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Material aus erneuerbarem Kohlenstoff – Renewable Materials Award

von Markus Schraml
1. Platz beim Renewable Materials Award. © Vepa

Materiallösungen, die das Potenzial haben, bis 2050 die Petrochemie abzulösen, standen im Fokus der Renewable Materials Conference des nova-Instituts. 420 Besucher*innen, 60 Vortragende, 11 Podiumsdiskussionen, 500 öffentliche Beiträge und 1.500 Netzwerkaktivitäten – die Zahlen belegen den regen Austausch der Onlinekonferenz (18. – 20. Mai). Das Thema Innovationen aus bio- und CO2-basierten Chemikalien / Materialien sowie des chemischen Recyclings wurde aus verschiedensten Perspektiven beleuchtet. Grundsätzlich geht es darum, den gesamten zusätzlichen fossilen Kohlenstoff aus dem Boden zu ersetzen, um die Ursache für den Klimawandel an der Quelle zu bekämpfen.

Renewable Material of the Year 2021

Der Beirat der Konferenz wählte aus 36 Einreichungen, die im Konferenz-Journal einzeln aufgeführt sind, sechs Unternehmen aus, ihre Technologien und Anwendungen dem Publikum vorzustellen. Die Produkte sind bereits auf dem Markt erhältlich oder stehen kurz vor der Markteinführung. Die Gewinner*innen wurden schließlich am zweiten Konferenztag von den Teilnehmern*innen ausgewählt. Die drei Sieger stammen aus den Niederlanden (Plantics & Vepa), Frankreich (Carbios) und aus den USA/Schweiz (LanzaTech). Sie decken die drei Optionen des erneuerbaren Kohlenstoffs ab: bio-basiert (Hanffasern und Bioharz), Recycling (enzymatisches Recycling von PET) und CO2-Nutzung (Haushaltsreiniger). Der Innovationspreis wurde von Covestro aus Leverkusen gesponsert und gemeinsam mit dem nova-Institut vergeben.

Stuhl aus Hanffasern und duroplastischem Bio-Harz

Die Stühle der Kollektion „Hemp Fine“ des niederländischen Möbelherstellers Vepa verfügen über eine Sitzschale aus einem nachwachsenden Rohstoff. Die verwendeten Materialien Hanffaser und Bio-Harz sind pflanzenbasiert und recycelbar. Das bio-basierte Harz und das Material werden von Plantics hergestellt und basieren auf einer Entwicklung der Universität von Amsterdam. Die Bio-Harze sind weltweit für viele verschiedene Anwendungen patentiert. Plantics und Vepa haben zwei Jahre lang intensiv zusammengearbeitet, um das Bio-Material zu einer hochwertigen Sitzschale zu verarbeiten. Die Kollektion wird komplett in den Niederlanden produziert und umfasst derzeit Stühle und Barhocker. Beim Produktionsprozess wird mehr CO2 absorbiert als ausgestoßen. Außerdem sind die Stühle so designt, dass die verschiedenen Teile leicht zu trennen sind und die Materialien im Kreislauf wiederverwendet werden können. Für diese höchst innovative Entwicklung gab es den 1. Platz beim Renewable Materials Award.

Kunststoffflasche aus enzymatisch recycelten Textilabfällen

Dem französischen Unternehmen Carbios gelang es, die erste transparente Kunststoffflasche aus enzymatisch recycelten Textilien herzustellen. Platz 2 beim Renewable Materials Award dafür. Mit der enzymatischen Recyclingtechnologie kann jede Art von PET-Kunststoffabfall in seine Grundbestandteile (Monomere) zerlegt werden, die dann wieder zur Herstellung von neuem PET-Kunststoff in der Qualität des Primärrohstoffs verwendet werden können. Mechanische Recyclingtechnologien können Textilabfälle nicht effizient recyceln. Mit dem neuen enzymatischen Verfahren lassen sich dagegen Polyester-Fasern zu einer hochwertigen PET-Qualität „upcyceln“, die sich für die Herstellung von durchsichtigen Flaschen eignet.

Dem französischen Unternehmen Carbios gelang es, die erste transparente Kunststoffflasche aus enzymatisch recycelten Textilien herzustellen.

Reiniger aus recyceltem Kohlenstoff

Der 3. Platz ging an das CO2-Recycling für CarbonSmart-Reiniger der Firma LanzaTech (USA/Schweiz). Im Jahr 2020 haben das größte Schweizer Einzelhandelsunternehmen Migros und seine Tochtergesellschaft Mibelle Group eine Reihe von flüssigen Reinigungsprodukten mit LanzaTechs „CarbonSmart Ethanol“ als Teil des Migros „Plus Oeco Power“ und „Potz“ Reiniger-Sortiments eingeführt. Das „CarbonSmart Ethanol“ wird aus recyceltem Kohlenstoff aus Abgasen der Stahlindustrie hergestellt. Der neue Herstellungsprozess reduziert Treibhausgas-Emissionen und hält zusätzliche fossile Ressourcen im Boden. Der signifikante Beitrag zur Nachhaltigkeit wurde durch eine unabhängige Ökobilanz bestätigt. Der Ansatz erhielt Unterstützung von Expert*innen des Schweizer WWF.

Die nächste Renewable Materials Conference ist für 2022 geplant und soll wieder vor Ort in Köln stattfinden. Organisator nova hat angekündigt, dieses Event dann als hybride Veranstaltung abhalten zu wollen. Das nova-Institut ist ein privates, unabhängiges Forschungsinstitut, das 1994 gegründet wurde. nova bietet Forschung und Beratung mit Schwerpunkt auf dem Transformationsprozess der chemischen und stofflichen Industrie hin zu erneuerbarem Kohlenstoff. Das nova-Institut hat über 40 Mitarbeiter*innen, die sich mit Fragen zu erfolgreichen Strategien zur Substitution von fossilem Kohlenstoff durch Biomasse, direkte CO2-Nutzung und Recycling beschäftigen.


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