Home Art Öffnungen – real und virtuell. Das MAK Wien Programm 2023

Öffnungen – real und virtuell. Das MAK Wien Programm 2023

von Markus Schraml
MAK Wien, Rosemarie Castoro

Im Museum für angewandte Kunst Wien (MAK) präsentierte Generaldirektorin Lilli Hollein das Jahresprogramm 2023. Neben dem Reigen der Ausstellungen, der am 31. Jänner mit gleich drei parallel startenden Schauen beginnt, waren auch Umbauten, die weitere Öffnung in den Stadtraum und der erste Schritt in Richtung Mitgestaltung auf Basis der Blockchain-Technologie Thema der Pressekonferenz.

Die Aufgabe eines Museums ist die Wissensvermittlung. Dabei reflektiert die Auswahl der Themen auch den zeitgenössischen Diskurs. Ein Museum für Design und angewandte Kunst wie das Wiener MAK muss dafür sowohl die Geschichte als auch gegenwärtige Positionen aufgreifen. Auf Letzteres legt Lilli Hollein, die im September 2021 die Leitung des Hauses am Stubenring übernahm, besonderes Augenmerk. Grundsätzlich zeigt ihre Programmplanung für 2023 ein weites Feld an Themen. Doch bereits die ersten drei Ausstellungen des Jahres geben eine Ahnung davon, wohin die Reise führt. Die Künstlerin Birke Gorm behandelt in „dead stock“ die Möglichkeiten der Zirkularität von Alltagsgegenständen und setzt diese in Bezug zu patriarchalen Geschlechterhierarchien. Neun handgefertigte Skulpturen dienen als Symbole für den Zusammenhang von Arbeit, Material und Geschlechterrollen (MAK Galerie, 1.2. – 25.6.).

Im MAK Forum (1.2 – 30. 4.) ist mit „Animated Bodies“ der offizielle Österreich-Beitrag zur 23. Internationalen Ausstellung der Triennale di Milano 2022 zu sehen. Die multisensorische Installation von Sonja Bäumel untersucht die lebenswichtigen Verbindungen unserer Körper und Mikroben. Den größten Schatz des MAK stellt die eigene Sammlung dar. In diesem Zusammenhang wird mit „FALTEN“ die Kunst des Faltens im Spiegel seiner Jahrtausende anhaltenden Geschichte gezeigt. 90 Objekte, großteils aus der MAK-Sammlung, verdeutlichen die kulturhistorische Bedeutung dieser Art der Gestaltung. (Zentraler Raum MAK Design Lab, 1.2. – 21.5.)

Geschichte der Künstlerinnen

Auch 2023 wird der Frauenschwerpunkt im MAK weitergeführt. Zu den oben genannten Ausstellungen gesellen sich eine Personale zu Rosemarie Castoro, Lili Reynaud-Dewar präsentiert in der MAK Direktion das Projekt „Rome, 1er et 2 novembre 1975″, das sich auf die Ereignisse in der Nacht bezieht, in der Filmemacher Pier Paolo Pasolini nahe Rom ermordet wurde (29.3. – 6.8.) und die Ausstellung „GERTIE FRÖHLICH. Schattenpionierin” zeigt das Werk der 2020 verstorbenen Künstlerin und einflussreichen Persönlichkeit der Wiener Nachkriegsmoderne (MAK Kunstblättersaal u. MAK Direktion, 13.9.2023 – 3.3.2024). Schließlich reflektiert „STERNE, FEDERN, QUASTEN“ die Arbeit der Wiener-Werkstätte-Künstlerin Felice Rix (1893 – 1967) (Zentraler Raum MAK Design Lab, 22.11.2023 – 21.4.2024).

