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Kunst und Design – Salone del Mobile 2023

von Markus Schraml
Salone press conference 2023

In den letzten Jahren wurde viel über die Zukunft von Messen diskutiert. Wie schaffen es Messeformate heute noch Mehrwert für Aussteller und Besucher zu generieren? Die größte Einrichtungs- und Designmesse der Welt, der Salone del Mobile in Mailand, hat für seine neue Ausgabe, die wieder am gewohnten Termin im April stattfindet, einige Änderungen vorgenommen, die genau darauf eine Antwort geben wollen. Die wichtigste Maßnahme ist wohl die Erstellung eines recht umfangreichen kulturell-künstlerischen Programms, vor allem in den vier Pavillons der Euroluce, der internationalen Lichtausstellung.

Das Ausstellungsdesign der Licht-Biennale wurde vom Studio Lombardini22 neu durchdacht – mit dem Ziel, bessere Verbindungen zwischen den Pavillons zu schaffen. Ergebnis ist ein vereinfachter Besucherweg, der in einer Schleife verläuft und der von der Struktur traditioneller italienischer Städte inspiriert ist. Dies soll auch die Sichtbarkeit der Aussteller erhöhen und gewährleisten, dass jeweils genügend Platz zur Verfügung steht. Das Ganze läuft unter dem Titel „City of Lights“ (Stadt der Lichter). Für einen tatsächlichen Mehrwert, der über die Produkte der Aussteller hinausreicht, sollen die von Beppe Finessi (ass. Prof. am Politecnico di Milano) konzipierten interdisziplinären kulturellen Inhalte sorgen. „Es ist ein pluralistisches Projekt, das an die Schönheit und Kraft glaubt, die entstehen, wenn verschiedene Stimmen zu Wort kommen. Deshalb wurden Künstler und Kuratoren mit sehr unterschiedlichen Ansätzen und aus unterschiedlichen Generationen und mit unterschiedlicher Herkunft einbezogen“, erläutert Finessi. Auf diese Weise sollen die hier vertretenen Top-Designunternehmen mit anderen Bereichen der Kreativität in Dialog treten – wie der Architektur, der Malerei, Skulptur und Fotografie.

Lombardini22 ist nach Auftragsvolumen das führende Unternehmen für Architektur und Design in Italien. Der Salone beauftragte die Gruppe mit dem Ausstellungsdesign für die Euroluce.

Arena von Formafantasma

Das Herz der Euroluce wird „Aurore“ sein, eine Art Arena und großer Platz für Gespräche, die von Formafantasma entwickelt wurde. Teilnehmen werden unter anderem Shigeru Ban, Kjetil Trædal Thorsen und Marius Myking von Snøhetta, Nao Tamura sowie Andrea D’Antrassi von MAD. Wenn keine Talks stattfinden, soll sich dieser Ort in eine immersive Video/Audioinstallation verwandeln, in der Licht als Produkt und als Naturphänomen reflektiert wird. Ein meditativer Raum, in dem die Wirkung von Licht auf den Menschen erfahrbar ist. Das Designerduo Formafantasma zeichnet auch für die zwölf „Constellations“ verantwortlich – architektonische Intermezzi, die den gesamten Ausstellungspfad säumen werden.

Andrea Trimarchi und Simone Farresin von Formafantasma sind für die Messe mehrfach im Einsatz. Sie haben die Talk-Arena, die Constellation-Installationen sowie den Buchladen entworfen.

Licht und Kunst

Zu den Hauptausstellungen zählt die von Massimo Curzi kuratierte Einzelschau über Hélène Binet, einer der wichtigsten zeitgenössischen Fotografinnen. Dabei sollen Bilder gezeigt werden, die von der Beziehung zwischen Licht und Architektur erzählen. Martina Sanzarello wird eine Ausstellung als Hommage an die klassische Glühbirne umsetzen. Sie zeigt eine Reihe von Glühbirnen, die von ihrer primären Funktion in „beunruhigende“ kleine Objekte und experimentelle Installationen verwandelt werden. Matteo Pirola wiederum wird eine Ausstellung von „künstlichen Sternen“ zeigen, die vom Studio „From Outer Space“ in Szene gesetzt werden.

Michele Cazavara kuratiert eine Ausstellung mit Interieurs, in denen künstliches Licht eine Hauptrolle spielt. Die Installation wird von Berfu Bengisu Gören entworfen. Schließlich wird Maurizio Nannucci, einer der stärksten Interpreten von künstlichem Licht in der zeitgenössischen Kunst, eine Installation kreieren, die in leuchtender Neonschrift den Satz: „YOU CAN IMAGINE THE OPPOSITE“ (also: Du kannst dir das Gegenteil vorstellen) zeigt. Dies soll die Betrachter dazu ermahnen, sich frei zu fühlen, kreativ und neugierig zu sein. Im Bereich der Euroluce findet sich auch die Ausstellungsfläche für den 24. SaloneSatellite. Über 550 junge Designer werden dort eine Ahnung von der Zukunft des Designs vermitteln.

Speis und Buch

Eine weitere wichtige Einrichtung wird ein sich dem Thema Licht widmende Fachbuchladen für Design, Kunst und Illustration sein. Das von Corraini Editori kuratierte Projekt wurde ebenfalls von Formafantasma konzipiert und zwar als intimer, warmer, einladender Raum. Nicht zuletzt werden die Euroluce-Pavillons auch ein Bistro und ein gehobenes Restaurant beherbergen, die von Piero Lissoni entworfen wurden.

One Level-Konzept

Eine große Änderung bezüglich der generellen Organisation der Messepavillons ist die Entscheidung, alles auf eine einzige Ebene zu verlagern. Das bedeutet, die obere Ebene (8-12, 16-20) entfällt und alle bisher dort ausstellenden Firmen müssen ins Erdgeschoss umziehen. Dies soll für mehr Klarheit sorgen. Auch das Thema Umweltfreundlichkeit tritt immer mehr in den Vordergrund. Schon Stefano Boeri hatte für den Supersalone im Jahr 2021 den Fokus dorthin verschoben und dieser Ansatz wurde auch 2022 fortgesetzt. Mit der Ausgabe 2023 strebt die Messe unter der Präsidentschaft von Maria Porro eine ISO 20121-Zertifizierung für nachhaltiges Veranstaltungsmanagement an.

Konkrete Maßnahmen in dieser Hinsicht sind etwa der Bau modularer Strukturen für die Euroluce, die entweder wiederverwendet oder an anderen Orten weiterverwendet werden können. Darüber hinaus bemüht sich der Salone, Lieferanten von recycelten, recycelbaren und/oder wiederverwendbaren Materialien für die Messeaufbauten der allgemeinen Bereiche zu forcieren. Um seinem Engagement für mehr Umweltfreundlichkeit Nachdruck zu verleihen, ist der Salone seit 2022 Mitglied des Global Compact der Vereinten Nationen.

Der 61. Salone del Mobile.Milano findet vom 18. bis 23. April 2023 statt.


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