Home Design Michael Thonet-Fabrik seit 160 Jahren in Betrieb

Michael Thonet-Fabrik seit 160 Jahren in Betrieb

von Markus Schraml
Holz biegen hat in Bystřice pod Hostýnem eine 160-jährige Tradition. Foto © Lukas Pelech Atelier

Im Jahr 1861 gründete Michael Thonet eine Fabrik im tschechischen Bystřice pod Hostýnem. Trotz der wechselvollen Geschichte des 20. Jahrhunderts ist dieses auf die Herstellung von Bugholz spezialisierte Werk bis heute ununterbrochen aktiv. Dieser Film gibt mittels 360-Grad-Technik einen seltenen Einblick in die Arbeit, die dort verrichtet wird.

Mit Bugholz durch die unruhige Geschichte

Von der Gründung über die beiden Weltkriege und die kommunistische Ära bis hin zu einer modernen Neuorientierung in den 1990er-Jahren wurde in Bystřice pod Hostýnem immer produziert. Dabei wurde die Technik des Holzbiegens perfektioniert. Das heutige Unternehmen TON geht auf die Nachkriegszeit zurück. 1945 wurde im Zuge der Beneš-Dekrete das gesamte Thonet-Eigentum (darunter drei Fabriken und zwei große Landgüter) verstaatlicht. Das neue Staatsunternehmen bekam den Namen Továrny ohýbaného nábytku (Bugholzmöbel-Fabriken) – kurz TON. Doch trotz der an sozialistische Ideen angepassten Organisation wurden weiterhin klassische Thonet-Möbel produziert, die um neue Designs ergänzt wurden.

Eine neue Freiheit

1989 verblieb TON zunächst in Staatsbesitz, wurde allerdings 1994 in eine private Aktiengesellschaft umgewandelt. Um das Millennium begann das Unternehmen damit, eine neue moderne Markenidentität aufzubauen und Automatisierungsprozesse einzuführen. Damals startete der Möbelhersteller unter der Führung von Petr Bilek auch Kooperationen mit externen Designer*innen. Zunächst mit Tom Kelley als Art Director und den Designern Olgoj Chorchoj, Jaroslav Juřica und Mads K. Johansen.

Ein bis heute wichtiger Kontakt kam 2010 zustande. Alexander Gufler zeigte auf der imm cologne seinen Merano-Lehnstuhl, der bald ins Portfolio von TON aufgenommen wurde. Ohne Zweifel hat der italienische Designer in der Folge dem tschechischen Unternehmen durch eine Reihe von Produkten und Produktvarianten seinen kreativen Stempel aufgedrückt. Heute ist er Art Director von TON und will mit CEO Milan Dostalík die Bugholz-Tradition in die Zukunft tragen.

„Werden Möbel in Zukunft aus Holz gemacht sein?“, fragt sich Gufler und antwortet: „Ich hoffe es, weil das Material Holz unserem Leben und Wohnungen ein erdverbundenes, natürliches Element hinzufügt. Ich bin sicher, dass, so lange es Holzmöbel gibt, Bugholz ein wichtiger Teil davon sein wird, aufgrund seines Charakters, seiner Tradition und des Erbes.“

Selbst in einer Zeitepoche der Digitalisierung werden TON-Möbel nach wie vor mit traditionellen Techniken hergestellt. Aus Anlass des 160-jährigen Bestehens der Fabrik in Bystřice pod Hostýnem ist nun ein Buch erschienen. In der Publikation „+ – 160 Years“ von Adam Štěch wird die Geschichte der Bugholzmöbel-Herstellung anhand von Archivmaterial, ikonischen Produkten, aber auch Kuriositäten und vor allem Erinnerungen von Zeitgenossen und Experten erzählt.

Aus Anlass des 160-jährigen Bestehens der Fabrik in Bystřice pod Hostýnem ist das Buch „+ – 160 Years“ von Adam Štěch erschienen. © TON

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