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Herzog & de Meuron sind Architects of the Year

von Markus Schraml
MKM, Herzog & de Meuron

Bei den Iconic Awards: Innovative Architecture des deutschen Rat für Formgebung wurden zwei Sonder- und ein Ehrenpreis verliehen. Den Titel „Architects of the Year“ erhält 2022 Herzog & de Meuron, zu den „Interior Designers of the Year“ wurden Matteo Thun & Partners erkoren und der „Architects’ Client of the Year“ ist die Stadt Brügge mit dem Projekt „The Bruges Diptych“.

Herzog & de Meuron gehört zweifellos zu den einflussreichsten Architekturbüros der Welt. Von Basel aus haben Jacques Herzog und Pierre de Meuron seit 1978 ein Renommee aufgebaut, das sich auf Großprojekte wie der Allianz Arena in München, dem Nationalstadion in Peking oder dem höchsten Hochhaus in der Schweiz, dem Roche-Turm gründet. Die Pritzker-Preisträger (2001) wurden in der Vergangenheit für ihren innovativen Umgang mit Materialien gelobt, wodurch sie die Architekturkunst vorangetrieben hätten. Ein Beweis für den hohen künstlerischen Stellenwert des Büros innerhalb der Architekturwelt ist die Verleihung des japanischen Praemium Imperiale. Als kontinuierlichen künstlerischen Einfluss haben die Architekten immer wieder Joseph Beuys bezeichnet.

Die Gestaltungssprache von Herzog & de Meuron hat sich im Lauf der Jahre von der Einfachheit rechteckiger Formen hin zu komplexen, dynamischen Geometrien entwickelt. Neben repräsentativen Unternehmenssitzen hat das Büro öffentliche Gebäude wie den Umbau der Tate Gallery of Modern Art in London, aber auch Krankenhäuser, Kirchen und Gebäude für Wissenschaft und Forschung umgesetzt. Herzog & de Meuron sind fähig, Wahrzeichen zu erschaffen, das haben sie mehrfach bewiesen. Selbst wenn die Durchführung selten friktionsfrei ablief – siehe Elbphilharmonie – war das Endergebnis oftmals atemberaubend. Auch die meisten Hamburger blicken mit Stolz auf ihr neues Wahrzeichen.

Die Jury des Rat für Formgebung begründet die Verleihung des Iconic Awards-Titels „Architects of the Year“ unter anderem so: „Bis heute gelingt es dem Team immer wieder aufs Neue, Form und Funktionalität zu Ikonen zu vereinen, die international für Aufsehen sorgen. Jüngste Beispiele sind der Erweiterungsbau für das Museum Küppersmühle für Moderne Kunst … und natürlich das ebenfalls 2021 eröffnete M+-Museum in Hongkong. Das wie ein auf den Kopf gestelltes T anmutende Gebäude hat nach eigener Aussage von Herzog das Potenzial, das größte Museum für visuelle Kultur in Asien zu werden“.

Jenseits des Mainstreams

Die Auszeichnung „Interior Designers of the Year“ wird in diesem Jahr an Matteo Thun & Partners verliehen. Thun war Schüler von Oskar Kokoschka und Emilio Vedova in Salzburg und machte seinen Abschluss an der Universität von Florenz. Prägend war für ihn die Zusammenarbeit mit Ettore Sottsass, mit dem er 1981 die Memphis Group gründete, eine kurzlebige, wenngleich äußerst einflussreiche Initiative. Ein Befreiungsschlag vom Dogma der Reduktion im Design. 1983 gründete Thun sein eigenes Studio, das heute von Büros in Mailand und München aus internationale Projekte umsetzt. Meist sind es maßgeschneiderte Lösungen für Einfamilienhäuser, High-End-Hospitality-Projekte, inspirierende Arbeitsplatzlösungen oder Projekte im Bereich Gesundheitsversorgung. Die Entwürfe von Matteo Thun und Studiopartner Antonio Rodriguez sind von zeitloser Einfachheit geprägt und verbinden anspruchsvolle Ästhetik mit intuitiver Funktionalität.

Die Jury hebt das für Thun wichtige Thema des „Conscious Design“ hervor. „So geht das Studio ganz eigene Wege und schafft nicht zuletzt auch aus diesem Grund besondere Projekte jenseits des Mainstreams, die die positive Beziehung zwischen Menschen, Orten und Objekten fördern.“ Als Beispiele werden die 2020 fertiggestellten „Waldkliniken Eisenberg“ in Thüringen angeführt und das „Alpine Healthy Living Hotel“. Beide Projekte würden sich durch einen besonderen Umgang mit Holz auszeichnen, wodurch eine jeweils spezielle Atmosphäre entstehen würde. Ohne Zweifel hat Matteo Thun die zeitgemäße Architektur und das Interieurdesign im alpinen Raum entscheidend mitgeprägt. „Oder die ikonische Bar Campari, die seit 2019 die Marke Campari mit allen Sinnen erlebbar werden lässt. Zeitlosigkeit, Einfachheit und Menschlichkeit – wie Matteo Thun & Partners diesen Dreiklang authentisch in stilvolle Designs übersetzt, ist einzigartig“, kommentiert die Jury begeistert.

Was sich dahinter verbirgt

Der „Architects’ Client of the Year“ ist ein Ehrenpreis innerhalb der Iconic Awards, der ein Unternehmen würdigt, das durch seine Beauftragungen ein holistisches Architekturverständnis fördert. 2022 ist dies die UNESCO-Weltkulturerbestadt Brügge und das Projekt „The Bruges Diptych“. Die „Triennale Brügge 2021“ stand unter dem Motto „TraumA“. Dabei sollten verborgene, dunkle Teile der Stadt thematisiert werden. Es entstanden 13 architektonische bzw. künstlerische Arbeiten, darunter auch der Pavillon „Brugge Diptych“ des amerikanischen Architekten Jon Lott (Studio PARA PROJECT).

Lott entwarf einen ganz aus Holz bestehenden Baukörper, der auf Pontons im Kanal fußt. Die Konstruktion verlängert die Fassade eines historischen Stadthauses visuell quer über den Kanal und faltet sich dabei in zwei gleiche Fassaden auf – wie ein Diptychon-Bild. „Während dadurch von außen der Eindruck entsteht, es handle sich um zwei Häuser, offenbart sich von innen eine ganz andere Wahrheit. Mit diesem spannenden Spiel zwischen der Welt vor einer Fassade und dem, was sich dahinter verbirgt, gelingt Lott eine intelligent gelöste Interpretation des Triennale-21-Themas TraumA“, beschreibt die Jury das Projekt.

Die beiden Sonderpreise sind mit jeweils 10.000 Euro dotiert. Die Ehrung der Preisträger wird am 5. Oktober 2022 in der BMW Welt in München stattfinden.


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