern, wird hier das Volumen erhöht, bietet so dem Einzelnen und der Gemeinschaft Würde und einen höheren Wert. Das Ensemble wird zu einer optimistischen Chance für sozialen Wohnungsbau und Moderne, indem es sich großzügig zeigt und auch die Architektur und die Möglichkeiten der Architektur verändert“, heißt es in der Jurybegründung. Die Jury lobte auch den Bauherren, den öffentlichen Bauträger der Metropole Bordeaux Aquitanis, der das Konzept des Umbaus einem Abriss und Neubau vorgezogen hatte. Die Umgestaltung trägt eindeutig die Handschrift von Lacaton & Vassal. Hier wurde genau recherchiert, welche Qualität der Bestand hat und deshalb erhalten werden muss und welche Eigenschaften fehlen und ergänzt werden müssen. Die Umgestaltung jeder Einheit kostete 50.000 Euro (ohne Mehrwertsteuer) und hat den Mietpreis für die bisherigen Mieter, die während der Bauarbeiten nicht aus ihren Wohnungen ausziehen mussten, nicht erhöht.

Der Nachwuchspreis für Architektur 2019 geht an das Studio BAST in Toulouse für das Schulrefektorium in Montbrun- Bocage, Haute-Garonne, unweit der französischen Pyrenäen. Bauherrin ist die Gemeinde Montbrun-Bocage. Eine bestehende Schule für 61 Schüler wurde um eine Kantine erweitert, die den Schulhof umzäunt, in jedoch nicht abgrenzt. Die Jury hob die präzise Umsetzung mit relativ kleinem Budget hervor, in der sowohl der Kontext des Dorfes als auch die unmittelbare Landschaft berücksichtigt würde. Benjamin Aubry, Architekt und Experte des EU Mies Awards zeigte sich von der Einfachheit der Bauteile und Bauweise begeistert, die viel Platz für verschiedene Nutzungsmöglichkeiten biete und außerdem durch seinen poetischen Charakter überzeuge.

Der EU Preis für zeitgenössische Architektur – Mies van der Rohe Award setzt mit dieser Preisvergabe ein unterstützendes Zeichen für Architektur, die sich dem Umbau von Altbestand auf innovative Weise annimmt. Um mehr leistbaren Wohnraum zu schaffen, sind auch Kommunen gefragt, neue Wege zu finden, die die massiven Fehlentscheidungen der letzten Jahrzehnte (Verkauf des eigenen Immobilienbestandes) ausgleichen können. Die beiden preisgekrönten Projekte wurden aus einer Liste von 383 Bauten aus 38 europäischen Ländern ausgewählt. Die Preisverleihung findet am 7. Mai 2019 im Mies van der Rohe-Pavillon in Barcelona statt.


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