Home Architecture Erlebniswelt unter Kegeln – Österreich-Pavillon der Expo Dubai

Erlebniswelt unter Kegeln – Österreich-Pavillon der Expo Dubai

von Markus Schraml
Austria Makes Sense

Die Expo Dubai ist eine prestigeträchtige Bühne für Architekt*innen und Designer*innen. Am 1. Oktober startet die Weltausstellung mit einem Jahr Verspätung und 192 Nationen beteiligen sich daran. Österreich ist unter dem Motto „Austria makes Sense“ vertreten. querkraft Architekten ließen sich von den historischen Windtürmen und den klimaregulierenden Eigenschaften der arabischen Lehmarchitektur inspirieren. Sie schufen mit dem Österreich-Pavillon einen Ort des sinnlichen Erlebens. Indem sie Tradition mit Moderne verbinden, bringen sie zum Ausdruck, dass der Mangel an Nachhaltigkeit kein technologisches Problem ist, das von Ingenieur*innen schon irgendwann gelöst werden kann, sondern nur durch einen gesellschaftlichen Wandel machbar sein wird. Zentral dabei seien Rücksichtnahme und Verständnis für die Umwelt.

Die Architekt*innen haben ein Netzwerk aus 38 miteinander verschnittenen Kegeln in die Wüste gestellt und damit einen Dialog zwischen lokaler Bautradition und intelligentem „Klimaengineering“ geschaffen. Die ursprüngliche Idee, alle Kegeln aus Stampflehm zu bauen, scheiterte an Kosten- und Genehmigungsgründen. Nun bestehen sie aus Betonfertigteilen, die nach der Expo an einem anderen Standort weiter genutzt werden. Auf Lehm wurde dennoch nicht verzichtet, denn das Innere der Kegellandschaft ist damit ausgekleidet. Das ergibt eine Haptik, die sehr behaglich wirkt und im Trubel der Expo zum entspannenden Verweilen einladen soll.

Lehm und Medientechnologie

Einen erheblichen Anteil an den stimmungsvollen Innenräumen haben die querkraft-Partner Ars Electronica Solutions, Designstudio bleed und büro wien. Auffallend für Ausstellungsräume ist, dass es hier keinen einzigen Bildschirm und keinen einzigen Text gibt. Mit mehreren interaktiven künstlerischen Projekten spricht dieser Erlebnisraum alle Sinne der Besucher*innen an, rückt dabei aber nie Technologie, sondern immer den Menschen ins Zentrum. „Wir kreieren ein multidimensionales Bild, das nicht argumentativ überzeugen will, sondern emotional involviert und setzen dabei gezielt auf medientechnische Innovationen aus Österreich“, sagt Michael Mondria, Managing Director von Ars Electronica Solutions. „Durch die Symbiose von künstlerischer Innovation und komplexer Medientechnologie kreieren wir eine Schönheit und Eleganz, die ihre ganz eigene Wirkung entfalten“, ergänzt Chris Bruckmayr, Head of Products & Events von der Ars Electronica Solutions.

Zeitraffer-Video über den Aufbau des Österreich-Pavillons in Dubai. © timelapse middle east

Eine eigens entwickelte interkulturelle Bildsprache zieht sich durch den gesamten Pavillon und leitet von einer Station zur nächsten. Statt der üblichen Infotexte zieren Ritzzeichen die Lehmwände und werden mittels dynamischer Projektionen als Piktogramme und Animationen zum Leben erweckt. Florian Berger vom Ars Electronica Futurelab zeigt mit einer poetischen Visualisierung, wie der Kühleffekt des Pavillons funktioniert. Seine interaktive, dynamische Visualisierung „Airflow“ macht die vor Ort spürbaren Luftströmungen sichtbar.

Audio-visuelle Erlebnisse

Im Pavillon gibt es zudem drei „Soundcones“. Zu hören ist weltberühmte Musik aus Österreich – wie das Leitmotiv von Schuberts 9. Sinfonie, das immer wieder mit Klängen aus der Natur, Kultur und Industrie verwoben wird. „Die Magie des Sandes“ steht wiederum im Mittelpunkt einer gemeinsam mit dem UnterlassLAB der TU Wien entwickelten, robotischen Installation. Wie von Geisterhand gesteuert, zieht hier eine Stahlkugel ihre Kreise und zeichnet komplexe, an einen Zen-Garten erinnernde Muster in den Sand. Schließlich gibt es noch die interaktive Installation „Heartbeat“, die verdeutlichen soll, dass die Menschen trotz vieler kultureller, religiöser und ideologischer Unterschiede mehr verbindet als trennt. Mithilfe eines speziellen Interface wird der Puls der Besucher*innen gemessen und zum Input für eine Chladni-Figur. Puls für Puls wird in einem Archiv festgehalten, das ähnlich den Jahresringen eines Baums visualisiert wird.

Im österreichischen Pavillon sollen Besucher*innen inmitten der Hektik des Expo-Betriebes einen Ort der Entschleunigung und Ruhe bei angenehmem Raumklima, Tageslicht und Naturbezug finden. Der Energiebedarf konnte übrigens verglichen mit Gebäuden ähnlicher Art und Nutzung um mehr als 70 % reduziert werden. Damit liefert der Pavillon von querkraft einen interkulturellen Beitrag zur Energiedebatte und zu Fragen des klimasensiblen Bauens. Der Österreich-Pavillon wurde finanziert und in Auftrag gegeben vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort sowie der Wirtschaftskammer Österreich.

In diesem Video spricht Gerd Erhartt (querkraft) im Rahmen des diesjährigen Turn On-Festivals unter anderem über das Expo-Projekt “Austria makes Sense”.


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