GERTIE FRÖHLICH. Schattenpionierin (MAK Kunstblättersaal u. MAK Direktion, 13.9.2023 – 3.3.2024). Gertie Fröhlich, 1970 © Marieli Fröhlich

Wien, Stadt der Traditionen

Das Wiener MAK nimmt zudem seine Verantwortung in Bezug auf historische Themen wahr. So wird an das 150-Jahr-Jubiläum der Wiener Weltausstellung 1873 mit der Schau „WIENER WELTAUSSTELLUNG 1873 REVISITED. Ägypten und Japan als Europas Orient“ erinnert (Zentraler Raum MAK Design Lab, 28.6. – 22.10.). Ein weiteres Jubiläum feiert das renommierte Wiener Unternehmen J. & L. Lobmeyr. Die 200-jährige Geschichte des Glasspezialisten ist von einer engen Verbindung zum MAK gekennzeichnet. „GLANZ UND GLAMOUR. 200 Jahre Lobmeyr“ gibt einen Einblick in die zahlreichen Bestände, die über die Dekaden hinweg in die MAK-Sammlung aufgenommen wurden: kunstvolle Gläser, Service und Luster.

Öffnung in den virtuellen Raum

Ein brennendes Thema unserer Zeit greift das MAK mit „/imagine: Eine Reise in die Neue Virtualität“ auf (MAK Ausstellungshalle, 10.5. – 10.9.). Es geht um Gestaltung, Architektur und Städteplanung im virtuellen Raum. Wie wirkt sich dieser Raum in puncto Gesellschaft, Politik, Ökologie und Infrastruktur aus und kann sich der virtuelle Raum in der realen Welt fortsetzen? Dazu passt die Initiative MAK DAO (Decentralized Autonomous Organization). Als erstes österreichisches Museum macht das MAK damit einen zunächst experimentellen Schritt in Richtung Mitgestaltung des Museums durch das Publikum auf Basis der Blockchain-Technologie. MAK DAO wird in Zusammenarbeit mit dem technischen Partner caliber und Process – Studio for Art and Design entwickelt. Es soll eine Art virtuelle Community daraus entstehen.

Öffnung zum Stadtraum

Das MAK will sich ab Frühsommer 2023 weiter zum Stadtraum hin öffnen und den MAK-Garten dann zu den Museumsöffnungszeiten zugänglich machen. Damit soll die Verbindung zum dritten Bezirk gestärkt und außerdem ein Durchgang zur benachbarten Universität für angewandte Kunst Wien geschaffen werden.

Mehr Zeitgenössisches

Zeitgenössische Positionen sind im MAK schon viele Jahre lang vertreten. Auch die Zusammenarbeit mit heimischen Designschaffenden stand auf der Agenda. Unter Lilli Hollein werden diese Schwerpunkte fortgeführt und verstärkt. So soll ab Mai 2023 ein weiterer repräsentativer Ausstellungsraum im Haupthaus am Stubenring für gegenwärtige Perspektiven zur Verfügung stehen. Die zentral in der MAK Säulenhalle gelegene MAK Schausammlung Teppiche wird zu MAK CONTEMPORARY. Erste Schau wird „Land of Lashes“ sein (24.5. – 1.10.), die erste Einzelausstellung der New Yorker Künstlerin Rosemarie Castoro in Österreich. Die MAK Schausammlung Teppiche wird 2023 überarbeitet und soll im Jahr 2024 in den bisherigen Raum für Wechselausstellungen oberhalb der MAK Schausammlung Wien 1900 umziehen.

Historische Themen scheinen im neuen Programm des MAK die Pflicht zu sein, zeitgenössische Positionen hingegen die Kür. Viele gesellschaftsrelevante Fragestellungen werden aufgegriffen und in großteils künstlerischen Arbeiten ans Publikum gebracht. Es ist ein strahlender Spiegel des Interesses Lilli Holleins, in dem vor allem Künstlerinnen aufblitzen. Viele der Ausstellungen sind höchst anspruchsvoll, ob sie auch publikumswirksam sein werden, muss sich im Lauf des Jahres zeigen.


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