Das neue Teehaus in Fuzhou (China) im Design von Neri & Hu dient nicht nur dem Genuss von Tee, sondern ist gleichzeitig auch eine Art Reliquienschrein. Beim von den Architekt*innen umhüllten Artefakt handelt es sich um eine Holzkonstruktion aus der Residenz eines hochrangigen Beamten der Qing-Dynastie (1644 – 1912). Diese Struktur im Hui-Stil mit zahlreichen Schnitzereien und raffinierten Tischlerarbeiten bildet das Herzstück des Teehauses.
Das Grundkonzept zielt darauf ab, moderne Architektur mit einem Stück traditionellem Erbe zu verbinden. Es ist der Wunsch, die alte Kultur festzuhalten und chinesische Identität, die sich daraus speist (speisen sollte), wiederzuerwecken. Zumindest aber soll daran erinnert werden, dass dies ein wichtiger Teil der eigenen Geschichte ist, der in der rasanten modernen Entwicklung in Vergessenheit zu geraten droht.
Neri & Hu haben den Entwurf als Haus auf einem Felsen gedacht. Das Teehaus steht erhöht auf einem Sockel aus gestampften Beton. Das geschwungene Kupferdach spiegelt die Dachlinie des eingeschlossen Artefakts wider. Die Architekt*innen haben als zentrales Material Stampfbeton verwendet, – eine Hommage an die traditionellen Lehmbauten dieser Region. Durch das umgebenden Wasserbecken verdoppelt sich die Silhouette des Gebäudes – die reelle Form und ihre Spiegelung.
Auf dem Weg in die große Halle, wo sich die antike Konstruktion befindet, durchschreiten Besucher*innen ein Spiel aus Kontrasten: hell und dunkel, leicht und schwer, grob und fein. Durch transparente Dachöffnungen dringt Licht in die Tiefen des Gebäudes und beleuchtet auch das historische Bauwerk. Die Struktur offenbart sich erst, wenn man das Zwischengeschoss erreicht. Dort haben Besucher*innen Gelegenheit, die aufwendigen Schnitzereien durch die erhöhte Position genau zu betrachten. Das scheinbar schwebende Metalldach wurde mit kupferverkleideten Traversen 50 cm von der Basis abgehoben. Dadurch entsteht ein Beleuchtungsstreifen, der über den gesamten Umfang verläuft.
Das Untergeschoss beherbergt eine zweite Ankunftslobby mit einer Rotunde, einem abgesenkten Innenhof und Verkostungsräumen. Die Unterseite der Form des runden Pools im Innenhof darüber, ist hier ebenfalls zu sehen.
China befindet sich im Wandel. Die rasante wirtschaftliche Entwicklung hat – bei allen Problemen des Landes – vielen Menschen Wohlstand gebracht. Langsam setzt in manchen Kreisen ein Umdenken oder eher ein Nachdenken darüber ein, wie viel von der reichen chinesischen Kultur dadurch bereits niedergewalzt wurde. Eine genuine Identität kann sich nur aus der eigenen Kultur und Geschichte ergeben. Architektonische Zeugnisse davon müssen erhalten und in Erinnerung zurückgerufen werden. Das Teehaus in Fuzhou ist ein Beispiel dafür, wie alt mit neu verbunden und kulturelles Erbe in die Zukunft getragen werden kann.